UnternehmenBald wird Luxemburg eine eigene Produktion von Fotovoltaikmodulen haben

Unternehmen / Bald wird Luxemburg eine eigene Produktion von Fotovoltaikmodulen haben
Künftig wird ein bedeutender Anteil der Solarmodule, die in Luxemburg installiert werden, auch im Land selbst hergestellt Foto: dpa/Sebastian Gollnow

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Im Beisein von gleich zwei Ministern wurde am Mittwoch ein neues industrielles Projekt vorgestellt: Es geht um die Herstellung von Solarpanels in Luxemburg. Noch im September dieses Jahres soll die Produktion in Hollerich anlaufen.

Hinter dem Projekt steckt das 1971 gegründete Luxemburger Unternehmen Socom mit Sitz in Foetz. Die auf Gebäudetechnik spezialisierte Gruppe erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 160 Millionen Euro und zählt etwas mehr als 1.200 Beschäftigte.

Im Rahmen einer Pressekonferenz im Wirtschaftsministerium erklärte Marc Thein, Präsident von Socom-Participation, die Hintergründe, die zu dem Projekt geführt haben. Man möge es nicht, wenn jemand über Sachen, wie etwa „Lieferkettenprobleme“, klage, unterstreicht er. Es gelte zu handeln und Lösungen zu finden. So sei man zur Schlussfolgerung gekommen, dass man Solarpanel eigentlich „relativ einfach selber produzieren kann“.

Entstehen soll nun eine Produktionsstätte, die mit einer Arbeitsschicht 100.000 Paneele (Kapazität von 50 MW) im Jahr herstellen kann. Fünf Millionen Euro werden investiert, etwas mehr als 20 Personen werden eingestellt. Für Socom eine Gelegenheit, ihre Aktivitäten mit einem weiteren Standbein zu diversifizieren.

Alles soll nun sehr schnell gehen. Der Ort, an dem die Produktionslinie errichtet wird, ist bereits gefunden: die ehemaligen Fabrik-Hallen von Heintz Van Landewyck in Luxemburg-Hollerich. Die Produktionslinie soll in den Monaten Mai/Juni von Socom selber errichtet werden und die Produktion nach einigen Tests dann noch im September dieses Jahres anlaufen.

Da auf dem ehemaligen Gelände von Heintz Van Landewyck bereits große Immobilienprojekte vorgesehen sind, werden diese Hallen jedoch nur während sieben Jahren genutzt werden können. Danach muss das Unternehmen einen neuen Standort für die Produktion finden.

„SolarCells Luxemburg“ offiziell gegründet

Die Firma, die die Produktion betreiben wird, „SolarCells Luxemburg“, wurde nun offiziell gegründet. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsunternehmen von Socom mit EvoCells aus Bayonville, Belgien. Letzteres ist Hersteller (Produktion von rund 30.000 Fotovoltaikmodulen pro Jahr) und Installateur von Fotovoltaiklösungen in Belgien. Die vor rund 15 Jahren gegründete Firma zählt 27 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von sieben Millionen Euro.

„Es handelt sich um ein Unternehmen, das perfekt zu unserer nationalen Strategie passt“, so Wirtschaftsminister Franz Fayot am Mittwoch: „Die Herstellung von Produkten und Dienstleistungen, die zu mehr Nachhaltigkeit führen.“ Es sei es ein wichtiges Instrument, um sich von den fossilen Energieträgern zu entkoppeln und passe voll in die europäische Strategie, sich in diesem wichtigen Bereich mehr „strategische Autonomie“ zu geben – und somit unabhängiger von Importen aus China zu werden.

Des Weiteren würden aktuell noch Gespräche mit 15 potenziellen Investoren laufen, die in Luxemburg Projekte im Bereich der Nachhaltigkeit umsetzen wollen, unterstreicht Fayot. Das seien genau die Aktivitäten, die man nach Luxemburg bringen wolle.

 Marc Thein von Socom
 Marc Thein von Socom Foto: Editpress/Julien Garroy

„Bis vor rund 15 Jahren war Europa Vorreiter im Bereich der Herstellung von Solarmodulen“, erinnert Energieminister Claude Turmes an eine wenig rühmliche Episode der europäischen Wirtschaftsgeschichte. Finanzdumping aus China habe dem damals dann jedoch ein Ende bereitet.

Jetzt sei es jedoch gut, wenn wieder in Europa produziert wird, so der Minister weiter. Das in diesem Werk hergestellte Volumen stärke unsere Unabhängigkeit und sei „relevant für unseren Markt“. Rund ein Fünftel der neuen Solar-Kapazität, die derzeit hierzulande errichtet wird, soll so abgedeckt werden. Die komplette Produktion ist für Luxemburg vorgesehen. Etwa die Hälfte der dort hergestellten Solarmodule will Socom selber bei Kunden installieren.

Marc Thein gab derweil noch weitere Details zum Projekt. So wolle man anfangs mit der erprobten Technologie von EvoCells arbeiten, später jedoch auf neue Techniken setzen und auch gemeinsam neue Produkte entwickeln. Des Weiteren wolle man, vielleicht noch mit weiteren Partnern, eine gemeinsame Einkaufszentrale aufbauen und Synergien entwickeln. Auch an eine mögliche Erhöhung der Produktionskapazität wird bereits gedacht.

Vorgenommen hat sich SolarCells zudem, die notwendigen Elemente für die Produktion, wenn möglich, in Europa zu kaufen. Probleme gebe es lediglich beim spezialisierten Glas, das für die Panels benötigt wird. Das sei derzeit nur in Taiwan und Thailand erhältlich. Mit dem Krieg wurde die europäische Fabrik in Odessa schnell lahmgelegt. Noch vor fünf bis sechs Jahren wurden diese vom Saint-Gobain-Werk in Bascharage hergestellt, bemerkt Thein. Doch dann habe sich die Produktion nicht mehr gelohnt und wurde in die Ukraine verlegt. 

Weiter erklärt er, dass es „sehr schwierig“ sei, in Europa von allein einer Produktion von Solarmodulen zu leben. Unter dem Strich würde der Preis pro Panel leicht teurer ausfallen als die Importe aus Asien. Um das Dach eines Privathauses abzudecken, bedeute dies einige hundert Euro mehr. Im Gegenzug könne man den Kunden aber Paneele von höchster Qualität, eine Garantie aus Luxemburg, lieferbare Ersatzteile, wie auch Beratung für kleine Betriebe anbieten.

Vertreter von Ministerien und Unternehmen: (v.l.n.r.) Franz Fayot (Wirtschaftsminister), Claude Turmes (Energieminister), Marc Thein (Präsident Socom), Fred Conrads (EvoCells), Michel Thein (SolarCells)
Vertreter von Ministerien und Unternehmen: (v.l.n.r.) Franz Fayot (Wirtschaftsminister), Claude Turmes (Energieminister), Marc Thein (Präsident Socom), Fred Conrads (EvoCells), Michel Thein (SolarCells) Foto: Editpress/Julien Garroy
Nomi
14. Januar 2023 - 10.47

Ginn Solarzellen net ob Glas gepecht ?
Dofir sollt een dei' Fafrik nieft eng Flaachglassfabrik installei'eren !
Oder ?
Manner Transport, mei' belleg, mei' ecologesch !

Grober J-P.
12. Januar 2023 - 11.28

EvoCells aus Bayonville, Belgien. Stimmt nicht!