EditorialFarbe statt Kompetenz: Wie steht es um Luxemburgs Verwaltungsräte?

Editorial / Farbe statt Kompetenz: Wie steht es um Luxemburgs Verwaltungsräte?
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

61 Millionen fehlen in den Kassen der Caritas, die Aufarbeitung des Betrugsvorfalls schreitet voran. Während vergangene und wohl auch noch diese Woche die Verhöre weitergehen, ist die Zukunft der Caritas mehr denn je ungewiss. Es stellen sich ganz grundsätzliche Fragen, auf die nicht nur die Caritas möglichst schnell Antworten finden sollte.

Eine hohe Angestellte hatte die 61 Millionen wohl auf spanische Konten überwiesen, während der Generaldirektor auf einer Pilgerreise weilte. Die entscheidende Frage, wie es überhaupt dazu kommen konnte, bleibt wohl bis zum Abschluss der Ermittlungen unbeantwortet. Dass aber solche Summen in wenigen Tagen oder Wochen verschwinden konnten, heißt nichts anderes, als dass wichtige Kontrollinstanzen entweder nicht vorhanden sind oder schlichtweg versagt haben.

„Le conseil d’administration est responsable […] du contrôle interne qu’il considère comme nécessaire pour permettre l’établissement des comptes annuels ne comportant pas d’anomalies significatives, que celles-ci proviennent de fraudes ou résultent d’erreurs.“ Das schreiben die Rechnungsprüfer der Caritas in ihren Jahresberichten. Heißt: Letzten Endes ist niemand anderes als der Verwaltungsrat für die abhandengekommenen Millionen verantwortlich.

Und damit auch, was mit den Mitarbeitern der Caritas passieren wird. Vom CEO des Landes, Luc Frieden, erhielt die Caritas bereits eine Abfuhr. Keinen Cent wolle man an die Caritas überweisen, solange der „Dienstleister“ seine Probleme nicht geklärt habe. So weit, so klar. Wenn die Gespräche mit den Banken ähnlich erfolglos verlaufen, wird das Versprechen des Vorstandes und der Direktion, niemanden entlassen zu wollen oder müssen, die nächsten ein bis zwei Monate wohl nicht überleben. Mehr finanzielle Reserven hat die Stiftung nämlich nicht.

Es ist entweder Zufall, dass in den vergangenen Monaten Probleme in zahlreichen Verwaltungsräten öffentlich wurden – oder aber es deutet auf ein strukturelles Problem hin. CMCM, ProActif und die Caritas sind nur die rezentesten und prominentesten Beispiele, wo es innerhalb von Verwaltungsräten zu Streitigkeiten und Ungereimtheiten gekommen ist. Leidtragende sind immer die unter den Verwaltungsräten und Direktionen arbeitenden Angestellten. Es sind sie und nicht die Verwaltungsräte, die Wochen oder Monate existenzieller Ängste durchleben.

Nicht jeder Betrugsvorfall kann durch ein strengeres und dichteres Regelwerk verhindert werden. Angesichts der Enthüllungen der letzten Tage scheint es aber, als hätte ein Verwaltungsrat, der seiner Kontrollfunktion nachkommt, es möglicherweise tun können und müssen. „Wissen und Erfahrung in Bereichen wie Unternehmensführung, Buchhaltung und Finanzen braucht ein Verwaltungsrat“, meint Philipp von Restorff, Direktor vom „Institut luxembourgeois des administrateurs“ (ILA). In Luxemburg werden diese Anforderungen und Kompetenzen jedoch allzu oft übergangen. Viel wichtiger scheint die richtige Parteikarte zu sein. Mit dem bekannten Ergebnis.

JUNG LUC
31. Juli 2024 - 9.46

@ GROBER jp
Beichte und Fürbitten reichen für 61 Millionen aber nicht aus.

Grober J-P.
29. Juli 2024 - 11.54

@ Jung Luc / Er war doch auf Pilgerfahrt zum Heiligen der Conquistadores nach Santiago de Compostela zum Fürbitten und Beichten.

JUNG LUC
29. Juli 2024 - 10.24

Interessant wäre zu wissen wer hier den Audit macht.
Interessant wäre zu wissen was der Verwaltungsrat in der Caritas zu tun hat und nicht getan hat.
Interessant ist zu wissen wo der Generaldirektor war.
Luc FRIEDEN hat in seinen Aussagen absolut Recht.

Grober J-P.
29. Juli 2024 - 9.56

Keine Angst, Franziskus hat bereits von den Gaunereien seiner luxemburgischen Schäfchen gehört, hat versprochen im September ein Stückchen von den milliardenschweren Fonds im Gepäck zu haben. Ob er es hergeben möchte, der alte Geizhals? Und Marie, der Herr [ ] und Co. müssen nach Cliärref ins Kloster, die Millionen abarbeiten. 😊

Armo
29. Juli 2024 - 9.53

Stimmt vollkommen. Ich kann Ihrem Artikel nur voll zustimmen!

Armo
29. Juli 2024 - 9.52

Ihrem Artikel kann ich nur voll zustimmen. Richtig!