Diamanten-Hochzeit mal zweiDas außergewöhnliche Ehe-Jubiläum der Ehepaare Scolastici-Rossi und Manghisi-Scolastici

Diamanten-Hochzeit mal zwei / Das außergewöhnliche Ehe-Jubiläum der Ehepaare Scolastici-Rossi und Manghisi-Scolastici
60 Jahre verheiratet (v.l.n.r.): Bartolomeo und Silvia Manghisi-Scolastici sowie Dante und Mirte Scolastici-Rossi heirateten am 16. Mai 1964 in der Escher Sankt-Josephs-Kirche  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Vor 60 Jahren heirateten sie im Doppelpack, vor wenigen Wochen wurde gemeinsam diamantene Hochzeit gefeiert. Die Ehepaare Scolastici-Rossi und Manghisi-Scolastici haben demnach reichlich Stehvermögen und verrieten dem Tageblatt das Geheimnis einer langen Ehe. 

„Nichts kann die Ehe mehr angreifen. Die Partnerschaft ist unzerstörbar wie der wertvollste Edelstein“: So lautet die Definition der Diamanten-Hochzeit und tatsächlich, wer eine Partnerschaft 60 Jahre schadlos übersteht, der geht ganz sicher nicht mehr auseinander. Das gilt auch für Dante Scolastici (83) und Mirte Rossi (80) sowie Bartolomeo Manghisi (83) und Silvia Scolastici (82). Dante und Silvia sind Geschwister, am 16. Mai 1964 heirateten sie ihre jeweiligen Partner. Gefeiert wurde gemeinsam. Genau wie 60 Jahre später die Diamanten-Hochzeit.

Der Grund für die Doppel-Hochzeit 1964 war allerdings ein trauriger. Silvia und Dante hatten fünf Geschwister, einer ihrer Brüder kam 1963 bei einem Unfall im Alter von 27 Jahren ums Leben. „Damals trauerte man ein Jahr und wir mussten unsere Hochzeit verschieben“, erinnert sich Dante Scolastici. Im Laufe des Jahres hatte Bartolomeo Manghisi um die Hand von Dantes Schwester Silvia angehalten und so wurde beschlossen, die Hochzeit gemeinsam zu feiern. Dante und Mirte gaben sich das Ja-Wort standesamtlich in Differdingen, Silvia und Bartolomeo in Esch. Die kirchliche Trauung fand zwei Tage später im Doppelpack in der Sankt-Josephs-Kirche von Esch statt, gefeiert wurde im Restaurant „Le Bec Fin“ am Norbert-Metz-Platz. „Es war ein schöner Tag mit gutem Wetter. Auf dem Marktplatz war Kirmes“, erinnert sich Silvia Scolastici, die heute mit ihrem Mann Bartolomeo in der Luxemburger Straße lebt.

16. Mai 1964: Bartolomeo und Silvia Manghisi-Scolastici sowie Dante und Mirte Scolastici-Rossi bei der Feier im „Le Bec Fin“
16. Mai 1964: Bartolomeo und Silvia Manghisi-Scolastici sowie Dante und Mirte Scolastici-Rossi bei der Feier im „Le Bec Fin“ Foto: privat

Bartolomeo Manghisi war der einzige des Quartetts, der nicht im Großherzogtum geboren wurde. Er kam 1940 als jüngstes von neun Kindern der Familie Manghisi in Castellana Grotte in Apulien auf die Welt. Italiener waren auch die Scolasticis und Mirte, geborene Rossi. Zumindest bis 1977, als sich Dante und Mirte einbürgern ließen. „Die gesamte Prozedur kostete damals 7.000 Franken (heute 175 Euro), das war sehr viel Geld für uns“, erzählt der 84-jährige Dante. Silvia und Bartolomeo verzichten darauf, die Luxemburger Staatsangehörigkeit anzunehmen. „Zu viel Papierkram“, sagt Bartolomeo. Er war eh eher ein Mann der Tat, arbeitete als Maler und später genau wie sein Schwager Dante bei der Arbed. Sie erlebten die Stahlkrise am eigenen Leib mit. 1997 wurden beide pensioniert. Dante hatte vor der Arbed als Verkäufer und Rollladen-Monteur gearbeitet.  

„Nicht mehr losgelassen“

„Meine Freundin war so verliebt in Dante“, erinnert sich Mirte an die Zeit, als sich das Paar kennenlernte. „Ich habe ihr gesagt: Was willst du denn mit dem, der hat doch immer die L’Equipe unter dem Arm und interessiert sich nur dafür. Eines Abends im Gewerkschaftsheim merkte ich dann, dass er sich nicht nur für seine Zeitung interessiert.“ „Von da an hat sie mich nicht mehr losgelassen“, fügt Dante lachend an. Noch heute ist eines seiner Hobbys, Zeitungsartikel zu sammeln. Silvia und Bartolomeo lernten sich im Escher Kino UT kennen. Bartolomeo war seit drei Jahren im Land, arbeitete und lebte zunächst in der Hauptstadt. Er war nach Luxemburg ausgewandert, um dem italienischen Militärdienst zu entgehen. In Esch kamen die Jugendlichen damals zusammen, um in den zahlreichen „Dancings“ des Grenzer Viertels auszugehen. Silvia und Bartolomeos Ehe blieb kinderlos. „Es hat halt nie geklappt“, sagt Silvia. „Ob uns das heute leidtut? Nein, wenn man sich die Jugend von heute so anschaut …“ Außerdem habe man ja die Neffen. „Das sind unsere Kinder“, so Silvia. 

Das Hochzeitsfoto vor der Sankt-Josephs-Kirche in Esch: Bartolomeo und Silvia Manghisi-Scolastici sowie Dante und Mirte Scolastici-Rossi 
Das Hochzeitsfoto vor der Sankt-Josephs-Kirche in Esch: Bartolomeo und Silvia Manghisi-Scolastici sowie Dante und Mirte Scolastici-Rossi  Foto: privat

Sie meint damit die beiden Söhne von Mirte und Dante und die vier Enkelkinder. „Es stimmt nicht ganz, dass Silvia kinderlos ist, sie hat ja mich“, widerspricht Bartolomeo. Was sich wie ein charmanter Witz anhört, hat einen ernsten Hintergrund. Vor einiger Zeit erlitt er einen Hirnschlag, von dem er sich inzwischen bemerkenswert gut erholt hat. Seitdem gibt seine Frau besonders Acht auf ihren Mann, der am liebsten in seinem Blumengarten hinter dem Haus seine Zeit verbringt.

„Liebe und Treue“ der Schlüssel

Die bisher längste Ehe der Welt führten laut Guinness-Buch der Weltrekorde die Inder Karam und Kartari Chand. Als Karam 2016 einen Monat vor seinem 111. Geburtstag starb, war das Paar seit 90 Jahren verheiratet. Was ist das Geheimnis einer langen Ehe? „Liebe und Treue“, sagt Dante Scolastici und Bartolomeo Manghisi fügt hinzu: „Wir haben immer alles gemeinsam gemacht.“ Er meint damit seine Ehe mit Silvia, aber auch das Hochzeits-Quartett von damals. „Silberhochzeit oder goldene Hochzeit, wir haben immer alles zusammen gefeiert und die Kosten geteilt“, ergänzt Dante.

Auf die diamantene Hochzeit folgt nach 65 Ehejahren die eiserne Hochzeit. Das wäre dann im Jahr 2029. „Wenn dann noch alle da sind, feiern wir auch die“, sagt Dante, „wenn auch vielleicht mit Krücken. Wir haben alle so unsere Wehwehchen“. Für die Zukunft wünscht er sich, das Leben so weiterführen zu können wie jetzt. Die anderen nicken zustimmend. „Das Leben meint es nicht immer gut mit einem. Es gibt auch schlechte Momente“, weiß Mirte. Bleibt zum Abschluss noch die Frage aller Fragen: Teilt man sich nach 60 Jahren Ehe noch das gleiche Bett? „Ja“, antworten die vier unisono und lachen.  

 Foto: Editpress/Alain Rischard