Tour de FranceKevin Geniets im Interview am Ruhetag: „Werde weiter aggressiv fahren“

Tour de France / Kevin Geniets im Interview am Ruhetag: „Werde weiter aggressiv fahren“
Kevin Geniets fährt bei dieser Tour der France angriffslustig-offensiv Foto: Anne-Christine Poujoulat/AFP

Immer wieder ist das Rot-Weiß-Blaue Landesmeistertrikot von Kevin Geniets bei der diesjährigen Tour de France ganz vorne zu sehen. Nachdem früh bekannt wurde, dass Kapitän David Gaudu aufgrund einer Covid-Infektion vor dem Rennen nicht für das Gesamtklassement infrage käme, haben die Radsportler von Groupama-FDJ freie Karten. Der Luxemburger nutzt dies, um sich immer wieder ganz vorne zu präsentieren. Noch hat er es nicht mit einer Ausreißergruppe ins Ziel geschafft. Möglichkeiten dafür bieten sich ihm aber noch in der letzten Tour-Woche.

Tageblatt: Kevin Geniets, Sie haben nun zwei Wochen Tour de France in den Beinen. Wie fühlen Sie sich körperlich?

Kevin Geniets: Ich fühle mich sehr gut, die Form ist sehr gut – auch nach der zweiten Woche. Ein bisschen Müdigkeit ist da, aber ich erhole mich gut. Mental ist es nicht so einfach, den ganzen Tag zu leiden, wie zum Beispiel am Sonntag. Das war eine lange Leidensfahrt über sechs Stunden. Aber ich versuche, Körner zu sparen, damit ich welche habe, wenn es drauf ankommt, wie zum Beispiel an dem Tag, als ich in der Ausreißergruppe war (13. Etappe). Ich werde weiter versuchen, in die Ausreißergruppe zu kommen. Es ist extrem schwer, weil viele Lust darauf haben und das Niveau sehr hoch ist. 

Ihre Mannschaft musste früh die Taktik ändern, weil Gaudu früh viel Zeit verloren hat. Wie schwer war es, sich umzustellen?

David (Gaudu) war kurz vor dem Start der Tour an Covid erkrankt. Es war klar, dass wir nicht auf das Gesamtklassement fahren, sondern auf Etappen. Wir fahren ein aggressives und gutes Rennen. Am Ende entscheiden nicht wir, ob die Fluchtgruppe durchkommt oder nicht. Dieses Jahr kommt sie leider nicht oft durch, aber wir sind fast immer vertreten. Wenn du keinen Gesamtklassement-Leader hast und keinen Sprinter, ist die Ausreißergruppe die einzige Möglichkeit, Rennen zu gewinnen. Das werden wir weiter versuchen. 

Haben Sie sich eine Etappe für die letzte Woche herausgesucht?

In der letzten Woche sind die Etappen von Mittwoch und Donnerstag sehr interessant. Das Wochenende wird für die Bergfahrer im Fokus sein. Es kommen noch Gelegenheiten, an denen ich versuchen werde, vorne zu sein. Ich hoffe, dass mein Körper mitspielt, aber es sieht gut aus. Dann muss man auch das nötige Glück haben. Ich werde weiter aggressiv fahren. 

Während der Tour de France kam die Olympia-Nominierung von Alex Kirsch raus. Wie wurden Ihnen diese Entscheidung mitgeteilt?

Die Olympia-Nominierung von Alex (Kirsch) ist verdient. Wir hatten mehrmals mit Jempy Drucker (Nationaltrainer) darüber gesprochen, im Videocall. Wir wussten ganz genau, wer noch infrage für Olympia kommt und wer nicht. Am Ende sind Alex und ich verblieben. Das COSL und der Radsportverband haben mir dann im Trainingslager vor der Tour mitgeteilt, dass sie sich für Alex entschieden haben. Das kann ich sehr gut verstehen. Wir sind beide auf einem ähnlich guten Level. Irgendwann muss dann eine Entscheidung getroffen werden. Natürlich bin ich enttäuscht, ich kann aber auch sagen, dass ich bei Olympia in Tokio dabei war. Als Radfahrer hast du das Ziel, einmal die Tour zu fahren und einmal die Olympischen Spiele. Ich habe beides schon gemacht. Wenn ich meine Karriere mal beende, kann ich sagen, dass ich zufrieden bin. Aber natürlich wäre ich auch gerne ein zweites Mal bei Olympia mitgefahren.