PressehilfeEditpress-Generaldirektorin über Le Quotidien: Übergangsregelung darf nicht von heute auf morgen enden

Pressehilfe / Editpress-Generaldirektorin über Le Quotidien: Übergangsregelung darf nicht von heute auf morgen enden
Michelle Cloos Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Reform der Pressehilfe 2021 hat „Le Quotidien“ hart getroffen. Eine Übergangsregelung ermöglichte das Überleben der Tageszeitung. 2026 läuft diese aus – und die Regierung arbeitet an einem neuen Gesetzesprojekt. Doch noch ist nicht klar, wie es weitergeht.

Editpress und Groupe EBRA – gleichberechtigte Aktionäre der französischsprachigen Tageszeitung Le Quotidien – gehen davon aus, dass es die Zeitung in Zukunft weiterhin geben wird. Das sagte Editpress-Generaldirektorin Michelle Cloos dem Radiosender 100,7 am Donnerstagmorgen. Denn 2026 soll die Pressehilfe angepasst werden – und hinter der für den Quotidien überlebenswichtigen Übergangsregelung steht ein großes Fragezeichen.

Im Jahr 2021 wurde die Pressehilfe in Luxemburg weitgehend reformiert. „Der Quotidien war leider der große Verlierer dieser Reform“, sagt Cloos. Vorher habe als Basis für die Pressehilfe die Anzahl der gedruckten Seiten gedient. Bei der Reform sei sich bemüht worden, den vielen unterschiedlichen Publikationsformen, unter anderem dem Online-Geschäft, gerecht zu werden. Neben einer Grundförderung von 200.000 Euro erhält jede Zeitung pro vollbeschäftigten Journalisten 30.000 Euro. Mit dem Resultat, dass der Quotidien „durch das Raster gefallen ist“, sagt Cloos. Die Tageszeitung hätte dadurch 400.000 Euro weniger erhalten als vor der Reform, weswegen eine Übergangslösung für Le Quotidien eingeführt wurde.

Aber nicht nur das neue Gesetzesprojekt zur Pressehilfe bereitet der Zeitung Sorgen. Denn der Betrag sei nicht an die Inflation angepasst worden. „Das spürt der Quotidien jetzt schon“, sagt Cloos. Zudem sei als Anhaltspunkt für den Betrag das Jahr 2019 genommen worden – das für die Zeitung eher durchwachsen gewesen sei. Laut Cloos wäre es sinnvoller gewesen, einen Durchschnittswert anzuwenden.

Der Quotidien habe seine Situation analysiert und auf redaktionellem wie finanziellem Level Änderungen vorgenommen. „Es sind aber viele große unerwartete Ereignisse eingetreten“, sagt Cloos. Die Covid-Krise und die steigenden Preise – vor allem die Papierpreise – hätten die Zeitung stark getroffen, weil es dafür keine Kompensation gebe.

Neues Gesetzesprojekt: Keine Änderungen zugunsten des Quotidien

Auch im neuen Gesetzesprojekt zum neuen Regime ab 2026 seien keine Änderungen enthalten, die dem Quotidien helfen würden. Deswegen habe die Führung der Zeitung das Gespräch mit der Politik gesucht. Die zuständige Ministerin Elisabeth Margue (CSV) habe auch bereits Gesprächswillen signalisiert. Für den Quotidien sei es vor allem wichtig, dass die Überganglösung nicht „von heute auf morgen“ ende.

Die neue Pressehilfe verfolge weiterhin den Pfad, immer mehr Unterstützung für Online-Zeitungen auszuzahlen, obwohl die Printproduktion einer Tageszeitung mit ganz anderen Kosten verbunden ist. „Wenn man Print und Online macht, hat man eine ganz andere Kostenstruktur“, sagt Cloos. Man zahle nicht nur den Preis für das Papier, sondern beschäftige auch mehr Personal und mehr Technik. „Das ist bei der ganzen Reform etwas zu kurz gekommen“, sagt Cloos. Es sei lobenswert, die Anstellung von Journalisten durch die Pressehilfe zu stärken. „Aber alle anderen spielen dann keine Rolle – das ist schade“, sagt Cloos. 

Auch sei es keine Lösung, Le Quotidien als reine Online-Zeitung weiterzuführen. Einerseits gebe es einen sozialen Faktor – ein Online-Medium benötige nicht die gleiche Anzahl an Mitarbeitern wie ein Print-Medium. Andererseits wäre die Zielgruppe und die Berichterstattung eine andere. Auch sei die Zahlungsbereitschaft für Anzeigen nicht die gleiche.