Sporthalle, Arena, MuseumLSAP-Sprecher Faltz nennt Escher Sportpolitik „verheerend“

Sporthalle, Arena, Museum / LSAP-Sprecher Faltz nennt Escher Sportpolitik „verheerend“
So sollen die Lallinger Sporthallen (COHS) einmal aussehen. Statt im Oktober 2023 wird der erste Teil der Arbeiten erst im April/Mai 2025 abgeschlossen sein. Statt 22 Millionen wird der Ausbau mindestens 70 Millionen Euro kosten.   Grafik: Stadt Esch/WW+/Rendertaxi

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Teuer und langwierig, so kann man die Erweiterung der Lallinger Sporthalle bezeichnen. Am Dienstag meldete das Tageblatt, dass sich die Fertigstellung abermals verzögert und die Baustelle noch bis mindestens Frühjahr 2025 andauern wird. Für LSAP-Oppositionschef Steve Faltz ist die Sportpolitik der schwarz-blau-grünen Mehrheit „verheerend“. Seine Partei hat sich beim Schöffenrat schriftlich Details zum zweiten Aufregerthema in Sachen Sport, dem gescheiterten Bau von Sportarena und -museum, erbeten.    

Eine komplett verfehlte Sportpolitik nennt LSAP-Sprecher Steve Faltz das, was momentan in Esch geschieht. Die CSV-DP-„déi gréng“-Mehrheit sei 2017 angetreten, um aus Esch die Sportstadt Nr. 1 des Landes zu machen, und stehe nun vor einem Scherbenhaufen. „Das ist umso trauriger, weil eine Reihe großer Vereine in Esch aus dem letzten Loch pfeifen und demnach dringend auf Unterstützung angewiesen wären. Ein Teil dieser Summen wären wohl gut in sie investiert gewesen“, sagt Faltz, der auch Präsident des Escher Volleyballclubs ist. Er spielt damit auf die Kostenexplosion bei der Erweiterung der Lallinger Sporthalle an. 

„Beim Bau des nationalen Velodroms in Mondorf wurde aufgrund der Kostenexplosion auf eine einfache Konstruktion aus Beton und Stahl gewechselt. In Esch aber werden zwei Trainingshallen aus Holz, Glas und Inox gebaut. Materialien, die es in Luxemburg nicht gibt, die importiert werden müssen und deren Preise deshalb durch die Energiekrise explodiert sind“, so Faltz, der zudem das von Sportschöffe André Zwally im hervorgehobenen Argument der Nachhaltigkeit (das Tageblatt berichtete) nicht gelten lässt: „Was ist nachhaltig daran, das Material aus dem Ausland anzuliefern? Und wo sind im Projekt die Initiativen in der energetischen Transition wie Fotovoltaik zum Beispiel?“

Steve Faltz
Steve Faltz Foto: Editpress/Alain Rischard

Anstelle der von den Vereinen gewünschten funktionalen Hallen bekomme Esch nun einen Prunkbau. Da brauche man sich dann nicht zu wundern, wenn der Preis explodiert und die Fertigstellung sich permanent auf Kosten der Vereine und auch der Anwohner verspäte. „Bei der Ausschreibung 2020 hat das Projekt für ca. 22 Millionen Euro den Zuschlag bekommen. Jetzt sind über 70 Millionen daraus geworden. Der Bauindex stieg seit Beginn der Arbeiten 2021 um 40 Prozent, also müssten die Hallen eigentlich 40 Millionen Euro kosten. Wo kommen die zusätzlichen 30 Millionen her? Ich denke, hier wurde einfach zu groß gesehen“, sagt Faltz. Der Bauindex berechnet die Teuerungsrate, die u.a. durch Corona und die Energiekrise die Preise in die Höhe getrieben hat. Die Kosten der Sportinfrastruktur alleine belaufen sich bei den neuen Hallen (COHS3) auf rund 50 Millionen Euro (hinzu kommen das Parkhaus und die Arbeiten an der Peripherie), was aus ihnen die teuersten Sporthallen des Landes machen dürfte.

Zum Vergleich: Das Budget für den Bau des nationalen Velodroms in Mondorf liegt bei 54,6 Millionen Euro, das im Sommer 2021 eröffnete Stade de Luxembourg kostete 76,6 Millionen. Beides sind nationale Sportstätten mit einer hohen Zuschauerkapazität. Die gibt es in Lallingen nicht, denn es handelt sich beim Ausbau um reine Trainingshallen. Und nach dem Ausbau sollte eigentlich die dringend notwendige Renovierung der alten Hallen (COHS1 und 2) beginnen. Wie viele Mittel dafür nach der Kostenexplosion bei der Erweiterung noch zur Verfügung stehen, wird sich zeigen. Und es gibt ein weiteres Problem: Wo werden HB Esch und Basket Esch ihre Heimspiele austragen, wenn das COHS1 renoviert wird?

Fragen zur Sportarena

Die Frage stellt sich, da die geplante Sportarena mit angeschlossenem Sportmuseum in Lankelz nicht gebaut werden kann. Dafür gab es kein grünes Licht vom Mobilitätsministerium und der Straßenbauverwaltung. U.a. war die Arena Thema der letzten Gemeinderatssitzung Anfang Juli. Da man dort aber keine befriedigenden Antworten erhalten habe, fordert die LSAP-Fraktion in einem am Montag an den Schöffenrat adressierten Brief Aufklärung „über die sieben Jahre Stagnation in diesem Projekt und auch über die kontradiktorischen Aussagen des früheren Bürgermeisters und heutigen Sportministers Georges Mischo bei der Beantwortung zweier parlamentarischer Anfragen“.

Man wolle deshalb Einblick in den internen Workflow seit 2021, in den Briefverkehr mit der Straßenbauverwaltung und dem Mobilitätsministerium sowie in die Korrespondenz mit der Baufirma Tracol, die den PAP Park Lankelz mit Arena, Museum und einem Wohnkomplex entwickeln und bauen sollte. Zwischen Tracol und der Gemeinde war es zu einem Grundstückstausch gekommen. „Mit dem Resultat, dass die Gemeinde jetzt auf dem billigen Grundstück sitzen bleibt. Die Tracol sollte als Gegenleistung die Arena bauen, aus der aber jetzt nichts wird. Fakt ist, wir fangen wieder bei null an“, sagt Steve Faltz. Die LSAP möchte wissen, seit wann die Mehrheit weiß, dass aus dem Bau der Arena nichts wird. Sie vermutet, dass diese Information aus politischen oder elektoralen Überlegungen verschwiegen wurde.

Gebaut werden soll auf jeden Fall das neue nationale Tenniszentrum in Lallingen. Da daran auch eine neue Halle für den TC Esch angeschlossen sein soll, werden sich Sportministerium und Stadt Esch die Kosten mehr oder weniger teilen. 2021 belief sich der erste Kostenvoranschlag auf 50 Millionen Euro.    

So sollten die Sportarena und das angeschlossene Wohnprojekt einmal aussehen. Daraus wird aber nichts.
So sollten die Sportarena und das angeschlossene Wohnprojekt einmal aussehen. Daraus wird aber nichts. Grafik: Stadt Esch/WW+/Wilmotte