DiekirchFrüheres Gestapo-Hauptquartier wird zum Stadtarchiv: Um- und Anbau der Villa Conter kostet 7,5 Millionen Euro

Diekirch / Früheres Gestapo-Hauptquartier wird zum Stadtarchiv: Um- und Anbau der Villa Conter kostet 7,5 Millionen Euro
Die Villa Conter im Gebäude Nummer 28 in der Alexis-Heck-Straße Foto: Roger Infalt

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Bereits 2010 kam die Villa Conter an der Alexis-Heck-Straße als geeigneter Standort für ein Archiv ins Gespräch. Damals ging die Rede von einem „Nordstad-Archiv“. Doch das damalige Projekt wurde nie realisiert. Jetzt wird das geschichtsträchtige Gebäude die Rolle des Diekircher Stadtarchivs übernehmen.

Er wolle nicht auf die Gründe eingehen, warum das Projekt „Nordstad-Archiv“ damals gescheitert ist, so Kulturschöffe Dr. Paul Bonert, der sich auch im Privaten überaus viel für die lokale und auch regionale Geschichte interessiert (siehe www.svq-diekirch.lu). Er gab uns Einblick in die Pläne des neuen Stadtarchivs der Gemeinde Diekirch, doch sollten wir zuerst etwas über die Geschichte der Villa Conter, in der das Archiv untergebracht werden soll, erfahren.

Ende des 19. Jahrhunderts

Wie Dr. Paul Bonert auf seiner oben erwähnten, überaus lesenswerten Internetseite schreibt und auch während unseres Gesprächs erklärte, ließ Alexis Heck Ende des 19. Jahrhunderts neben seinem „Grand Hôtel des Ardennes“ seine Privaträume errichten. Der Bau der Villa Heck verlief alles andere als reibungslos, da nach einem Erdrutsch im Jahr 1895 ein Arbeiter unter den Trümmern begraben wurde.

Später erhielt die Villa Heck den Namen Villa Conter und das letzte alte Gebäude mit der Nummer 28 der Diekircher rue Alexis Heck erlangte in den Jahren 1940 bis 1945 einen traurigen und dunklen Ruf. Die Villa Conter wurde das Gegenstück zur hauptstädtischen Villa Pauly und der Escher Villa Seligmann. Die Gestapo (Geheime Staatspolizei) hatte diese drei Villen übernommen und dort Hauptquartiere eingerichtet. Zudem gab es dort regionale Verhör- und Inhaftierungszentren.

In allen Ecken des Öslings wurden Menschen, die allein wegen ihres Verhaltens, das nicht den Geboten der Nazi-Besatzer entsprach, verhaftet und zur Villa Conter gebracht, wo sie den grausamen und unsäglichen Verhörpraktiken der Nazi-Henker ausgesetzt waren. Bei Bedarf wurden sie dort eingesperrt oder entweder zur weiteren Vernehmung in die Villa Pauly oder direkt in die Hölle von Hinzert transportiert.

Ein langer Weg bis zum Stadtarchiv

Ab 1948 lebte die Familie Mambourg-Zeyen in der Villa Conter und Dr. Albert Mambourg senior, zudem Pfadfindermeister und Stadtrat, praktizierte dort bis zu seinem Tod am 15. Juli 1952 als Allgemeinmediziner.

Das zu dem Zeitpunkt leerstehende Haus sollte, wie eingangs erwähnt, 2010 zum „Nordstad-Archiv“ werden. Ein Projekt, das bekanntlich scheiterte. Acht Jahre später wurde die Villa Conter auf der Grundlage einer 2011 von der Stadt Diekirch erstellten Akte in das zusätzliche Inventar der Gebäude und Objekte aufgenommen, die unter nationalem Schutz stehen. Die Gemeinde Diekirch sollte die Villa erstehen, doch der Gemeinderat verabschiedete damals den betreffenden Kaufvertrag nicht. So gelangte das Objekt in die Hände einer Privatperson, die später dort ein Wohnhaus nebst Büroräumen plante.

Im Jahr 2020 starb der neue Besitzer, noch bevor er seine Pläne umsetzen konnte, und so stand die Villa erneut zum Verkauf. Ein Jahr später erwarb die Stadt Diekirch schließlich die Villa Conter, mit dem Ziel, dort das Stadtarchiv einzurichten, das unter der Leitung von Archivar Michel Pauly betrieben werden soll.

Ausschreibungen im Herbst

Die Pläne von Max von Roesgen vom Architektenbüro Planetplus zum Umbau der bestehenden Villa sowie zur Errichtung eines umfangreichen Anbaus, in dem unter anderem mehrere Leseräume, Konferenzräume, Büros, eine Bibliothek, ein Lager für die Aufbewahrung von Büchern, ein Quarantäneraum (siehe nebenstehenden Artikel) sowie ein rund 90 Quadratmeter großer unterirdischer Archivraum Platz finden, erhielten in der Zwischenzeit grünes Licht vom Gemeinderat sowie von den zuständigen Ministerien.

„Die Arbeiten für dieses voraussichtlich mit 7,5 Millionen Euro zu Buche schlagende Projekt sollen nach dem diesjährigen Kollektivurlaub im Baugewerbe ausgeschrieben werden“, so Dr. Paul Bonert. Wann das neue Stadtarchiv bezugsbereit sein wird, dazu wollte sich weder Bonert noch Pauly äußern.

In puncto Kultur halten wir abschließend noch fest, dass die Stadt Diekirch an einem neuen Musikkonservatorium in der „Sauerwiss“ plant, was dann zur Folge hat, dass das jetzige Musikschulgebäude nebst dem benachbarten Wirtgenschloss und der alten Kirche im Kern der Ortschaft laut Dr. Paul Bonert zu einem „Ilôt culturel“ werden soll.

Nomi
10. August 2024 - 14.46

Wann een daat Geld dann an Digitalisei'erung vum Archiv investei'ert haett, wiren och keng Problemer mei' mat Pilzbefall an Fiichtegkeet am Archiv !