Jahresresultat 2022Bei der Luxemburger Post sinkt der Umsatz

Jahresresultat 2022 / Bei der Luxemburger Post sinkt der Umsatz
Blick in die Empfangshalle des neuen Post-Hauptsitzes gegenüber vom Hauptbahnhof Luxemburg Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Bei der Luxemburger Post ist der erwirtschaftete Umsatz im Jahr 2022 erstmals seit Jahren zurückgegangen. Mit der in den letzten Jahren begonnenen Politik der Diversifizierung hat die Unternehmensgruppe jedoch bereits eine Wachstumsstrategie, um Rückgänge in traditionellen Geschäftsbereichen auszugleichen.

Glücklicherweise habe sich die Luxemburger Post in den letzten Jahren stark diversifiziert, sagte Verwaltungsratspräsident Serge Allegrezza am Freitag bei der Vorstallung der Jahresbilanz 2022 im neuen Hauptsitz der Post. Das habe geholfen, um Rückgänge in einigen anderen Bereichen aufzufangen.

Insgesamt ist der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 892 Millionen Euro (Vorjahr: 901 Millionen) zurückgegangen. Von den vier Geschäftsbereichen des Unternehmens war es jedoch nur der Bereich „Post & Logistik“, wo Rückgänge verbucht wurden: von 200 Millionen Euro im Vorjahr auf 168 Millionen letztes Jahr.

Diese Entwicklung im Post-Bereich „kommt nicht überraschend“, erläuterte Vize-Generaldirektor Pierre Zimmer. „In den Jahren zuvor hatten wir ein hohes Wachstum mit Asien.“ Nun kamen jedoch die Lieferkettenprobleme und das Asien-Geschäft ging zurück. Gleichzeitig war auch die Zahl der versendeten Briefe rückläufig. Deren Anzahl belief sich letztes Jahr nur noch auf 107 Millionen. 2018 waren es noch 131 Millionen.

In den anderen Bereichen (Telekommunikation, Finanzen und Filialen) legten die Verkäufe zu. Der gewichtigste Bereich, die Telekommunikation, erhöhte den Umsatz um sieben Millionen auf 495 Millionen Euro. Der Bereich „Filialen“ ist mit einem Umsatz von 198 Millionen nun gewichtiger als das Post-Geschäft. Der Finanzbereich konnte von den rezenten Reformen wie auch den gestiegenen Leitzinsen profitieren. Die Post-Finanz finanziert sich unter anderem dadurch, dass sie nicht-verzinste Einlagen selbst anlegt.

Die Entwicklung der vier Geschäftsberche (in Millionen Euro Umsatz)
Die Entwicklung der vier Geschäftsberche (in Millionen Euro Umsatz) Screenshot: Post

Dass das Gesamtergebnis der Gruppe hoch bleibt, erklärte Zimmer mit der „kräftigen Diversifizierung“. Der Jahresgewinn ist 2022 leicht, von 28,7 auf 30,9 Millionen Euro, gestiegen. „Wir sind sehr froh mit diesem Resultat. Es war ein sehr stürmisches Jahr.“

Auch habe man 2022 wieder kräftig investiert, unterstrich er weiter, insgesamt 172 Millionen Euro. Nach „nur“ 151 und 138 Millionen in den beiden Vorjahren. Davon flossen 40 Millionen in den neuen Hauptsitz gegenüber vom Bahnhof in Luxemburg-Stadt. Das 3G-Netz ist abgeschaltet und 5G am Wachsen. „Wir haben das beste mobile Netz im Land“, so Zimmer. Bei der Abdeckung des Landes mit Glasfaser sei man mittlerweile bei 81 Prozent angekommen, so Zimmer. Die Nutzungsrate liegt bei 63 Prozent.

Vize-Generaldirektor Pierre Zimmer
Vize-Generaldirektor Pierre Zimmer Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Gleichzeitig hat die staatliche Unternehmensgruppe in den letzten Jahren auch verstärkt versucht, ihre Fachkenntnisse im Ausland zu vermarkten. Unter anderem als Anbieter von Schutzmechanismen für mobile Netze in Südamerika und Australien. Selber in den Ländern präsent ist man nicht. „Lokale Partner verkaufen unser Angebot.“ LuxTrust, Gesellschaft, an der die Post 50 Prozent hält, hat eine Filiale in Monaco eröffnet.

Keine Angst vor dem Ausland

„Wir haben international an Glaubwürdigkeit gewonnen“, so Pierre Zimmer. Mit der Diversifizierung könne man Verluste aus anderen Bereichen ausgleichen. „Das werden wir auch weiter tun. Wir brauchen keine Angst vor dem Ausland zu haben.“

In eine andere Filiale, iHub (Post hält 40 Prozent der Anteile), setzt man derzeit besonders große Hoffnungen. Das junge Unternehmen bietet Kunden über eine Plattform die Möglichkeit, ihre Daten einfacher und sicher mit – und zwischen – Banken zu teilen. Zuletzt sind einige Banken aus Luxemburg mit eingestiegen und wollen ihren Kunden den Dienst anbieten. Auch plant iHub, „international zu gehen“.

In puncto Umsatz macht das Geschäft im Ausland bisher jedoch noch nicht viel aus. Vielleicht einen zweistelligen Millionenbereich. Doch „wir haben gesehen, dass wir wettbewerbsfähig sind“, so Zimmer. „Das werden wir in den nächsten Jahren weiter ausbauen.“ In der Bilanz von 2023 werde man „die ersten Sprünge sehen“, versprach er. Auch in der Großregion sehe man viel Potenzial.

Hierzulande will man in den kommenden paar Jahren deutliche Verbesserungen beim Verteilen von Paketen erreichen. Man arbeite an einer deutlichen Vereinfachung des PackUp-Netzes, der Einschreibe- und Liefermöglichkeiten. Das werde alles „ganz neu aufgestellt“.

Eine neue Fünfjahresstrategie

Im laufenden Jahr soll der Umsatz insgesamt wieder steigen, hofft die Post. Das Umfeld sei aber schwieriger geworden, so Serge Allegrezza. Im Postbereich werden die Volumina wohl weiter zurückgehen. Wie gut es schließlich möglich sein werde, das mit ICT aufzufangen, werde man sehen.

Auch gibt man sich eine neue große Fünfjahresstrategie. Die beiden Themen „Rentabilität und RSE“ sollen im Fokus stehen, so Pierre Zimmer. Neben Finanzzahlen gelte es auch noch andere Zahlen im Blick zu behalten und zu verbessern. So zähle die Post 13 Prozent Elektroautos, nutze 75 Prozent erneuerbare Energie, tätige 63 seiner Einkäufe bei lokalen Zulieferern und schaffe es, 92 Prozent der Abfälle zu recyceln.

Neben den getätigten Investitionen von fast 172 Millionen Euro habe die Unternehmensgruppe 2022 auch Gehälter in Höhe von 391,4 Millionen Euro gezahlt und dem Staat 34,5 Millionen Euro an Mehrwertsteuer überwiesen, so Allegrezza. Die Zahl der Mitarbeiter war 2022 mit 4.689 Personen (Vorjahr: 4.760) derweil leicht rückläufig.

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