Schul-RentréeMeisch kündigt Handy-Verbot an Grundschulen und diesbezügliche Maßnahmen an Lyzeen an

Schul-Rentrée / Meisch kündigt Handy-Verbot an Grundschulen und diesbezügliche Maßnahmen an Lyzeen an
Bildungsminister Claude Meisch präsentierte den Marschplan für das kommende Schuljahr und darüber hinaus Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Das Verbot von Smartphones an Grundschulen sowie die Maßnahmen zur Verbesserung der schulischen Inklusion können als die Highlights für das anstehende Schuljahr bezeichnet werden, die Claude Meisch, Minister für Bildung, Kinder und Jugend, am Donnerstag vorstellte. Aus den sechs bisherigen öffentlichen internationalen Schulen sollen bald neun werden, und aus dem Pilotprojekt zur französischen Alphabetisierung eine flächendeckende Einführung. 

Es ist nunmehr seine elfte Rentrée und sein zwölftes Schuljahr der „Ära“ Meisch. „Bei aller Routine“, sagte der Minister bei der Vorstellung der Prioritäten und Neuerungen des Schuljahres 2024/25, „es kribbelt noch“. Eine Rentrée sei jedoch nur eine Zwischenetappe auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit, betonte der DP-Politiker. Diese Gerechtigkeit bedeute in der Schlussfolgerung, das luxemburgische Schulsystem an die Schüler und deren Bedürfnisse sowie die technologischen und gesellschaftlichen Bedingungen anzupassen. In dieser Hinsicht sind die verschiedenen Ziele noch nicht erreicht. Längst nicht, ist man geneigt hinzuzufügen. Internationale Studien haben dies bereits gezeigt.

Eines von Meischs Steckenpferden dürften wohl die öffentlichen internationalen Schulen sein. „Vor acht Jahren öffnete die erste öffentliche Europaschule ihre Türen“, sagte er. Insgesamt sind seit 2016 sechs dieser Schulen entstanden. Der Bedarf steige aufgrund der wachsenden sprachlichen Heterogenität der Bevölkerung weiter, erklärt Meisch. Bis 2028 sollen drei weitere öffentliche Europaschulen entstehen – in Esch, Düdelingen und in der Region um die Hauptstadt. Doch Meisch weiß auch: „Die öffentlichen Europaschulen können nicht die einzige Antwort sein.“

Die freie Wahlmöglichkeit der Alphabetisierung auf Deutsch oder Französisch biete auch im traditionellen Schulsystem eine neue Flexibilität und verschaffe den Schülern mehr Chancen für die Zukunft. Dafür sollen die Erfahrungen aus dem im Schuljahr 2022/23 gestarteten Projekt „ALPHA – zesumme wuessen“ weiter analysiert werden. Parallel dazu würden die Vorbereitungen laufen, um es 2026/27 zu generalisieren. In den bisherigen vier Pilotschulen (Oberkorn, Düdelingen, Fels und Schifflingen) nehmen in dem nun beginnenden Schuljahr 136 Schüler am Pilotprojekt des ersten Zyklus und 220 am zweiten teil.

„Eine Schule für alle“

„Eine Schule für alle“ – unter diesem Motto behandelt das Bildungsministerium das Thema Inklusion. Mit der Einrichtung eines Unterstützungssystems für Schüler mit einem besonderen Förderbedarf hat Luxemburg sich dem Leitgedanken der Inklusion verpflichtet, also der Unterrichtung dieser Schüler in regulären Schulklassen. Nach Angaben des Ministeriums wird nur ein Prozent der Schüler hierzulande in einer spezialisierten Bildungseinrichtung unterrichtet, was auf eine hohe Inklusionsrate hinweist.

Um die Inklusion zu verbessern, startete Meisch 2018 die Reform der „Education différenciée“ (EDIFF), fünf Jahre später brachte die Regierung ein Gesetz auf den Weg, das die „Equipes de soutien des élèves à besoins éducatifs particuliers et spécifiques“ (ESEB) auch in die Sekundarschulen einführte. Doch trotz massiven Personaleinsatzes hapert es an der Umsetzung der Inklusion. Die Schulen scheinen stellenweise damit überfordert zu sein, und bis die Hilfe bei den betroffenen Kindern ankommt, dauert es zu lange. Nun sollen die ESEBs weiter ausgebaut und die verschiedenen Kompetenzzentren dezentralisiert werden, indem sie regionale „Antennen“ bekommen. Und an den Grundschulen werden laut Meisch dieses Schuljahr 50 „Assistants pour élèves à besoins éducatifs spécifiques“ (A-EBS) eingestellt.

„Immer mehr Kinder werden verhaltensauffällig“, stellte Meisch fest. Warum dies so sei, darauf habe er auch keine Antwort. Tatsache sei, „dass wir an unsere Grenzen stoßen“. Manche Grundschüler sind kaum noch in den Schulunterricht zu integrieren. Der Minister betonte: „Deshalb stellen wir das Prinzip der Inklusion nicht infrage.“ Daher sollen weitere soziotherapeutische Zentren für Schüler eröffnet. Deren Zahl steigt somit auf zehn.

Meisch strebt zudem eine Reform der sogenannten „Voie de préparation“ an. Diese empfängt nach Angaben des SCRIPT* Schüler, „die auf eine schwierige Grundschulzeit zurückblicken und die den Bildungsgrad, der am Ende des Cycle 4.2. (sechste Schulstufe) erforderlich ist, nicht erreicht haben“. Oftmals seien sie stark verunsichert und negativ gegenüber der Schule eingestellt. In den vergangenen Jahren habe die sprachliche Heterogenität unter den betroffenen Schülern zugenommen. „In der ,Voie de préparation‘ greifen alle Komplexitäten unseres Schulsystems“, so Meisch.

Darüber hinaus will der Ressortleiter nach eigenen Worten „neue Perspektiven in der Berufsausbildung schaffen“. Jeder Schüler solle unabhängig von seinem Sprachenprofil eine Ausbildung machen können. In Absprache mit den Berufskammern sei man zu dem Schluss gekommen, bis zur Rentrée 2027/28 sämtliche Berufsausbildungen im Handwerk auch auf Französisch anzubieten. Auch soll das englischsprachige Angebot ausgebaut werden. Um auf die Möglichkeiten und die Attraktivität der Berufsausbildung hinzuweisen, werde zusammen mit den Berufskammern eine Kampagne lanciert.

Erst im zweiten Teil seiner Präsentation kam der Minister auf den eigentlichen Hauptteil zu sprechen, ein in der Öffentlichkeit schon längere Zeit diskutiertes Thema, zu sprechen: „Ich mache mir Sorgen darüber, was die exzessive Nutzung des Smartphones und der sozialen Medien mit unseren Kindern macht. Die damit verbrachte Zeit ist oft eine verlorene Zeit. Zugleich fehlt sie für andere Aktivitäten, die für eine gesunde Entwicklung der Kinder wichtig sind. Es kommt auf das richtige Gleichgewicht zwischen dem Digitalen und dem Analogen an. Dafür brauchen wir klare Regeln. Daheim. In der Schule. In der Gesellschaft.“

„Screen-Life-Balance“

Kriege und Krisen etwa habe es auch schon vor 20 Jahren gegeben, sagte der DP-Politiker, doch das, was in den vergangenen 20 Jahren hinzukam, sei der exzessive Gebrauch des Smartphones gewesen. Alles, was im übertriebenen Maße getan werde, könne nicht gut sein, so Meisch. „Wir wissen das, aber sind auch irgendwie hilflos.“ Das Smartphone ist in der Tat zu einem bestimmenden Faktor unseres Alltags geworden. „Wenn die Langeweile einsetzt, ist das Handy schon da“, stellte der Minister fest. Er machte unter anderem auch auf das Phänomen des Cybermobbings aufmerksam. „Das ist ebenso eine Realität“, betonte er. Daher werde die „Screen-Life-Balance“ – das Gleichgewicht zwischen den Bildschirmen und der realen Welt – zur absoluten Priorität dieses Schuljahres, sowohl in der formalen als auch non-formalen Bildung.

Meischs Ministerium hat daher für das Schuljahr 2045/25 neue Regeln für den Gebrauch des Smartphones in den Bildungseinrichtungen vorgesehen: 

 – An allen Grundschulen gilt ab Ostern 2025 ein integrales Verbot von Smartphones;

 in den Lyzeen muss während des Unterrichts eine physische Distanz zwischen dem Smartphone und dem Schüler garantiert sein;

– darüber hinaus können die Lyzeen autonom weitere Eingrenzungen einführen, um die Smartphone-Nutzung in Hinsicht auf Alter, Zeit und Räumlichkeit zu definieren;

– dies kann auch bis zu einem allgemeinen Smartphone-Verbot an Schulen führen;

– die Lyzeen haben bis Pfingsten Zeit, ihre Konzepte auszuarbeiten und zu adaptieren;

– die Maßnahmen werden von einer Sensibilisierung der Eltern begleitet, etwa mittels einer am 30. September startenden großen Kampagne zur Screen-Life-Balance, sowie begleitet von einer Reihe von Informationsveranstaltungen; alle Eltern werden einen Brief mit Empfehlungen zu dem Thema erhalten;

– die Maßnahmen und Empfehlungen zur Screen-Life-Balance sind Teil des längerfristigen Aktionsplans „sécher.digital“, der auch die verantwortliche Nutzung der Künstlichen Intelligenz (KI) an den Schulen, die Stärkung digitaler Kompetenzen und die administrative Vereinfachung im Bildungsbereich zum Ziel hat.

Für den schulischen Nutzen können Smartphones und Tablets durchaus sinnvoll sein, nur nicht für den privaten Nutzen an Schulen. Mit der Verbreitung des Smartphones sind auch Begleiterscheinungen wie sogenannte Handy-Hotels oder Handy-Garagen aufgekommen. Die gibt es in allen möglichen Abwandlungen zu kaufen. Doch auch die haben nach Vorstellung des Ministers nichts im Klassensaal zu suchen: „Nach wissenschaftlichen Studien ist es so, dass allein schon der Blickkontakt zum Handy ablenkt, weil dort etwas aufblitzen könnte. Dann kommt gleich der Gedanke auf, jemand hätte mir etwas schreiben können – auch das lenkt den Schüler ab.“ Ziel sei allgemein, so Meisch, eine gute Balance zwischen dem digitalen und realen Leben zu finden. Und dafür ist es am besten, wenn das Handy daheimbleibt.

* Service de coordination de la recherche et de l’innovation pédagogiques et technologiques

Großer Bedarf an Erziehern

Der Bedarf an Erziehern dürfte hierzulande weiter steigen. Außer im „Lycée technique pour professions éducatives et sociales“ (LTPES) gibt es künftig auch im Lycée Bel-Val (LBV) die Erzieherausbildung (auf Deutsch). Diese startet dieses Schuljahr mit zwei Klassen (45 Schüler). Ab 2025/26 wird es diese Ausbildung dort auch auf Französisch geben, ebenso bei der „Ecole nationale pour adultes“ (ENAD).

Noch nicht alle Maßnahmen sind gebacken
Noch nicht alle Maßnahmen sind gebacken Foto: Editpress/Hervé Montaigu

JJ
15. September 2024 - 18.03

Na los Herr Kunzmann,
Bringen sie die Kommentare. Nur Mut