Erinnerung an August 1942Als Luxemburg im Namen der Freiheit den Nazis und Faschisten offen die Stirn bot 

Erinnerung an August 1942 / Als Luxemburg im Namen der Freiheit den Nazis und Faschisten offen die Stirn bot 
Das nationale Streik-Denkmal in Wiltz wurde 1956 eingeweiht und zum Gedenken an die Opfer des 1942 begonnenen Generalstreiks errichtet Foto: Editpress/Julien Garroy

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In Wiltz, Schifflingen und Esch wurde am vergangenen Samstag an den Beginn des sogenannten Generalstreiks von 1942 erinnert. An jenen 31. August vor 82 Jahren, an dem Luxemburg dem Nazi-Besatzer offen die Stirn bot. Dieser Aktion und ihren Opfern müsse man heute mehr denn je Respekt zollen, hieß es am Samstag. 

„Die Aktionen am und nach dem 31. August 1942 sowie ihre Ursachen und Konsequenzen dürfen wir niemals vergessen“, so Paul Weimerskirch am vergangenen Samstag, anlässlich der Zeremonie zum Gedenken an den damaligen Aufruf zum Streik und damit zur offenen Konfrontation mit den Naziokkupanten. Respekt müsse man haben für jene, die sich damals öffentlich gegen Fremdherrschaft und für Freiheit ausgesprochen haben und dafür einen hohen Preis gezahlt haben, so der Bürgermeister von Schifflingen.

Im Gespräch mit dem Tageblatt sagte er, dass er bei seinen Worten an die Ukraine, an Gaza und andere Kriege oder Krisen in der Welt gedacht habe. Er habe auch an den massiven Rechtsruck in vielen Teilen Europas und der Welt gedacht. Er habe darauf hinweisen wollen, dass die simplen und tumben Vorschläge der Rechtsextremen niemals eine gangbare Lösung für komplexe Situationen sein könnten. Wozu das unter den Nazis und den Faschisten führte, wisse man heute, nämlich zu Krieg und unermesslichem Leid. Diese Erfahrungen dürfe man nicht vergessen und genauso wenig dürfe man die Opfer vergessen, die Tote, die Luxemburg damals wegen seines Widerstands gegen Hitler-Deutschland zu beklagen hatte.

Was 1942 geschah

Eine Rede von Gustav Simon bringt das Fass zum Überlaufen. Der für Luxemburg zuständige Nazi-Gauleiter kündigt am 30. August 1942, einem Sonntag, die Wehrpflicht für Luxemburger Männer an. Die Jahrgänge 1920 bis 1924 sollten sofort in die Wehrmacht einberufen werden. In anderen Worten, die 18- bis 22-jährigen Luxemburger sollten zwangsrekrutiert werden.

Einen Tag später, am Montag, berichtet die Tagespresse über Simons Rede. Reaktionen darauf lassen nicht lange auf sich warten. Bereits gegen 6 Uhr in der Frühe kommt es in Wiltz bei der Lederfabrik Ideal zu Protestbewegungen, zu einem Streik. Es heißt, dass etwa 800 Arbeiter daran teilgenommen haben. Durch Simons Wehrpflicht-Forderung irritiert, folgt am selben Tag eine Streikaktion im Hüttenwerk in Schifflingen. Um 18.02 Uhr ertönt die Sirene. Hans Adam, ein deutscher Staatsbürger, löst sie aus. Sie zeigt Wirkung: Am folgenden Tag, am 1. September, folgen die Hüttenwerke in Belval und in Differdingen. Schüler, Lehrer, Briefträger und andere folgen und zeigen ihren Unmut.

Die Konsequenzen wiegen schwer, nämlich Repression, Deportation und Exekution. 21 Luxemburger werden aufgrund der Entscheidung eines in Luxemburg nach deutschen Bestimmungen tagenden Gerichts standrechtlich erschossen. Hans Adam, da deutscher Staatsbürger, wird geköpft.

Bei den Zeremonien am 31. August und bei denen, die im Rahmen des Erinnerns an den Streik von 1942 noch folgen, soll an alle Widerstandskämpfer und Opfer jeglicher Form von Unterdrückung erinnert werden. Und – ja – angesichts der geopolitischen Lage, mehr denn je.

JJ
2. September 2024 - 15.06

..und die ADR und AfD sitzen im Parlament.