Kritik der „Libre pensée“„Der Papst-Besuch zeigt, dass die Trennung von Kirche und Staat noch nicht funktioniert“

Kritik der „Libre pensée“ / „Der Papst-Besuch zeigt, dass die Trennung von Kirche und Staat noch nicht funktioniert“
Im Oktober 2019 hat Papst Franziskus Jean-Claude Hollerich zum Kardinal ernannt– gut fünf Jahre später besucht der Papst Luxemburg Foto: AFP/Tiziana Fabi

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In gut zwei Wochen besucht Papst Franziskus Luxemburg. Trotz des Runs auf die Plätze in der Kathedrale an dem Tag bleibt festzuhalten: Das gefällt nicht allen im Land.

Edouard Kutten ist Vorsitzender der Freidenker der „Libre pensée luxembourgeoise“ (LPL). Die LPL beschreibt sich selbst als antiklerikal, sozial und demokratisch. Dass Papst Franziskus am 26. September Luxemburg besucht, klassiert die LPL in einer Mitteilung als „visite purement politique“. Auch sonst spart die LPL nicht mit Kritik an der päpstlichen Visite.

Kutten, ehemaliger Englisch- und Französischlehrer sowie Autor mehrerer Bücher, weilt zurzeit in Frankreich und erklärt im Telefongespräch mit dem Tageblatt die Sicht der LPL auf diesen Besuch aus dem Vatikan. Dass es sich um einen politischen Besuch handele, sei klar. Großherzog Henri habe als Staatschef den anderen Staatschef Franziskus eingeladen. So geht es auch aus der offiziellen Kommunikation hervor. Eine Staatsvisite demnach. Aber keine normale.

Rechte Parteien bleiben immer auf Linie mit der katholischen Kirche

Die politische Arbeit des Vatikans sei untrennbar verbunden mit der Religion und dem Versuch, diese weiter zu verankern. „Franziskus will mit seinen Besuchen untermauern, dass die Bande zwischen der katholischen Kirche und insbesondere den Monarchien in Europa nicht gebrochen werden dürfen“, sagt Kutten. Im Hintergrund ziehe die katholische Kirche in Luxemburg weiterhin viele Fäden, der Papstbesuch unterstreiche das – und sei gleichzeitig ein Beleg dafür, dass die Trennung von Kirche und Staat in Luxemburg noch immer nicht vollends funktionieren würde.

Die Rechten und die Kirche

Kutten erstaunt die enge Verbindung rechter Parteien in Europa zur katholischen Kirche nicht: „Rechte Parteien, überall in Europa und auch in Luxemburg, wollen, wenn sie es nicht schon geworden sind, salonfähig wirken, und deswegen bleiben sie auf Linie mit der katholischen Kirche“. Da werde dann lieber „über Migration geschimpft“, sagt Kutten. Mit Blick auf die Vergangenheit der katholischen Kirche sagt Kutten: „Wenn ich mir die Geschichte der Kirche anschaue, sehe ich nicht, dass sie sich besonders durch Ausländerfreundlichkeit hervorgetan hätte, dass man die Kirche hinter sich haben muss, hatten schon Hitler und Mussolini verstanden, rechtes Gedankengut fällt da auf fruchtbaren Boden.“ Auch heute sei in Europa die „droite“ immer eine „droite catholique“.

Viel harte Kritik im Vorfeld eines achtstündigen Besuchs eines Papstes in Luxemburg demnach. Trotzdem verwehrt sich Kutten des Vorwurfs, er und die LPL allgemein seien „Pfaffenfresser“. Das sei nicht der Fall, sagt Kutten, der „Libre pensée“ gehe es nur darum, sich dagegen aufzulehnen, „dass sowohl unser edukatives wie unser politisches System die Menschen automatisch dazu verleiten, die katholische Kirche zu unterstützen“. Doch genau das geschehe nun auch mit dem anstehenden Papst-Besuch, der als Happening gefeiert würde, wobei die Verbrechen der Kirche einerseits und ihre politische Einflussnahme andererseits, zum Beispiel in Fragen der Abtreibung oder der Sterbehilfe, völlig ignoriert würden. „Wir als LPL wollen die Menschen aufklären“, sagt Kutten. Dass Luxemburg sich weiter als Marienland inszeniere, mache die Sache nicht einfacher.

fraulein smilla
12. September 2024 - 13.53

Kirche und Staat hatten in der Regel kein enges Verhaeltnis . Der Investiturstreit im 11t2n bis 12ten Jahrhundert war die 1te Gewaltentrennung in Europa .

Grober J-P.
12. September 2024 - 8.57

Lasst ihn doch einmal noch, Franziskus bringt die veruntreuten 61 Millionen zurück.

Jacques Zeyen
12. September 2024 - 8.44

Man kennt die "Edelhure" von Konstanz,die Imperia, mit dem Papst auf einer Hand und den König auf der anderen. Kirche und Staat hatten immer ein enges Verhältnis.Damals,als man dem armen,dummen Bauern noch das Blut absaugen konnte. Die Zeiten müssten eigentlich längst vorbei sein,zumal nach den Aufdeckungen von heiligen Schweinereien an Kindern,die durch diese Zunft getätigt wurden und meist unbestraft blieben. Man kennt sich und nimmt das Gesetz in die eigene Hand. Ad maiorem Dei gloriam.
Unser genau so beliebtes wie unnötiges Staatsoberhaupt ist unter diesem Regime aufgewachsen und es ist sein Recht den Führer des religiösen Unsinns einzuladen. Auf Staatskosten,natürlich.

Atheist
11. September 2024 - 17.26

Habe ich denn nicht irgendwo gelesen dass der Papst auf eine Einladung S.K.H. Luxemburg besuchen wird ?

Nomi
11. September 2024 - 17.07

Waat mech elo schons seit 40 Johr net interessei'ert loossen ech lenks lei'en .

Wann eis Oberech so'u eng Invitatio'un machen, dann mussen se sech fro'en ob se daat an hirem perseinlechen Numm machen oder als Vertrieder vun neger Majoritei't vun Bierger, well Sie an dem Fall de Bierger representei'eren !