E Bléck duerch d’LënsBettemburg erinnert an seine Befreier: „Fir datt och déi kommend Generatioune fir ëmmer d’Fräiheetssonn kënne gesinn“ 

E Bléck duerch d’Lëns / Bettemburg erinnert an seine Befreier: „Fir datt och déi kommend Generatioune fir ëmmer d’Fräiheetssonn kënne gesinn“ 
Die Mannschaft eines US-Spähwagens wird von den Bettemburgern begrüßt Foto: Archiv Gemeinde Bettemburg 

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Vier lange Jahre litt Luxemburg unter dem nationalsozialistischen Terrorregime. Am 11. September 1944 endete die Besatzungszeit für Bettemburg mit der Ankunft der ersten US-Amerikaner. Heute, 80 Jahre nach der „Libératioun“, ehrt Bettemburg seine Befreier und erinnert anhand eines offiziellen Gedenkweges an die dunkelsten Stunden seiner Geschichte.

Am 3. September 1944 bewegten sich zahlreiche Menschenkolonnen auf Fahrrädern oder eilig zusammengekarrten Wagen durch die Ortschaft. Sie alle hatten ein Ziel vor Augen: sich schnellstens „Heim ins Reich“ abzusondern. Neben diesen lokalen Kollaborateuren verließen auch große Teile der NS-Verwaltung, darunter Gauleiter Gustav Simon, Anfang September das Land. Sie alle flüchteten vor dem bevorstehenden Anmarsch der Alliierten.

Die Serie

In der Rubrik „E Bléck duerch d’Lëns“ liefern die Historiker*innen André Marques, Julie Depotter und Jérôme Courtoy einen facettenreichen Blick auf verschiedene zeitgeschichtliche Themen.

Historiker und Autor dieses Textes, André Marques
Historiker und Autor dieses Textes, André Marques Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang den West-Alliierten nämlich Ende Juli der Durchbruch von der Normandie Richtung Deutschland. Am 25. August wurde Paris befreit und am 31. August standen die US-Truppen bereits vor Verdun. Die Befreiung von Verdun und die Gerüchte von Sichtungen von US-Amerikanern um Thionville zwangen die Besatzer schlussendlich zur übereilten Flucht.

Befreiung: Zwischen Angst und Freude

Die Freude über die Flucht vermittelte den Luxemburgern jedoch ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Am 2. September tauchte die SS in Düdelingen wieder auf und schoss in die feiernde Menschenmenge. Währenddessen zwang die Wehrmacht – die weiterhin in Luxemburg anwesend war – die geflohene NS-Verwaltung am 5. September zur (vorübergehenden) Rückkehr. Am 9. September 1944 erreichten die ersten amerikanischen Spähwagen Petingen. Dort starb mit Hyman Josefson der erste US-Soldat auf Luxemburger Boden. Am darauffolgenden Tag befreiten amerikanische Soldaten die Hauptstadt.

Die Nachricht von der Ankunft der Amerikaner verbreitete sich auch in Bettemburg, doch die Angst vor möglichen NS-Repressionen zwang die Bevölkerung zur Achtsamkeit. Gegen Mittag des 11. September erreichten amerikanische Spähwagen des 43rd Cavalry Reconnaissance Squadron, ein Teil der 3rd Mechanized Cavalry Group, den Delfelds Eck in Bettemburg und wurden von den Einwohnern mit Freude empfangen. Vor der am Rathaus versammelten Menschenmenge verkündete der ehemalige Bürgermeister Nic. Rosenfeld die Rückkehr der Vorkriegs-Gemeindeverwaltung. Die UNIOU’N – die Vereinigung der Widerstandsbewegungen – übernahm die Polizeigewalt und inhaftierte zahlreiche Kollaborateure, die in Bettemburg geblieben waren.

Der Befehlshaber der 3rd Mechanized Cavalry Group, Lt. Colonel James Hilliard Polk, ging als Befreier Bettemburgs in die Geschichte der Ortschaft ein. Als Speerspitze der 3. US-Armee erhielt seine Einheit große Aufmerksamkeit und auch seine Freundschaft zu General George S. Patton half seiner Bekanntheit. Auf dem Gelände des ehemaligen Reichsarbeitsdienst-Lagers auf dem Mosselter (heute der Bettemburger Märchenpark) hatte Polk vorübergehend sein Hauptquartier eingerichtet. Dort fand auch ein Treffen zwischen ihm und Patton statt. 1978 wurde James H. Polk mit der Ehrenbürgerschaft der Ortschaft und mit einer nach ihm benannten Straße geehrt.

Wer hat Bettemburg tatsächlich befreit?

Ob James H. Polk jedoch bei der Befreiung der Ortschaft mitgewirkt hatte, ist bei genauerer Betrachtung der Quellenlage unklar. Die 3rd Mechanized Cavalry Group wurde seit der Landung in der Normandie von Colonel Frederick W. Drury angeführt. Dieser geriet jedoch am 5. September nahe Gravelotte in einen Hinterhalt und kam in deutsche Kriegsgefangenschaft. Daraufhin übernahm sein Stellvertreter, Lt. Colonel Philip B. Davidson, vorübergehend die Befehlsgewalt der Einheit. Laut den offiziellen Dokumenten der Einheit wurde James H. Polk erst am 12. September 1944, also einen Tag nach der Befreiung, zum neuen Befehlshaber der Einheit ernannt.

Dementsprechend kann auch die Behauptung vom Autor E.T. Melchers, dass James H. Polk an der Spitze seiner Einheiten Bettemburg befreite, nicht stimmen. Der Befehlshaber des 43rd Cavalry Reconnaissance Squadron Lt. Colonel Leslie H. Cross ist im Vergleich kaum bekannt, trotz seiner aktiveren Rolle während der Befreiung. Auch die Identität der Soldaten, die am 11. September von der Bevölkerung in Bettemburg begrüßt wurden und deren Gesichter auf den Bildern zu sehen sind, ist nicht bekannt.

Zu Ehren der Befreier

Am 80. Jahrestag der Befreiung ehrt die Gemeinde Bettemburg die tapferen Taten der US-Amerikaner. Ob Offiziere oder einfache Soldaten, sie kämpften und ließen ihr Leben fern ihrer Heimat für unsere Freiheit. Das Ende des nationalsozialistischen Terrorregimes und die Befreiung Europas ist auch ihnen zu verdanken. Die Gemeindeverwaltung setzt mit der Einweihung eines Gedenkweges ein Zeichen an heutige und zukünftige Generationen, das Leid und die Opfer der Vergangenheit nicht zu vergessen.


Bettemburger Einwohner, geführt durch Dechant Weirich und Feuerwehr-Veteran Jean Wenner, begrüßen die Befreier
Bettemburger Einwohner, geführt durch Dechant Weirich und Feuerwehr-Veteran Jean Wenner, begrüßen die Befreier Foto: Archiv Gemeinde Bettemburg 

„Liberation Party“

Am 14. September 2024 findet die „Liberation Party“ in Bettemburg statt, dabei wird ein neuer Gedenkweg offiziell eingeweiht. Der Gedenkweg thematisiert zahlreiche Schlüsselmomente der Ortschaft während des Zweiten Weltkriegs, darunter die Invasion, die Kollaboration und den Widerstand innerhalb der Gemeinde sowie die Befreiung vom 11. September 1944. Der Gedenkweg wurde in Kooperation mit der Bettemburger Verwaltung, dem „Musée national de la Résistance et des droits humains“ und den Bettemburger Geschichtsfreunden erstellt und reiht sich in die Gedenkwege von Esch/Alzette und Schifflingen ein.