LuxemburgKleine Reflexe mit großer Wirkung: Wie sich das Risiko von Vegetationsbränden verringern lässt

Luxemburg / Kleine Reflexe mit großer Wirkung: Wie sich das Risiko von Vegetationsbränden verringern lässt
44 Vegetationsbrände wurden seit Beginn des Jahres bei der Feuerwehr registriert – einer davon Anfang Juli in Eschdorf  Foto: CGDIS

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In Griechenland kämpft die Feuerwehr aktuell mit Waldbränden und wenn auch die Situation in Luxemburg weitaus entspannter ist, hat das „Corps grand-ducal d’incendie et de secours“ (CGDIS) vor allem im Sommer immer wieder mit in Flammen stehenden Feldern, Wiesen oder auch mal Wäldern zu kämpfen. Das richtige Verhalten kann dazu beitragen, das Entstehen solcher Brände zu verhindern. 

Für die kommende Zeit wird eher wechselhaftes Wetter in Luxemburg vorhergesagt und dennoch liegen mehrere Wochen mit viel Sonnenschein und hohen Temperaturen hinter dem Land: Am Findel verzeichnete der staatliche Wetterdienst Meteolux in diesem Jahr den sonnigsten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen 1947. Was die gemessenen Temperaturen angeht, liegt der diesjährige Juni gleichauf mit dem Rekord-Juni von 2003. Und wenig überraschend gab es dabei kaum Niederschlag, weshalb man bei Meteolux feststellt: „Der Juni 2023 ist der dritttrockenste Juni in der Geschichte unserer Station.“

Die Regierung rief dann auch bereits Mitte Juni zum Wassersparen auf. Das Niederschlagsdefizit und die anhaltende Trockenheit lassen das Risiko von Vegetationsbränden steigen. Auf einer Skala zur Feuergefahrenprognose des „European Forest Fire Information System“ (EFFIS) bewegt sich Luxemburg seit Wochen konstant im orangefarbenen Bereich – der für „sehr große Gefahr“ steht. Das teilt Cédric Gantzer, Abteilungsleiter der Generaldirektion der Feuerwehr, auf Nachfrage mit und erklärt, dass diese Skala von „geringer Gefahr“ bis „sehr extreme Gefahr“ über sechs Stufen verfügt. Orange ist Stufe vier. 

Seit Anfang des Jahres wurden bei der Feuerwehr bis dato 44 Vegetationsbrände (Stand: 19.7.23) registriert – also zum Beispiel in Flammen stehende Felder, Wälder oder Wiesen. Fünf davon wurden in den kühleren Monaten von Januar bis April verzeichnet, von Mai bis Juli kamen dann 39 dazu. Bei den meisten handelt es sich laut CGDIS um Brände kleineren Ausmaßes. Im vergangenen, einem sehr trockenen Jahr wurden insgesamt 145 Feuer dieser Art registriert. Im Jahr 2021 – in dem der Sommer sehr nass ausfiel und in dem die Bevölkerung und Feuerwehr eher mit den Ausmaßen von Hochwasser zu kämpfen hatten – waren es übrigens insgesamt 30 Vegetationsbrände.

Auf Feuer im Freien verzichten

„Die Situation ist aktuell scheinbar nicht ganz so angespannt, wie das zum Beispiel im vergangenen Jahr noch der Fall war“, schlussfolgert Cédric Gantzer und gibt allerdings zu bedenken, dass sich das je nach Wetterlage in den kommenden Wochen noch anders entwickeln kann. Bei dennoch vorherrschender Trockenheit seien die Temperaturen bisher nicht ganz so hoch gestiegen wie vergangenes Jahr oder wie es in anderen Teilen von Europa momentan der Fall ist. Aber, so Cédric Gantzer: „Eines ist klar: In der Mehrheit der Fälle entstehen Vegetationsbrände durch die Aktivität der Menschen.“

Deshalb ruft die Feuerwehr dazu auf, mit dem richtigen Verhalten das Risiko solche Brände zu verringern. So gilt es, das Entfachen von Feuer im Freien zu unterlassen. „Beim Grillen sollte man die nötige Vorsicht walten lassen und in der Umgegend Wasser zur Verfügung haben, um im Notfall reagieren zu können“, rät Cédric Gantzer. Das empfiehlt auch die Arbeitsgruppe „Vegetations- und Waldbrände“ der Regierung, die kürzlich angesichts der meteorologischen Begebenheiten der letzten Sommer mit hohen Temperaturen, anhaltendem Mangel von Niederschlag und trockenen Wäldern sowie Wiesen dazu aufgerufen hat, wachsam zu bleiben.  

Grillkohle soll man laut der Arbeitsgruppe nicht in der Natur, sondern an den dafür vorgesehen Stellen entsorgen – nachdem diese ganz abgekühlt ist. Feuerwehr und Regierung warnen auch davor, Zigarettenkippen einfach achtlos wegzuwerfen. Außerdem gilt, nicht mit Autos und Co. über Felder und Wiesen zu fahren oder darauf zu parken. Denn laut Cédric Gantzer kann ein heißer Auspuff schnell einen Brand verursachen. Auch sollten die Zufahrten zu Feldern und Waldwegen stets frei sein und nicht durch parkende Autos blockiert werden, damit die Einsatzkräfte in Notfällen Zugang haben. 

Eigene Sicherheit beachten

Da die Feuerwehr laut eigener Aussage „während der Erntezeit regelmäßig zu Feldbränden“ gerufen wird, können neben Privatpersonen auch Landwirte mit den richtigen Reflexen dazu beitragen, das Brandrisiko gering zu halten. Sie sollten stets einen Feuerlöscher dabei haben und ihre Maschinen regelmäßig kontrollieren, um so die Brandgefahr durch technische Probleme zu reduzieren. Bricht dann doch mal ein Feldbrand aus, kann eine mithilfe von Bodenbearbeitungsgeräten geschaffene Art Graben dabei helfen, die Flammen einzudämmen. Dabei sollte sich allerdings niemand selbst in Gefahr bringen.

Bei einem größeren Waldbrand 2020 am Obersauer-Stausee kam von Landwirtschaftsbetrieben hilfreiche Unterstützung für die Feuerwehr
Bei einem größeren Waldbrand 2020 am Obersauer-Stausee kam von Landwirtschaftsbetrieben hilfreiche Unterstützung für die Feuerwehr Foto: CGDIS

Allgemein gilt es, sich bei Feuer in Sicherheit zu bringen, den Notruf 112 zu verständigen, dabei den genauen Standort – und wenn vorhanden den Rettungspunkt im Wald – anzugeben und den Einsatzkräften gegebenenfalls den Weg zu zeigen. Sie können auf ihren Wunsch hin bei der Arbeit von Landwirten unterstützt werden, indem diese Wasser zur Verfügung stellen und bei dessen Transport helfen. Bei einem Brand am Stausee im August 2020 trugen zum Beispiel Privatunternehmen und lokale Landwirtschaftsbetriebe mit der Bereitstellung von Wassertanks maßgeblich zum Erfolg der Löscharbeiten bei. Wenn allerdings schon zuvor wichtige Verhaltensweisen beachtet werden, muss es im Idealfall gar nicht erst so weit kommen. 


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