FR.A.RT (44)Anne-Sophie Loos, 1992, Luxemburg

FR.A.RT (44) / Anne-Sophie Loos, 1992, Luxemburg
 Foto: Anouk Flesch

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Von weitem betrachtet könnte man meinen, Anne-Sophie Loos’ großformatige Ölgemälde beständen aus gewölbtem Seidenstoff. Ungefähr 50 Stunden lang arbeitet die Newcomerin an einer Leinwand mit dem detaillierten dreidimensionalen Effekt. Loos, die hauptberuflich Kindergärtnerin ist, begann vor drei Jahren mit der Malerei. Die aktuelle Seidenstoff-Serie entstand während der Corona-Pandemie. Wenn sie keine Zeit für Ölmalerei hat, malt sie mit Pigmentlinern an einer Serie von realitätsgetreu, aber stark vergrößerten Insekten.

Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Emotional, chaotisch und trotzdem detailverliebt.

Wie kamen Sie auf die Idee der Seidenstoffgemälde?

Vor der Pandemie malte ich sehr schnell. Als ich dann plötzlich zu Hause fest hing und die Geschehnisse verarbeiten musste, suchte ich Entspannung in der Malerei. Schon als Kind war ich von der Optik des Stoffs auf klassischen Gemälden in Museen fasziniert. Diesen dreidimensionalen Effekt wollte ich auch hinbekommen. Meine Leinwände sind so groß, weil man sich soll darin verlieren können. Als ich zum ersten Mal die Mona Lisa sah, war ich sehr enttäuscht, wie klein das Werk ist. Das will ich vermeiden.

 Foto: Anouk Flesch

Wie haben Sie malen gelernt?

Das meiste habe ich mir selbst beigebracht. Als Kind malte ich viel mit meiner Oma. Im Lycée machte ich die Kunstsektion, malte aber wenig. Seit ich vor drei Jahren wieder damit angefangen habe, lese ich viele Bücher dazu und kontaktiere andere Künstler*innen, wenn ich Fragen habe. So manches weiß ich auch von einem sehr hilfsbereiten Verkäufer beim Künstlerfachgeschäft Boesner.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Arbeit im Betrachtenden auslöst?

Emotionen. Die Leute, die meine Werke ansehen, können sich darin verlieren. Mir ist wichtig, dass man sich Zeit nimmt für etwas, das sich nicht bewegt und so zur Ruhe kommen kann. Dann kann man auch gut über sich selbst nachdenken. Letztens habe ich gelesen, man sollte sich im Museum für eine Stunde vor ein Bild setzen und es auf sich einwirken lassen. Das habe ich ausgetestet – man entdeckt und erkennt immer mehr Details. Für mich steckt Schönheit in jenen Details, die erst auffallen, wenn man sich die Zeit dafür nimmt, sie zu sehen.

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Ich wäre gerne Mark Rothko begegnet. Seine Geschichte berührt mich enorm, auch weil seine psychischen
Probleme und Emotionen sich so sehr in seinen Werken widerspiegeln.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Ich habe glücklicherweise noch keine spezifischen Erfahrungen wegen meines Geschlechts gemacht.

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Mich aktiv dafür interessieren tue ich erst, seitdem ich selbst male. Es gibt viele und diverse Plattformen, die auch unbekannten Künstler*innen einen Platz bieten. Trotzdem scheint es mir nicht unbedingt evident, als Quereinsteigerin Fuß zu fassen. Momentan sehe ich mich noch eher als Beobachterin.

Was sind Ihre Projekte für die Zukunft?

Ich will selbst eine Ausstellung für meine Werke schaffen – das ist bisher allerdings an Corona und an fehlender Courage gescheitert. Das erste Mal, dass meine Werke öffentlich gezeigt werden, soll alles so sein, wie ich mir es vorstelle. Ich will sie in einem dunklen, kalten Raum oder einer Halle aufhängen, sodass der Fokus nur auf den Leinwänden liegt. Zudem will ich irgendwann nur noch halbtags arbeiten, um mehr Zeit für meine Kunst zu haben. Meine Arbeit als Kindergärtnerin will ich aber nicht komplett aufgeben, weil sie auch eine Art ist, meine Kreativität auszuleben.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

 Ich bewundere Sandra Lieners sehr.

@FR_A_RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR_A_RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.