BeschäftigungDer Luxemburger Arbeitsmarkt bleibt auch im Juli weiterhin ohne Schwung

Beschäftigung / Der Luxemburger Arbeitsmarkt bleibt auch im Juli weiterhin ohne Schwung
Die Arbeitslosenquote liegt hierzulande mittlerweile bei 5,8 Prozent, nach 5,3 Prozent vor einem Jahr Foto: Christian Muller

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Die Lage am Luxemburger Arbeitsmarkt stagniert weiter. Im Monat Juli hat die Zahl der neuen Jobs erneut nur zaghaft zugelegt. Die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche ist derweil gestiegen – vor allem die der besser Qualifizierten.

Im Monat Juli hat die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche hierzulande wieder deutlich zugelegt. Um mehr als 800 Personen ist ihre Anzahl innerhalb eines Monats gestiegen. Innerhalb eines Jahres ist es ein Plus von 1.790 Personen. Das geht aus einer Pressemeldung der ADEM hervor. Der Arbeitsmarkt spürt die Folgen der immer noch langsam drehenden Wirtschaft.

Verglichen mit Mai 2022, dem besten Monat der letzten Jahre, ist es ein Plus von fast 4.000 Personen. Damals war die Zahl der Arbeitslosen auf den tiefsten Punkt seit Oktober 2011 gefallen. Zuvor, im April 2020, war die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Menschen, bedingt durch den Corona-Stillstand, auf 20.253 in die Höhe geschnellt.

Vor allem unter Hochschulabsolventen sowie Personen im Alter von 30 bis 44 Jahren ist die Zahl derer, die eine Arbeit suchen, stark gestiegen, präzisiert das Arbeitsamt am Dienstag in seinem monatlichen Bericht. Fast alle Berufssparten sind betroffen, die größten Veränderungen nach oben wurden in den Bereichen Bauwesen, Installation und Wartung, Transport und Logistik, Industrie, Buchhaltung, Informatik, sowie im Bankwesen gemessen.

Arbeitslosenquote steigt

Die vom Statec berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist damit im Juli gestiegen, auf 5,8 Prozent – den höchsten Stand seit etwa drei Jahren. Im Vormonat waren es erst 5,7 Prozent. Im April 2023 hatte sie noch bei deutlich besseren fünf Prozent gelegen, zu Jahresbeginn 2023 bei 4,9 Prozent. Mitte 2022 hatte die Quote einen Rekord-Tiefstand von 4,7 Prozent verzeichnet. In den Monaten Mai/Juni 2020 hatte sie mit sieben Prozent einen „Corona-Höchststand“ erreicht.

Die Zahl der gebietsansässigen Arbeitssuchenden, die volles Arbeitslosengeld beziehen, ist innerhalb eines Jahres um 1.733 Personen (oder 20,4 Prozent) auf 10.248 gestiegen. Die Zahl der Empfänger einer beschäftigungsfördernden Maßnahme lag im Juli 6,2 Prozent höher als vor einem Jahr (4.325 Stellen).

Nicht besonders gut sind derweil nicht nur die Arbeitslosenzahlen, sondern auch die gesamte Zahl der Arbeitsplätze hierzulande. Laut den saisonbereinigten Zahlen von Statec sind im Juli nur rund 450 neue Jobs hinzugekommen. Nach einem Plus von 430 und einem Minus von rund 250 Stellen in den beiden Monaten zuvor. Seit Jahresbeginn sind hierzulande, den Zahlen zufolge, nur knapp tausend neue Jobs entstanden. In guten Jahren schaffte die Wirtschaft jeden Monat tausend neue Arbeitsplätze.

Bereits im Juni war die Beschäftigung nur noch mit einer Jahresrate von 0,8 Prozent gewachsen, so das statistische Institut Statec damals in ihrem „Conjuncture flash“. Das war der niedrigste Stand seit der Finanzkrise 2009/10. Der historische Durchschnitt liegt hierzulande bei fast 3 Prozent. Drei Branchen haben besonders stark gebremst: das Baugewerbe, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sowie der Finanzsektor. Allein im Bauwesen sind seit Oktober 2022 etwa 3.300 Jobs verschwunden.

Angesichts der Verschlechterung auf der Beschäftigungsseite sei es überraschend, dass die Arbeitslosenquote seit Ende 2023 nicht noch stärker gestiegen ist, so die Statistiker. Sie vermuten einen Anstieg der bei der ADEM nicht erfassten Arbeitslosigkeit. Mehrere Elemente würden in diese Richtung deuten: So stagnierte die Erwerbsbevölkerung seit November, während die Gesamtbevölkerung weiter anstieg. „Es scheinen einige entmutigte Arbeitslose angesichts auslaufender Leistungsansprüche und mangelnder Beschäftigungsaussichten in die (scheinbare) Nichterwerbstätigkeit übergegangen zu sein.“

Wirtschaft auf Erholungskurs

In den nächsten Quartalen wird dabei wieder „eine zaghafte Erholung“ erwartet, da die Beschäftigung immer mit einer gewissen Verzögerung auf die wirtschaftliche Situation reagiert. 2023 war die Wirtschaft um 1,1 Prozent eingebrochen – 2024 wird ein leichtes Plus von 1,5 Prozent erwartet. Statec rechnet für 2024 somit insgesamt mit einem Beschäftigungswachstum von 1,3 Prozent. Im Jahr 2025 soll der Aufschwung dann, ähnlich wie beim BIP, bescheiden bleiben und das Beschäftigungswachstum auf nur 1,7 Prozent ansteigen. Die Arbeitslosigkeit würde weiter leicht auf 5,9 Prozent ansteigen, so die Prognosen.

Auch bei den Juli-Zahlen der ADEM gibt es erste Anzeichen einer Erholung: Nach einem Höchststand zu Jahresbeginn bei 18.317 ist die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche in den ersten sieben Monaten 2024 bereits wieder um rund 400 gefallen.

Auch andere Zahlen zeigen eine langsame Besserung der Lage. Beispielsweise meldeten Arbeitgeber im Juli 2024 nun 3.470 neue offene Stellen bei der ADEM an – ein Plus von 5,5 Prozent verglichen mit Jahresbeginn. Die Gesamtzahl von 7.539 verfügbaren Stellen ist zwar deutlich niedriger als die 9.500 vor einem Jahr, jedoch bereits wieder besser als im Dezember.

Nur leicht zugelegt hat im Juli derweil die Zahl der Neuanmeldungen. Tatsächlich meldeten sich 2.556 Einwohner in dem Monat bei der ADEM neu an, was einem Plus von lediglich 0,3 Prozent entspricht. Im Juni hatte der Ein-Jahres-Vergleich zum ersten Mal seit Januar 2022 abgenommen.