EditorialBei der Säuberung der Seine geht es um mehr als um olympische Wettbewerbe

Editorial / Bei der Säuberung der Seine geht es um mehr als um olympische Wettbewerbe
 Foto: AFP/Thibaud Moritz

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„Saving the Seine“ titelte das renommierte US-Magazin Time vor gut einem Jahr und bezog sich damit auf das Prestigeprojekt der Olympischen Spiele in Paris. Die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt, Anne Hidalgo, hatte den Parisern und Pariserinnen versprochen, dass sie erstmals seit 100 Jahren wieder in ihrem Fluss baden dürfen. Dafür hat Frankreich bislang 1,4 Milliarden Euro in die Hand genommen. Einen Fluss zu reinigen, ist eine Mammutaufgabe, vor allem in einer Stadt wie Paris mit einer veralteten Infrastruktur. Eine riesige Wasserauffanganlage wurde gebaut, zigtausend Häuser wurden an die Kanalisation angeschlossen und die Arbeiten sind immer noch im Gange.

Und dann ist es bis zum letzten Moment nicht klar, ob der olympische Triathlon überhaupt stattfinden kann. Denn die Wasserqualität hat unter den Regenfällen der vergangenen Tage gelitten. Sollten die Wettkämpfe in der Seine nicht stattfinden können, waren die 1,4 Milliarden Euro dann umsonst? Definitiv nicht. Vielleicht haben die Organisatoren den Mund etwas zu voll genommen, indem sie versprochen haben, die Seine bis zu den Olympischen Spielen in ein Badegewässer zu verwandeln. Doch sie haben in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte erzielt, die ohne Olympia wohl nicht erreicht worden wären. Damit kommt Frankreich zudem seiner europäischen Verpflichtung nach, nämlich der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die eine nachhaltige und umweltverträgliche Wassernutzung vorschreibt.

Es ist das ewige Thema des „olympischen Erbes“, das so gerne vom Internationalen Olympischen Komitee in die Vitrine gestellt wird. Allerdings gibt es aus den vergangenen Olympiaden zahlreiche Negativ-Beispiele dieses Erbes. Griechenland hatte sich die Spiele in Athen 2004 gut zehn Milliarden Dollar kosten lassen und hatte anschließend weder das Geld noch ein Konzept, um die neuen Sportstätten über die Spiele hinaus zu nutzen. Das gleiche Schicksal ereilte die Sportanlagen in Rio de Janeiro. Die Spiele 2016 hatten rund 23 Milliarden Dollar gekostet, was die brasilianische Großstadt an den Rand des Ruins getrieben hat.

Die Olympischen Spiele 2024 sollen nachhaltiger werden. Zum größten Teil wird auf bestehende Sportstätten zurückgegriffen und zudem sollen die Bewohner von Paris ihren Fluss zurückbekommen. Sogar wenn keine olympischen Wettbewerbe in der Seine ausgetragen werden, ist die Säuberung des Flusses dennoch ein Erfolg. Unsere luxemburgischen Flüsse werden in den nächsten Jahren wohl noch nicht als Badegewässer ausgezeichnet werden. In Paris sind sie dank Olympia schon etwas weiter. Die getätigten Investitionen und Fortschritte werden auch in den kommenden Jahren die Lebensqualität der Einwohner und Besucher der französischen Hauptstadt verbessern. Nun liegt es an den verantwortlichen Politikern, dass dies auf Dauer so bleibt und Paris mit der Seine als positives Beispiel für das „olympische Erbe“ in die Geschichte eingeht.