EM-Kolumne „Extrawurst“Die innere Sicherheit

EM-Kolumne „Extrawurst“ / Die innere Sicherheit
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Sechs Tage ist die Europameisterschaft 2024 mittlerweile alt. Auch wenn diesmal (zumindest aus meiner Sicht) gefühlt weniger Euphorie um dieses Event herrschte, so hat das Turnier unseren Alltag trotzdem wieder im Griff.

Am Dienstagmorgen habe ich meinen deutschen Redaktionskollegen getroffen, der mir mal wieder von den Staus an den Grenzübergängen berichtete. Die innere Sicherheit soll garantiert werden. Besonders davon betroffen sind aber die luxemburgischen Grenzgänger, die ab sofort Auskunft darüber geben müssen, dass sie sich gerade auf dem Weg in ein einschlägiges Etablissement in der Trierer Rudolf-Diesel-Straße befinden.

„Probleme mit der inneren Sicherheit gibt es nur dann, wenn die Holländer ins Finale kommen“, sagt mein deutscher Kollege. Bei mir zu Hause ist die innere Sicherheit nur dann garantiert, wenn wegen des Video Assistant Referee (VAR) nicht wieder irgendwelche nicht nachvollziehbaren Entscheidungen getroffen werden. Am Dienstag musste meine einjährige Tochter deshalb zum ersten Mal mit ansehen, wie ich mich wegen dieser fußballzerstörerischen Technik lautstark aufregte.

Wer nicht ADR oder „déi Konservativ“ wählen will, hat bei einer Europameisterschaft die außergewöhnliche Möglichkeit, während vier Wochen seine nationalistischen Tendenzen auszuleben. Da Luxemburg es leider – und auch wegen des VAR – nicht zur Europameisterschaft geschafft hat, können wir uns alle für eine kurze Zeit mit fremden Federn schmücken und endlich einmal Teil einer großen Nation sein. Nur eines habe ich nie verstanden: Warum hassen einige luxemburgische Bayern-Fans die deutsche Nationalmannschaft? Das ist so, als würden Sie am Tag drei Liter Red Bull saufen und Max Verstappen verteufeln.

Während einer EM oder WM werden Emotionen ausgelöst, die während des alltäglichen Lebens vielleicht zu kurz kommen. Menschen, die eigentlich wenig miteinander zu tun haben, fangen auf einmal an, sich miteinander zu unterhalten. Kurzum: Es ist gut, dass es Europameisterschaften gibt, denn sie nehmen uns aus unserem Alltagstrott heraus und sorgen dafür, dass man nicht nur an seine innere Sicherheit denkt, sondern auch mal aus sich herausgeht.