Editorial„Bio muss zur Normalität werden“

Editorial / „Bio muss zur Normalität werden“
 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Bio ist gut für die Gesundheit; konventionelle Landwirtschaft belastet durch Nitrate und Pflanzenschutzmittel unsere Umwelt. Angesichts solcher Wahrheiten müsste eigentlich jedermann biologische Lebensmittel kaufen. So einfach ist die Sache allerdings nicht. Hohe Preise und Unwissen aufseiten der Verbraucher sind Gründe, warum der Biomarkt noch nicht die Rolle spielt, die er könnte. „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht“, gilt in diesem Zusammenhang vor allem für den Verbraucher.

Am Mittwoch stellte die Vereinigung der Biolandwirte zusammen mit Landwirtschaftsministerin Martine Hansen das Programm der „Bio-Woch“ vor. Die Kampagne will vor allem informieren, also dem Umstand des „Unwissens“ entgegenwirken.

Ob ein Kunde auf Bioprodukte zurückgreift, hängt selbstverständlich auch vom Preis ab. Der ist hoch, wobei man bedenken muss, dass die Produktionskosten bei „Bio“ höher sind: Konventionelles Futter für Nutztiere ist z.B. billiger als Biofutter. Nachhaltige Nutzung der Flächen und gesunde Lebensmittel hin oder her, am Ende muss auch der Biobauer über die Runden kommen – ein Grund dafür, warum die biologische Landwirtschaft mit einem Anteil von rund sieben Prozent der Anbaufläche noch eine Randerscheinung ist.

Nicht nur der Kostenfaktor, auch das Unwissen über „Bio“ hält etliche potenzielle Kunden ihrerseits davon ab, biologische Ernährung in Betracht zu ziehen. Der Vereinigung der Biobauern geht es deshalb lange nicht nur um eine angemessene finanzielle Förderung seitens des Staates. „Bio muss zur Normalität werden“, brachte es Daniela Noesen, Präsidentin der „Vereenegung fir Biolandwirtschaft Lëtzebuerg ASBL“, auf den Punkt. In der Tat, momentan ist man noch ein Außenseiter, wenn man im Supermarkt zu Biowaren greift.

Alles hängt mit allem zusammen. Es genüge bei weitem nicht, den Landwirten Prämien für die biologische Umstellung ihres Hofes zu zahlen, wenn ihre Produkte in konventionellen Kanälen verschwänden. Will heißen, manchmal sind Produkte vorhanden und es gibt potenzielle Kunden, doch Produkt und Kunde finden nicht zusammen. Würden z.B. Kunden in Restaurants gezielt nach Bioprodukten fragen, würden auch Restaurateure mehr auf Biowaren zurückgreifen. Kunden und Produzenten zusammenbringen, ist ein Ziel der „Bio-Woch“.

Sich biologisch zu ernähren, sollte kein Vorrecht für gut Betuchte sein. Jeder sollte die Möglichkeit haben, für sich und seine Familie die bestmöglichen Lebensmittel zu wählen. Dazu braucht es jedoch zwei Sachen: erschwingliche Lebensmittel und mehr Wissen über Biowaren.

Sinn und Zweck von Sensibilisierungskampagnen wie der „Bio-Woche“ ist es nicht, in kurzer Zeit den Verkauf zu verdoppeln, sondern den Menschen überhaupt mal zu zeigen, dass sie bezüglich ihrer Nahrung eine größere Wahl haben, als sie vielleicht denken.