UnternehmenEuropas Zentralbank beschert Luxemburger Post ein sehr gutes Jahr 2023

Unternehmen / Europas Zentralbank beschert Luxemburger Post ein sehr gutes Jahr 2023
Serge Allegrezza und Claude Strasser bei der Vorstellung der Jahreszahlen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Für die Luxemburger Post war 2023 ein gutes Jahr. In allen vier Geschäftsfeldern konnte man zulegen. Gewinn und Produktivität sind gestiegen. Besonders gut entwickelte sich der Bereich „Post Finance“, der zuvor viele Jahre unter dem Niedrigzinsumfeld zu leiden hatte.

Als „bemerkenswert“ bezeichnete Serge Allegrezza, Präsident des Verwaltungsrates der Luxemburger Post, das Ergebnis, das die staatliche Unternehmensgruppe letztes Jahr erwirtschaftet hat. Obwohl es ein von vielen Krisen (Post-Covid, Ukraine, hohe Energiepreise, steigende Gehälter, Rezession in Luxemburg) geprägtes Jahr gewesen sei, habe das Volumen der Verkäufe um stattliche 8,3 Prozent (deutlich höher als die Jahresinflationsrate von 3,7 Prozent) zugelegt. Zudem habe man die Effizienz steigern können. „Der Gewinn ist deutlich gestiegen, während gleichzeitig der CO2-Ausstoß verringert werden konnte.“

Im Rahmen der Vorstellung der Finanzzahlen des Vorjahres versucht die Gruppe seit einigen Jahren, verstärkt auch auf ihren sozialen Impakt hinzuweisen. „Als ,établissement public‘ sind wir für die Gesellschaft da“, fügte Serge Allegrezza hinzu. So habe man im Laufe des Jahres 402 Millionen Euro als Gehälter ausbezahlt, Einkäufe für 426 Millionen bei Zulieferern getätigt (davon zwei Drittel in Luxemburg), fast 50 Millionen Euro an Steuern bezahlt und rund 80 Millionen Euro in den Ausbau des Telekommunikations-Netzes investiert.

Auch Geschäftsführer Claude Strasser gab sich am Freitag überaus zufrieden mit dem „bemerkenswerten“ Ergebnis. „Als wir im Vorjahr, im September 2022, das Budget erstellt hatten, gab es noch sehr viele schwarze Wolken, sehr viele Unsicherheiten.“ Schlussendlich jedoch hat die Gruppe es geschafft, in allen vier Unternehmensbereichen (Telekommunikation, Post&Logistik, Finanzen und Filialen) den Umsatz zu steigern. Im Vorjahr war das Volumen der Verkäufe erstmals seit Jahren zurückgegangen.

Den Löwenanteil des Jahresumsatzes von 969 Millionen Euro steuerte letztes Jahr der Bereich Telekommunikation (508,9 Millionen Euro) bei. Zwar sei man mit diesem Bereich nicht konjunkturabhängig, so der Geschäftsführer. Doch leider „ist er auch kein Wachstumsmarkt“ mehr. „Es ist sehr schwer, Kostensteigerungen an den Kunden weiterzugeben.“ Dabei würden beispielsweise allein die drei letzten Indextranchen für die Gruppe ein jährliches Plus von 25 Millionen Euro bei den Personalkosten bedeuten.

„Wir werden immer mehr zu einer IT-Firma“

Bei der mobilen Telefonie wurde letztes Jahr so gerade mal ein Plus von 2 Prozent erwirtschaftet. „Etwa gleich viel wie das Bevölkerungswachstum.“ Bei der traditionellen Einkommensquelle, der Festnetztelefonie, wurde ein Minus von 15 Prozent verzeichnet. „Jedes Jahr sind es rund 5.000 Anschlüsse weniger. (…) Irgendwann werden es null Euro sein. In fünf Jahren?“ Aufgefangen wurde das Resultat in diesem Bereich durch ein Plus von 15 Prozent bei IT-Dienstleistungen für professionelle Kunden. Die wollen IT- und Telekommunikationslösungen aus einer Hand, so Strasser. „Wir werden immer mehr zu einer IT-Firma.“

Nur noch drittwichtigster Umsatzbringer (177,9 Millionen Euro) ist mittlerweile das historische Kerngeschäft „Post“, zu dem bereits der Bereich „Logistik“ hinzugefügt wurde. Die Zahl der verschickten Briefe ist seit 2012 am Schrumpfen. Mit insgesamt 97 Millionen Briefen lag ihre Zahl 2023 erneut rund 10 Millionen unter der des Vorjahres. Die Zahl der ausgelieferten Pakete ist derweil leicht, auf 7,3 Millionen gestiegen. Vor fünf Jahren waren es erst vier Millionen Pakete.

Zum zweitwichtigsten Umsatzbringer hat sich über die letzten Jahre das Geschäft mit den Filialen (2023: 216 Millionen Euro) entwickelt. Dieser Bereich wurde in den letzten Jahren konsequent ausgebaut, um mittels einer Diversifizierung die Rückgänge in traditionellen Geschäftsbereichen auszugleichen. Mit 92 Millionen Euro war der Datencenterbetreiber EBRC die gewichtigste Tochter. Zu den anderen Filialen zählen beispielsweise Michel Greco, LuxTrust, Editus und Visual Online.

Umsatz der Filialen (in Millionen Euro)
Umsatz der Filialen (in Millionen Euro) Screenshot: Post

Eine überdurchschnittlich gute Entwicklung konnte die Post derweil im Finanzbereich verzeichnen. Hier konnten die Einnahmen (65,5 Millionen Euro), verglichen mit dem Vorjahr, fast verdoppelt, und verglichen mit 2021, fast verdreifacht werden. Hintergrund dieser Entwicklung ist die Trendwende bei den Leitzinsen in Europa. Der Post-Finanz-Bereich finanziert sich vor allem dadurch, dass er nicht-verzinste Kunden-Einlagen selber anlegt.

„Wir haben keine Sparkonten und geben keine Kredite“, unterstreicht Strasser. „Wir haben ein anderes Modell wie die Banken. (…) Die Gebühren decken nur einen kleinen Teil der Kosten.“ Dafür gebe es aber nach wie vor Bedarf an dem Angebot der Post, jedem Einwohner, der dies möchte, ein Konto anzubieten. Immer mehr Kunden hätten es hierzulande scheinbar schwer, ein Konto bei einer Bank zu eröffnen. „Wir haben 30.000 Kunden, die nur eins bei uns haben.“ Im gleichen Sinne plant die Post nun, in Zukunft auch Luxemburger Start-ups, von denen sich immer mehr beschweren, dass sie kein Konto bei einer Bank bekommen, Konten anzubieten.

Leitzinsen und Umsatz von Post-Finance 
Leitzinsen und Umsatz von Post-Finance  Screenshot: Post

Der Jahresgewinn ist 2023 damit überaus stark, von 31 auf 57 Millionen Euro gestiegen. „Das ist das beste Resultat seit einer ganzen Reihe Jahre“, so Strasser. Mehr sei zuletzt 2011 verdient worden, doch hätte das Ergebnis damals viele außerordentliche Elemente enthalten. Von dem Gewinn werden 15 Millionen Euro als Dividende an den Staat ausbezahlt werden. Der Rest bleibt im Unternehmen und kann beispielsweise für Investitionen genutzt werden.

Vor allem im Bereich Telekom müsse viel investiert werden, so Strasser. Zuletzt sei dies der neue Hauptsitz gegenüber vom Bahnhof in Luxemburg-Stadt und das 5G-Netz gewesen. Ohne 5G hätte die Kapazität des 4G-Netzes bereits Mitte 2023 nicht mehr ausgereicht, so Strasser. Heute sei nun praktisch das ganze Land abgedeckt.

Bei der Abdeckung des Landes mit Glasfaser sei man mittlerweile bei 84 Prozent angekommen, so das Unternehmen weiter. Nur Liechtenstein habe eine höhere Abdeckungsrate. Die Nutzungsrate liegt bei 68 Prozent, nach 63 im Vorjahr. Das alte Kupfer-Netz werde derweil nach und nach außer Betrieb genommen werden. Es habe für die heutigen Bedürfnisse nicht genügend Bandbreite: „PostTV geht noch, aber danach kommt es schnell an seine Grenzen.“

Die Zahl der Mitarbeiter war 2023 mit 4.515 Personen (Vorjahr: 4.689) leicht rückläufig. Man versuche, „mehr Wachstum mit einer gleichen Anzahl an Leuten zu generieren“, so Strasser, um so auch in Nicht-Wachstumsmärkten für stabile Zukunftsaussichten zu sorgen.

Die Post und der Strom

Mit Erschrecken hat die Post – im Rahmen der steigenden Energiepreise –festgestellt, dass man als Gruppe für insgesamt zwei Prozent des im Lande verbrauchten Stroms stehe. Um den Bedarf einzugrenzen, versuche man nun vor allem, alte Gebäude zu sanieren, so Strasser. Auch brauche 5G weniger Strom als 4G. Etwa die Hälfte des Verbrauchs stamme jedoch von den Datenzentren, wo eine Reduktion sehr schwierig sei, da die Gebäude „bereits sehr hohe Standards haben“. Der Anteil der Elektroautos an der Post-Flotte ist von 13 auf 26 Prozent gestiegen. „Wir haben da ambitiöse Ziele, um in den nächsten Jahren noch weiter voranzukommen“, so Strasser.

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