„Schueberfouer“ früherAls die Spiele noch per Hand betrieben wurden

„Schueberfouer“ früher / Als die Spiele noch per Hand betrieben wurden
Damals sah auf der „Fouer“ alles etwas anders aus Foto: Archiv Photothèque

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Freitag war Auftakt der „Schueberfouer“. Über Jahrhunderte hat sie sich entwickelt und dem Zeitgeist angepasst. Geblieben ist der Wunsch, während einer gewissen Zeit in eine andere Wirklichkeit einzutauchen. Ein Bericht über den Weg der „Fouer“ vom Jahrmarkt zur ersten Achterbahn.

Es gibt sie noch, die „Fouer“ wie damals. Wer entlang der Scheffer-Allee und ihrer vielen kleinen Geschäfte flaniert, kann durchaus eine Ahnung davon bekommen, was sie ursprünglich war, nämlich ein großer Jahrmarkt. Vor allem ein Stoff- und später auch ein Viehmarkt. Im 17. und im 18. Jahrhundert habe dieser Markt dann etwas an Bedeutung verloren, sagt Historiker und Geschichtslehrer Steve Kayser. Das habe daran gelegen, dass sich in der Stadt ein eigenes permanentes Geschäftsleben entwickelte. Dort wurden dann Produkte, die es sonst nur auf dem Jahrmarkt gab, in stationären Verkaufsräumen angeboten.

Während der Handel auf der „Schueberfouer“ weniger wichtig wurde, hätten Spaß und Unterhaltung mit Glücksspiel, Gauklern, Geschichtenerzählern und Musikanten zugenommen, um schließlich im Laufe des 19. Jahrhunderts, im Zuge der Industrialisierung, langsam, aber sicher überhandzunehmen. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Eisenbahn, die für damalige Zeiten einen zügigen Transport erlaubte.

Umzug aufs Glacis-Feld

Im Jahre 1893, Luxemburg ist keine Festung mehr, zieht die Schueberfouer aufs Glacis-Feld, das nach der Schleifung der Verteidigungsmauern keine militärische Bedeutung mehr hat. Der Limpertsberg wird bebaut und in der Scheffer-Allee lassen sich Cafés und Tanzlokale nieder, die während der „Fouerzäit“ ein spezielles Programm anbieten. 

Zunächst gab es aber noch keine Fahrgeschäfte und Spiele, wie wir sie heute kennen. Obwohl, denn die damaligen Attraktionen auf der „Fouer“ unterscheiden sich zumindest vom Prinzip her nicht wesentlich von denen, die wir heute kennen. Es gibt Schaukeln und Karusselle, es geht bergauf und bergab, nicht so hoch wie heute und vor allem nicht so schnell. Anfangs seien die Fahrgeschäfte von Hand angetrieben worden, so Steve Kayser: „Auch von Tieren, dann aber von Dampfmaschinen und später elektrisch. Daneben gibt es Schaubuden, Varietés mit Artisten und Akrobaten, was wir eher aus dem Zirkus kennen und was heute nicht mehr auf der Fouer vertreten ist. Es gibt Kraft- und Schießbuden und begehbare Buden mit Hindernislauf“, so der Historiker, der noch darauf hinweist, dass die Ankunft der ersten Holz-Achterbahn, 1910, eine echte Sensation gewesen sei, genau wie die ersten Autoscooter, die nach dem Ersten Weltkrieg aus den USA kamen.

Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg seien etwas ruhiger gewesen, erzählt Steve Kayser. „Bis dann in den 50er bis 60er Jahren Druckluft, komplette Motorisierung der Fahrgeschäfte sowie die Benutzung von Stahl statt dem bis damals üblichen Holz als Werkstoff die Schueberfouer in eine neue Ära führen.“ Eine wichtige Rolle habe in den 60er Jahren auch der Transport via Lastwagen gespielt: „Das ermöglichte eine neue Mobilität, weil Städte, Gegenden, die nicht an einer Eisenbahnlinie lagen, punktgenau bedient werden konnten.“ 

„Lust an der Illusion“

Doch was ist geblieben von der ehemaligen Fouer? „Die Atmosphäre, das Anlocken, die Stimmen, die heute über Mikrofon verstärkt werden und zu einer anderen Wirklichkeit im wirklichen Alltag einladen. Die Lust an der Illusion“, sagt Kayser, ein gewisser Wunsch nach Flucht aus dem Alltag.

Um die Zukunft der Fouer, die seit 2008 mit dem „Hämmelsmarsch“ im nationalen Inventar des immateriellen Kulturerbes steht, ist dem Historiker nicht bange. Kleider, Gastronomie und Fahrgeschäfte mögen sich ändern, nicht aber die Lust der Menschen, gemeinsam mit Freunden für Stunden in einer anderen Welt zu sein. „Die Fouer bleibt ein Spiegelbild der Gesellschaft“, so der Historiker: „Sie ging stets mit der Zeit. Sie hat Höhen und Tiefen erlebt, sich Angebot und Nachfrage angepasst sowie Kriege und Krankheiten, nicht zuletzt Corona, erlitten.“  

Die Fouer sei reich an Kuriosem. Die Ausstellung anatomischer Besonderheiten oder spezielle Fahrgeschäfte, so Kayser. Doch darüber mehr in einer nächsten Ausgabe. 

JJ
25. August 2024 - 10.30

"Früher war alles besser!" Wirklich? Quatsch.Früher war alles früher,das stimmt. Beispiel: Das Wurstbrot" usw. um einmal Jochen Malmsheimer zu zitieren. Damals gab es noch die dicke Frau oder den krummen Mann zu begaffen,die Karussels wurden per Hand und,heute verpönt und verboten,mit Pony oder Pferd angetrieben. Die armen Tiere hatten stundenlanges monotones im Kreis Laufen in Aussicht. Also wirklich.Heute ist alles besser.Auch wenn der Burger 23 Euro kostet,aber man kann sie ja auch einfach liegen lassen bis sie günstiger werden.