Nach StillstandUnternehmer Kindy Fritsch: „Scholesch Eck wird fertig werden, ganz egal wie“

Nach Stillstand / Unternehmer Kindy Fritsch: „Scholesch Eck wird fertig werden, ganz egal wie“
Das „Scholesch Eck“ in der Escher Fußgängerzone Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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In den letzten Tagen ist die Bauruine „Scholesch Eck“ in der Escher Fußgängerzone wieder mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses gerutscht. 27 Familien hatten 2019 in die Wohnungen investiert. Um zu versuchen, etwas Klarheit in die Geschichte zu bringen, hat sich das Tageblatt mit Unternehmer Kindy Fritsch unterhalten.

Es entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte. Ursprünglich als luxuriöses Wohngebäude geplant, sollte es den städtischen Kern von Esch beleben: das Bauprojekt „L’Adresse“ im Herzen der Stadt. Anstelle der seit dem Brand von 2011 leerstehenden Brandruine des „Scholesch Eck“ sollten im Jahr 2021 unter anderem luxuriöse Apartments diesen Standort wieder aufwerten. Dazu ist es bisher jedoch noch nicht gekommen.

Zuletzt hatte nun am Dienstag ein Artikel auf Reporter.lu das Thema wieder in Erinnerung gerufen. „Die Bauarbeiten stehen seit Sommer 2023 still“, so das Onlinemagazin. 27 Familien hatten 2019 in die Wohnungen investiert. Doch obschon sie teils bereits fast 90 Prozent ihrer Immobilie finanziert haben, bestehe für sie kaum eine Chance, noch in diesem Jahr tatsächlich in den Besitz ihrer Wohnung zu kommen „Die Käufer fühlen sich von dem Bauunternehmer Kindy Fritsch betrogen“, so Reporter.lu.

Letzterer ist hierzulande ein bekannter Unternehmer, und Enkel vom Firmengründer der Supermarktkette Cactus. Eine Anfrage für ein Gespräch mit dem Tageblatt nahm der Unternehmer umgehend an. Er schien erfreut über die Möglichkeit, die Geschichte aus seiner Sicht erzählen zu können.

Unternehmen bereits 2019 verkauft

Das „Scholesch Eck“ habe einer Gesellschaft (GC Promotions) gehört, deren Besitzer er früher mal war, erläutert Kindy Fritsch. „Ich habe sie aber 2019, also vor vielen Jahren, verkauft.“ Zusammen mit allen weiteren Unternehmen der Gesellschaft „Blackfinch Participations“ (Blackfinch).

Seit dem Verkauf sei er nicht mehr im betreffenden Aufsichtsrat vertreten, so Kindy Fritsch. Er habe jedoch zugestimmt, dass er, falls er gefragt wird, als Berater für die neuen Besitzer tätig sein könne – als jemand, der sich an die Unterredungen der Vergangenheit erinnern kann, so der 1983 in Luxemburg geborene Unternehmer.

Das „Scholesch Eck“ bezeichnet er dabei als eine „sehr problematische Baustelle“. Mit der schwierigen Situation der Baubranche in den letzten Jahren habe es sehr viele „schlechte Momente“ gegeben. Etwa zeitliche Verlängerungen und Neuverhandlungen von Preisen als Folge der Covid-Krise. Es habe Pleiten unter den Zulieferern gegeben und Streit über Preiserhöhungen. „Und vor Gericht dauert das dann alles. (…) Doch solange die alten Verträge nicht aufgelöst wurden, bestehen sie weiter.“ Solange könne man keine neuen abschließen. „Das dauert alles extrem lange. (…) Das ist für niemanden schön.“

Von einer möglichen Pleite des Unternehmens „GC Promotions“ wisse er aber nichts, sagt er weiter. Er glaube auch nicht, dass das eintreten werde. „Bis jetzt wurde, abgesehen von den Fristen, immer noch alles respektiert.“

Es dauert, aber die Käufer werden ihre Wohnung erhalten. Es wird sich regeln.

Kindy Fritsch

An die frustrierten Käufer gewendet sagt er: „Es dauert, aber die Käufer werden ihre Wohnung erhalten. Es wird sich regeln.“ Der Bau sei bereits sehr weit fortgeschritten und Käufer seien durch eine „garantie d’achèvement“ geschützt. „Da braucht sich niemand Gedanken zu machen.“ Die Garantie würde jedoch erst im Falle einer Pleite greifen.

Auch wenn es seit vier, fünf Jahren nun nicht mehr sein Projekt sei, so betreffe es ihn jedoch immer noch. „Ich habe eine moralische Verantwortung.“ Ein genaues Datum für die Fertigstellung kann er jedoch nicht nennen, aber „Scholesch Eck wird fertig werden, ganz egal wie“.

Zu den anderen Escher Projekten, die er neben dem „Scholesch Eck“ zusammen mit Blackfinch verkauft hatte, zählte neben der Markthalle „Muart-Hal“ auch „Portal Eent“. Hier hätte auf dem Grundstück der ehemaligen Garage Losch, laut dem ersten Plan, ein 19-stöckiges Hochhaus entstehen sollen. Nachdem das Projekt von der Gemeinde verworfen wurde, entstand ein zweites Projekt, mit hochwertigen Einfamilienhäusern und Wohnungen.

„Ich habe eine moralische Verantwortung“

„Auch da fühle ich mich noch mitverantwortlich“, so Kindy Fritsch in dem Telefongespräch mit dem Tageblatt. Auch bei „Portal Eent“ gebe es jedoch „gewaltige Probleme“. Diesmal jedoch nicht mit Zulieferern. Nachdem das Projekt von einem vorherigen Promotor übernommen worden war, war mit dem Verkauf von Reservierungen begonnen worden. Auch die Erdarbeiten wurden durchgeführt. Schlussendlich sei das Projekt jedoch am „Cadastre vertical“ gescheitert, erklärt er. Dieser werde von der Gemeinde blockiert. Es gebe ein Abkommen zwischen Promotor und Gemeinde, das von beiden Seiten jedoch unterschiedlich interpretiert würde. „Vorverkäufe mussten wieder annulliert werden. (…) Jede Seite sieht sich im Recht. Es gab viele Treffen, die Zeit vergeht. Der Schaden wird immer größer. Das Projekt kam nie wirklich aus dem Boden heraus.“ Mit Bürgermeisterwechsel und Wahlen werde heute auch nicht mehr mit den gleichen Personen geredet. „Die neuen haben nun guten Willen, aber es ist noch nichts Definitives entschieden.“ Bei manchen Treffen sei er mit dabei gewesen, als jemand, der sich noch an die Vergangenheit erinnern kann.

Kindy Fritsch während eines Gesprächs mit dem Tageblatt im Jahr 2018
Kindy Fritsch während eines Gesprächs mit dem Tageblatt im Jahr 2018 Foto: Editpress/Alain Rischard

Für das Projekt „Portal Eent“ ist er demnach deutlich pessimistischer. „Ohne Cadastre vertical gibt es keinen Bau.“ Wenn es anfangs so problematisch ausgesehen hätte, hätte man niemals damit begonnen, erklärt er. Und wenn es nun keine Einigkeit gibt, dann müsste man vor Gericht – dann jedoch sei man „parti pour la gloire“, wieder zwei Jahre vorbei. Alle Reservierungen seien mittlerweile annulliert worden, nachdem man mit der Gemeinde auf keinen grünen Zweig gekommen sei, so Kindy Fritsch. Das Wichtigste sei nun, dafür zu sorgen, dass die Käufer bei „Scholesch Eck“ das bekommen, was sie gekauft haben.

Eine überraschende Pleite in der Gruppe

Für den Unternehmer selbst ist die Lage nun überraschend komplizierter geworden. Am Freitag, 21. Juni 2024, wurde das Unternehmen „Greenfinch Capital Management SA“ (GCM) vom Gericht für pleite erklärt. Laut der Webseite der Unternehmensgruppe Kindy Capital, die am Donnerstag nicht mehr online war, fungierte das Unternehmen als Verwaltungsgesellschaft für verschiedene Strukturen, darunter den Immobilien-Investmentfonds Greenfinch Global Invest Fund S.C.A. SICAV-FIS.

Für den Unternehmer ein Schock: Bei der im Juni 2014 gegründeten Gesellschaft sei anfangs alles sehr gut gelaufen. Nach 2017 sei es dann, wegen „überhöhten Rechnungen“, jedoch zum Streit mit Vertretern der Unternehmensberatungsgesellschaft Grant Thornton Luxembourg gekommen. Mit diesen habe GCM, auf verschiedenen Ebenen, als Dienstleister, Investor, Mieter und Geschäftspartner zusammengearbeitet. Zwei Mitglieder mussten den Verwaltungsrat verlassen.

„Nach dem Bruch zwischen dem Grant-Thornton-Lager und GCM“ sei „GCM dann zum Ziel zahlreicher Angriffe“ geworden, so Kindy Fritsch in einer schriftlichen Erklärung, die dem Tageblatt vorliegt. „Grant Thornton zögert nicht, alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, und nutzt auch alle Informationen, die als Dienstleister im Laufe der Jahre unserer persönlichen und beruflichen Zusammenarbeit gesammelt wurden, um mir und GCM zu schaden“, so die Erklärung. Die „umfangreichen Ressourcen“ der Gruppe seien benutzt worden, um „einen unersättlichen persönlichen Appetit zu stillen“.

In Luxemburg habe er nun keine Aktivitäten mehr, so Kindy Fritsch. Nach dem Verkauf von Blackfinch vor einigen Jahren habe er sich mit GCM noch teils darum gekümmert. „Nun gibt es jedoch nichts mehr zu verwalten. Die Gesellschaft ist pleite. Nach zehn Jahren. Das ist traurig.“

Wie es mit der Unternehmensgruppe jetzt weitergeht, ist noch unklar. „Die Management-Gesellschaft gibt es nun nicht mehr. Die verwalteten Firmen müssen nun eine Lösung finden.“ Die Aktionäre dieser Gesellschaften müssten das entscheiden. „Es ist alles noch ganz frisch.“ Mit Esch habe das alles jedoch nichts mehr zu tun. „Ich habe gar kein Projekt in Luxemburg mehr. Wir wissen noch nicht, wie das weitergehen wird.“

Das Gebäude Scholesch Eck im Jahr 2016
Das Gebäude Scholesch Eck im Jahr 2016 Foto: Editpress/Julien Garroy
Jean-Marie GROBER
28. Juni 2024 - 14.58

Am "Cadastre vertical" gescheitert? Da wäre es angebracht, einmal den Stadtarchitekten zu fragen, wo genau das Problem liegt. Aufteilung in privat, kommerziell und gemeinschaftlich genutzte Flächen? Kleinliche Rechthaberei? Keine Kompromissbereitschaft? Diese Baustelle ist ein Schandfleck. Das hat Esch nicht verdient. Ein Problem wird sein, dass einerseits die verantwortlichen Politiker sich auf ihre Berater innerhalb der Gemeindeverwaltung verlassen müssen und dass, andererseits, ein paar dubiose Bauherren sich aus ihrer Verantwortung stehlen wollen. 2019, also vor 5 Jahren, wurde das für das Projekt verantwortliche Unternehmen verkauft. An wen denn und zu welchem Preis? Wer war denn damals im Schöffenrat als Bauschöffe zuständig?