Luxemburg-Stadt809 neue Wohnungen im Rollingergrund: Teilbebauungsplan „Faïencerie“ gutgeheißen

Luxemburg-Stadt / 809 neue Wohnungen im Rollingergrund: Teilbebauungsplan „Faïencerie“ gutgeheißen
Ein neues Wohnviertel für rund 2.100 Menschen soll hier entstehen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Auf dem Gelände der früheren Porzellanfabrik Villeroy & Boch plant die Gemeinde ein neues Wohnviertel zu errichten. Mehr als 2.000 Menschen könnten dort einmal leben. Am Montag wurden der entsprechende Teilbebauungsplan (PAP) sowie eine Abänderung des Bebauungsplans (PAG) im hauptstädtischen Gemeinderat angenommen.

2010 wurde die Produktion bei Villeroy & Boch im Rollingergrund eingestellt, seitdem liegt das Gelände brach. Die Gemeinde plant dort ein neues Wohnviertel zu errichten. Entgegen den ursprünglichen Plänen aus dem Jahr 2016 wurde die Bebauungsdichte von 65 auf 95 Wohneinheiten pro Bruttohektar erhöht. Anstatt den damals geplanten 554 können nun 809 Wohnungen gebaut werden, die rund 2.100 Menschen Platz bieten. Die Gesamtfläche, die bebaut wird, bleibt dabei unverändert bei 8,5 Hektar, wovon sich rund 3,5 Hektar in öffentlicher Hand befinden. 

Wie bei anderen aktuellen Projekten auch, will man auch bei diesem ein sogenanntes Mischgebiet schaffen, d.h. ein gemischt genutztes Viertel mit Wohnungen, Gewerbe, Geschäften, Unternehmen, Dienstleistungen, öffentlichen Einrichtungen sowie Freiflächen. Die historischen Elemente des Geländes – Schlosspark, Schornstein der Fabrik und das „Carré“ als zentraler Platz – werden in das Projekt integriert. 

Der u.a. von „déi gréng“ geforderte Lift bis hinauf auf den Limpertsberg ist im aktuellen PAP nicht vorgesehen. Würde man darauf bestehen, müsste man mindestens noch ein Jahr warten, bis man im Gemeinderat über den Teilbebauungsplan abstimmen könnte, erklärte der Vorsitzende der Kommission für Stadtentwicklung, Claude Radoux (DP). Begrüßt wurde von der grünen Opposition der Plan einer Fahrradpiste entlang des Viertels, die an den Radweg in Mühlenbach anschließen soll. 

Kritik am Projekt kam vor allem von „déi Lénk“, wobei es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen Guy Foetz von den Linken und Vertretern der Mehrheit kam. Kritik übte er einerseits an den für die zukünftigen Bewohner vorgesehenen Parkplätzen. Mit 1,2 Autostellplätzen pro Wohnung würden dann später einmal fast tausend Wagen dort verkehren; andererseits wären für Fahrräder nur maximal zwei Stellplätze pro Wohnung vorgesehen, was nicht ausreiche. Vor allem aber kritisierte Foetz, dass auf dem Abschnitt des Geländes, welcher der Gemeinde gehört, bis 2026 nichts gebaut würde, da es noch an Villeroy & Boch vermietet sei. Auch bezweifelte er, dass auf besagtem Abschnitt überhaupt Sozialwohnungen gebaut würden. 

Nach der Schließung blieb noch ein Outlet-Laden
Nach der Schließung blieb noch ein Outlet-Laden Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Dass private Bauherren aus ihrer Verantwortung entlassen würden (den Bau von Sozialwohnungen betreffend), sei eine Unterstellung, erwiderte Claude Radoux auf die Vorwürfe. Bürgermeisterin Lydie Polfer ihrerseits meinte, es sei unerträglich, dass der Vertreter von „déi Lénk“ stets das Gefühl aufkommen lasse, die Gemeinde würde private Bauherren auf Koste der Allgemeinheit privilegieren. Jede Seite werde ihrer Verpflichtung nachkommen; darüber hinaus werde die Gemeinde in puncto Sozialwohnungen bei diesem Projekt wohl mehr tun als die zehn Prozent, die das Gesetz vorschreibe. 

Bis dato wurden bereits umfangreiche Abriss- und Renovierungsarbeiten vorgenommen. Alle Hallen wurden bis auf die Bodenplatten abgerissen, mit Ausnahme der Halle 41, die vorübergehend als Ausstellungsraum weiter genutzt wird.

Nach einem PAP ist vor einem PAP: Wie der erste Schöffe der Gemeinde, Serge Wilmes (CSV), am Montag sagte, hoffe der Schöffenrat, so bald wie möglich einen ersten Teilbebauungsplan für das neue Viertel „Porte de Hollerich“ vorlegen zu können, um auch endlich bei diesem Projekt Nägel mit Köpfen zu machen. Geplant ist dort ein „Öko-Viertel“. Der größte Teil der späteren Wohnungen wird sich in öffentlicher Hand befinden, sodass sie zu erschwinglichen Preisen angeboten werden können.

Historie

1767 gründeten die Brüder Jean-François, Dominique und Pierre-Joseph die Fayence-Fabrik Boch, der von der österreichischen Kaiserin Maria Theresia der Titel „Manufacture impériale et royale“ verliehen wurde. Die Fabrik trug wesentlich zur Entwicklung des Viertels Rollingergrund bei. 1836 fusionierte Boch mit seinem Konkurrenten, dem Steingut-Produzenten Nicolas Villeroy aus dem Saarland, zu der Firma Villeroy & Boch. Mitte der 1980er Jahre beschäftigte der Konzern in Luxemburg rund 1.150 Angestellte. 2010 wurde die Produktion im Rollingergrund eingestellt. Es blieb nur noch ein Outlet-Laden der Firma.

Kimmi
17. Dezember 2022 - 8.07

Wéi ëmmer, do sinn ërem reich Russen an Chinesen präsent,
deen Normalverdinger huet keng Chance fir eng Wunnéng.

Een aus der Staat
14. Dezember 2022 - 15.38

An da vun do richt an de Flëschenhals Eech oder Stäreplatz vir op d'Schaff ze kommen. Super!