ILR-Jahresbericht 2023Luxemburg bleibt bei Strom und Gas von Importen abhängig – die Zahlen haben sich in den letzten Jahren jedoch verbessert

ILR-Jahresbericht 2023 / Luxemburg bleibt bei Strom und Gas von Importen abhängig – die Zahlen haben sich in den letzten Jahren jedoch verbessert
Im Schnitt lag der Strompreise für Haushalte in Luxemburg 2023 spürbar unter dem europäischen Durchschnitt Foto: Editpress/Julien Garroy

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Letztes Jahr wurde in Luxemburg weniger Strom verbraucht als im Vorjahr. Gleichzeitig wurde spürbar mehr produziert. Die Importe sind damit gefallen. Mit 77,7 Prozent des verbrauchten Stroms, der außerhalb der Landesgrenzen eingekauft werden muss, bleibt das Land trotzdem sehr abhängig vom Ausland.

Das Volumen des in Luxemburg hergestellten Stroms ist letztes Jahr stark gestiegen, auf 1.388 GWh, nach 1.208 GWh im Jahr zuvor, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Jahresbericht der Regulierungsbehörde ILR hervorgeht. Insgesamt ist das ein Plus von stolzen 14,9 Prozent.

Seit 2016, als die Luxemburger Stromproduktion auf einen absoluten Tiefpunkt (763 GWh) gefallen war, hat sie sich demnach fast verdoppelt. Davor hatte Luxemburg noch deutlich mehr Strom selber erzeugt. Im Jahr 2012 waren es beispielsweise 2.725 GWh. Doch 2016 wurde dann das Gaskraftwerk Twinerg in Esch/Alzette geschlossen. Die Produktion hatte sich seit einigen Jahren finanziell nicht mehr gelohnt. Den Rückgang aus dieser Schließung konnte das Land bisher nicht wettmachen.

Besonders stark gewachsen ist letztes Jahr dabei die Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien (plus 18,9 Prozent). Dies sei vor allem auf den Anstieg der Windenergie (plus 59 Prozent) zurückzuführen, so das ILR. Noch mit dazu zählen Wasserkraft, Biogas, Fotovoltaik, Biomasse und Abfallverbrennung. Die Stromerzeugung auf Basis von Erdgas ist dabei weiter (minus 13 Prozent) zurückgegangen.

Im Jahr 2023 deckte Luxemburg so 22,3 Prozent des Landesverbrauchs (Vorjahr: 19 Prozent) durch inländische Produktion ab. Davon 20,3 Prozent durch Produktion auf der Grundlage erneuerbarer Energiequellen. Das Gewicht der Erneuerbaren hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. 2015 lag ihre Quote bei gerade mal 6,8 Prozent. 2020 waren es 15,6 Prozent des gesamten Verbrauchs und ein Jahr davor 12,2 Prozent.

Deutlich mehr Produzenten für den Eigenverbrauch

Mittelfristig (bis 2030) will Luxemburg 40 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen selber herstellen. Da die eigene Produktion aber für die Bedürfnisse der Industrie (sie steht für rund die Hälfte des nationalen Verbrauchs) „nie“ ausreichen werde, arbeitet das Land parallel unter anderem an langfristigen Kauf- und Lieferverträgen (zehn bis 15 Jahre) für grünen Strom aus der Nordsee.

Erstmals wirklich zugelegt hat letztes Jahr auch Volumen und Anteil der selbst produzierten und verbrauchten Energie, die nicht in das Verteilungsnetz eingespeist wird. Die Zahl der Selbstverbraucher liegt mittlerweile bei 4.270 (Vorjahr: 1.257). Die sehr große Mehrheit von ihnen (4.249) setzt auf die Sonne. Zusammen haben sie 23 GWh produziert. Im Vorjahr waren es gerade mal 2 GWh.

Der Verbrauch der Industrie geht zurück

Das Gesamtvolumen des verbrauchten Stroms ist dabei letztes Jahr zurückgegangen (auf 6.213 GWh, nach 6.348 GWh). Zum dritten Mal in Folge. Im Jahr 2019 waren es noch 6.555 GWh.

Dieser Rückgang beim Stromverbrauch ist dabei fast ausschließlich auf die Industrie zurückzuführen. Sie hat 3.188 GWh verbraucht, rund 300 GWh weniger als im Vorjahr und satte 570 GWh weniger als 2019. Trotzdem steht sie damit aktuell für rund 51 Prozent des gesamten Luxemburger Jahresverbrauchs. Vor fünf Jahren waren es noch merklich höhere 57 Prozent.

Der Jahresverbrauch der Haushalte, der für weniger als 16 Prozent des gesamten Stromverbrauchs steht, ist über die Jahre ziemlich stabil geblieben – trotz des stetigen Anstiegs der Einwohnerzahlen. Der Bereich der „Professionnels“ (den mittelgroßen Verbrauchern, Nicht-Industrie-Unternehmen und Verwaltungen) hat, verglichen mit dem Vorjahr, einen leichten Anstieg verbucht. Verglichen mit 2019 ist ihr Verbrauch jedoch rückläufig.

Strompreis ist stabil geblieben

Als Folge dieser beiden Trends, dem kleineren Verbrauch und der gestiegenen Produktion, hat Luxemburg letztes Jahr einen geringeren Anteil seines Stroms importieren müssen als im Vorjahr. Insgesamt mussten 77,7 Prozent importiert werden. Im Vorjahr waren es 81 Prozent; 2020 waren es 80,7 Prozent. Vor Corona, 2019, mussten noch 84,1 Prozent des benötigten Stroms importiert werden. Etwas mehr als die Hälfte der Importe kamen 2023 aus Deutschland (2.546 GWh), gefolgt von Belgien (2.211 GWh). Die Importe aus Frankreich fallen, mit 107 GWh, kaum ins Gewicht.

Der Preis, den die Haushalte für Strom zahlen mussten, war derweil, 2023, dank der staatlichen Hilfsmaßnahmen, stabil geblieben. So zahlte der durchschnittliche Luxemburger Haushaltskunde im vergangenen Jahr (mit einem Verbrauch von 4.000 kWh/Jahr) im Schnitt 806 Euro. Das sind 67 Euro pro Monat (Vorjahr: 68 Euro). Im Schnitt lag Luxemburg 2023, was die Strompreise für die Haushalte anbelangt, spürbar unter dem europäischen Durchschnitt. In den Jahren davor hatte der Preis jedoch spürbar zugelegt: 2016 hatte der durchschnittliche Kunde 679 Euro pro Jahr bezahlt.

Für das Jahr 2025 wird derweil mit deutlich höheren Preisen gerechnet. Hintergrund sind die auslaufenden staatlichen Maßnahmen. Ganz so schlimm, wie Anfang 2024 von Statec angekündigt (ein Preissprung von 60 Prozent), soll es jedoch nicht werden – kürzlich hatte die Regierung angekündigt, vorerst die Hälfte weiter abdecken zu wollen. Für die Stromverbraucher, die keine Selbstversorger sind, dürften die Preise demnach dann um 30 Prozent in die Höhe schnellen.

Der Luxemburger Gasmarkt 2023

Beim Gas ist Luxemburg noch abhängiger von Importen als beim Strom. Beim Gas waren es satte 99,9 Prozent, die aus dem Ausland eingeführt werden mussten (größtenteils aus Belgien). Eine totale Abhängigkeit. Nur ein sehr geringer Anteil des verbrauchten Gases (0,007 Prozent) wurde hierzulande, in Form von Biogas, erzeugt.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 6.416 GWh verbraucht. Das sind deutlich weniger als in den beiden Vorjahren 2022 (6.845 GWh) und 2021 (8.708 GWh) und auch weniger als in den Jahren zuvor.

Von den 6.416 GWh Gas, die 2023 in Luxemburg verbraucht wurden, wurden 32,7 Prozent von den Haushalten zum Heizen genutzt, 63 Prozent von der Industrie und von Unternehmen und rund 4,4 Prozent zur Herstellung von Strom, wie aus dem Jahresbericht der Aufsichtsbehörde ILR hervorgeht. Rückläufig ist der Verbrauch vor allem bei der Industrie, und ein wenig bei den Haushalten. 81.250 Haushalte verfügen über einen Gasanschluss.

Vor einigen Jahren wurde in Luxemburg noch viel mehr Gas verbraucht. 2015 lag der Verbrauch bei rund 10.100 GWh, 2012 sogar bei 13.610 GWh. Der starke Rückgang ist auf viele Faktoren zurückzuführen. Um fast 90 Prozent ist seit 2015 der Anteil der Stromerzeugung (Gas- und Dampfturbinen und Kraft-Wärme-Kopplung) zurückgegangen. Erst durch die Schließung des unrentabel gewordenen Gaskraftwerks Twinerg in Esch/Alzette, dann durch die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Gaspreise. Bei den Haushalten ist der Verbrauch um fast 40 Prozent zurückgegangen, bei den gewerblichen Verbrauchern war es ein Rückgang von rund 20 Prozent.

Der Haushaltskunde zahlte 2023 im Schnitt 86,6 Euro für ein MWh Erdgas. Im Schnitt lag Luxemburg 2023, was die Gaspreise für die Haushalte anbelangt, spürbar unter dem europäischen Durchschnitt. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch bedeutete dies jährliche Kosten von 2.646 Euro pro Haushalt (222 Euro pro Monat). Das ist deutlich teurer als 2021, als die Jahreskosten im Schnitt bei 1.607 Euro lagen. Noch ein Jahr vorher (2020) lagen sie im Schnitt bei 1.201 Euro.

Im Gegensatz zum bisher relativ stabil gebliebenen Strompreis hat sich der Gaspreis in Luxemburg seit Ende 2020 somit verdoppelt. Ohne staatliche Stützungsmaßnahmen wäre der Anstieg noch höher ausgefallen. Wenn sie nun, wie geplant, Anfang 2025 auslaufen, rechnet Statec mit einem Preissprung von 17 Prozent.

Ein Fast-Energiemonopol

Auf dem Stromeinzelhandelsmarkt in Luxemburg waren 2023 insgesamt zwölf Stromunternehmen tätig: acht auf dem Privatkundenmarkt und zehn auf dem Markt für professionelle Kunden wie Industrie und Verwaltungen. Praktisch gesehen wird der Luxemburger Markt jedoch von einem Unternehmen dominiert: der Encevo-Gruppe.

Bei den Privatpersonen hält Encevo/Enovos mitsamt Tochtergesellschaften beim Strom einen Marktanteil von stattlichen 91,3 Prozent. Von den Wettbewerbern fällt nur Sudstroum mit einem Marktanteil von 6,8 Prozent leicht ins Gewicht. Auch bei den Geschäftskunden hält die Encevo-Gruppe einen Marktanteil von satten 85,5 Prozent. Lediglich im Bereich der Industrie ist der Anteil von Encevo, mit 56 Prozent, etwas geringer. Hintergrund ist, dass der Stahlkonzern ArcelorMittal sich selbst, über ArcelorMittal Energy (Marktanteil von 40,9 Prozent), mit Elektrizität versorgt.

Auf dem Gasmarkt sieht es leicht ausgeglichener aus: Bei den Anlagen, die aus Gas Strom erzeugen, steht Encevo zwar für 87,1 Prozent. Bei den Privatpersonen sind es jedoch nur 49 Prozent. Mit 50,1 Prozent hält auch SUDenergie hier einen beachtlichen Marktanteil, leicht mehr als im Vorjahr. Bei den professionellen/industriellen Kunden hält die Encevo-Gruppe einen Marktanteil von 59 Prozent, während ArcelorMittal Energy 32,3 Prozent Marktanteile hält.

Gilt noch zu erwähnen, dass die Encevo-Gruppe mit ihrer Tochtergesellschaft Creos zudem der bei weitem wichtigste Strom- und Gasnetzbetreiber des Landes ist. Größter Anteilseigner von Encevo/Enovos ist mit 28 Prozent der Luxemburger Staat. Indirekt (über BCEE, Post, SNCI, Luxemburg-Stadt) kontrolliert er fast 75 Prozent der Anteile. Zweitwichtigster Aktionär ist der weltweit zweitgrößte Netzbetreiber China Southern Power Grid International.

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 Foto : Editpress/Julien Garroy
 Foto: Editpress/Julien Garroy

Bomi
19. Juni 2024 - 19.05

@Nomi: All Sekund 1ct um Strom spueren heescht, datt dir fir 3600 ct (36€) Strom pro Stonn manner géift verbrauchen. Dat wire bei engem kwh-Präis vun 16 ct 225kwh. An engem Dag géift dir also 24 x 225 kwh= 5400 kwh manner verbrauchen. Am Mount ginn dat 5400 kwh x 30 = 162.000 kwh. Nom Calculix hudd dir dann all Mount eng Rechnung vu mindestens 6.658.000 € Strom, an dat ass nach nemmen den den dir kennt aspueren. Dat ass kee klenge Batz, mee en décke Batz! Dir musst wirklech onbedingt spueren!

Nomi
19. Juni 2024 - 13.38

Di primaer Leisung fir ze spuren an Eppes fir d'Emwelt ze machen ass d'Verschwendung vun Energie anzespuren .

D'Verschwendung vun Energie kascht Eppes mee et huet keen den geringsten Notzen vun der Energie.

An wann et och nemmen eng Luut ass dei' een ausmecht wann een se net brauch.

All Sekonn och nemmen 1 Cent spuren, mecht um Enn vum Johr een klengen Batz aus ! Dofir brauchem mer manner Geld fir importei'ert Energie ze importei'eren, an daat kennen mer mei' notzvoll fir aaner Sachen gebrauchen !