LuxemburgBogen-Echos auf dem Wetterradar – hat in Bissen ein Tornado gewütet?

Luxemburg / Bogen-Echos auf dem Wetterradar – hat in Bissen ein Tornado gewütet?
Ein Blitz am Himmel über Düdelingen am Samstagabend Foto: Editpress/Alain Rischard

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70 Liter Regen sind am Samstagabend stellenweise im Luxemburger Südwesten heruntergekommen. Auf dem Wetterradar hat Tageblatt-Wetterexperte Philippe Ernzer aber noch etwas anderes entdeckt. 

Ein heftiges Gewitter ist am Samstagabend über Luxemburg gezogen. Der starke Regen hat Straßen überflutet und Keller volllaufen lassen, stürmischer Wind hat Bäume ausgerissen. „Anfänglich waren es zwei Unwettersegmente, die sich südlich von Luxemburg befanden. Kurz vor der Grenze haben sie sich zu einem großen Gewitterkomplex vereint“, erklärt Tageblatt-Wetterexperte Philippe Ernzer von Meteo Boulaide. „Dann ist dieser große Klotz vom Südwesten des Landes zum Nordosten gezogen.“

70 Liter Wasser pro Quadratmeter kamen im Südwesten in ein, zwei Stunden herunter. „Das ist ein bisschen mehr als das, was normalerweise in einem ganzen Monat fällt“, sagt Ernzer. Das habe in großen Überschwemmungen resultiert. Auch der Wind sei ein Thema. „Wir haben zwischen 80 und 100 km/h gemessen“, sagt Ernzer. Aber wenn man sich die Schäden anschaue, habe es sicherlich auch Stellen gegeben, an denen die Geschwindigkeit viel höher war. 

Bogen-Echos auf dem Wetterradar

Ernzer hat in der Nacht auch Bogen-Echos auf dem Wetterradar entdeckt. „Diese Radarsignatur zeigt, dass an dieser Stelle sehr starke Winde auftreten, durchaus mit Sturm- oder Orkanstärke.“ An zwei Orten könnten sogar Tornados am Werk gewesen sein – in Biwer und in Bissen.

Ernzer hat sich am Sonntag vor Ort in Bissen umgesehen: „Da gab es wirklich in einer Schneise sehr großen Schaden teilweise“, berichtet er. Am Boden sei kein gerades Windmuster zu sehen, sondern ein eingedrehtes Muster. „Das könnte auf einen Tornado hinweisen.“ Auf einem Hundetrainingsfeld hätten Türen von Gebäuden, die viel weiter weg stehen, gelegen – und sogar ein Grill. „Er lag mitten auf der Wiese. Ich frage mich, wo der herkommt“, sagt Ernzer.  Auch bei gradlinigem Wind könnten Gegenstände weit verfrachtet werden. „Aber hier handelt es sich um schwere Dinge, die weit getragen wurden.“ Das Wetterradar habe zudem eine Rotationssignatur an der Stelle gezeigt. 

Der Wetterexperte will sich aber noch nicht definitiv festlegen. In den kommenden Tagen will er Luftbilder analysieren und sich dann ein Urteil bilden.