DifferdingenMetzgermeister Jeff Burg übernimmt von Humberto Alves

Differdingen / Metzgermeister Jeff Burg übernimmt von Humberto Alves
Jeff Burg (l.) mit seiner Frau Jill und den Mitarbeitern Alice und Steve Foto: Editpress/Julien Garroy

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Traditionelle Metzger gibt es immer weniger. Der Handwerksverband zählt auf seiner Webseite etwas mehr als 20 Betriebe auf, Filialen nicht mit eingeschlossen. Metzgermeister Humberto Alves geht in Rente, doch die Differdinger haben Glück: In seinen Laden ist schon sein Nachfolger eingezogen. Am Dienstag, dem 4. Juni, eröffnete der „neue“ Laden offiziell seine Türen.

Mitte Mai hatte Humberto Alves seine Kundschaft via Facebook darüber informiert, dass er und seine Frau Mireille in Rente gehen. Kleine Betriebe wie Metzgereien machen in unserer Zeit eher zu, als dass ein neuer öffnet. Doch entgegen vielen anderen Handwerkern im gleichen Fall konnte Alves einen Nachfolger finden. Am Dienstagmorgen öffnete die Metzgerei in der Avenue Charlotte zum ersten Mal ihre Türen unter dem Namen „Beim Burg“.

Die Gemeinde habe ihn kontaktiert und gesagt, es wäre schön, wenn jemand das Geschäft weiterführen könnte. „Es kann doch nicht sein, dass das Viertel bald keine Metzgerei mehr hat“, sagt Bürgermeister Guy Altmeisch, den wir vor dem Metzgerladen antrafen. Der neue Besitzer Jeff Burg hatte zusammen mit seinem Vorgänger Humberto Alves zu einer „feierlichen Eröffnungsfeier“ mit einem Glas Sekt eingeladen.

„Ich habe mir überlegt, ich könnte doch diesen jungen Burg fragen, der immer auf den Wochenmärkten mit seinem Fleisch präsent ist. Also rief ich ihn einfach an, und fragte ihn, ob er interessiert sei“, erzählt Alves dem Tageblatt.

Jeff Burg übernahm vor sieben Jahren den elterlichen Betrieb. „Angefangen haben wir in der Tat auf den Wochenmärkten, wir waren die ersten Metzger, die Frischfleisch auf dem Markt anboten. Wir sind mit unserem Wagen auf den meisten Märkten des Landes zu finden“, sagt Burg. Am beliebtesten auf den Märkten sei übrigens die „Mettwurscht“. „Die geht gut.“ 2022 mitten in der Pandemie öffnete er dann den ersten Laden in Diekirch. „Das war schon ein Wagnis, wir haben in einem Jahr eröffnet, in dem acht Metzgereien ihre Türen schlossen.“

Tour de Luxembourg

Jeff Burg mag das Herumfahren im Land: Nicht nur bedient er die Wochenmärkte, von dienstags bis freitags ist er mit seinem Kühlwagen auf verschiedenen Touren durchs Land unterwegs, und bringt so Frischfleisch in die Ortschaften, wo es keine Metzgereien gibt. (Eine Karte der Haus-zu-Haus-Touren finden Sie unter burg.lu/haus-zu-haus-tour/). Er versuche so weit wie möglich, Fleisch aus Luxemburg oder aus der Großregion anzubieten, was aber nicht immer möglich sei. Biofleisch habe er keins im Angebot: „Dabei gibt es zu viele Bestimmungen“. Der administrative Aufwand für einen Metzger sei heute eh schon höher, erzählt sein Vorgänger. „Heutzutage muss ein Metzger fast genau so viel Zeit im Büro wie mit dem Fleisch verbringen.“

Das Ehepaar Burg übernimmt von Ehepaar Alves
Das Ehepaar Burg übernimmt von Ehepaar Alves Foto: Editpress/Claude Molinaro

„Mein erster Gedanke auf den Vorschlag von Humberto, seinen Laden zu übernehmen, war: ,Nein, das ist mir doch zu weit‘.“ Die Zentrale des Unternehmens Burg befindet sich seit kurzem in Lieler, wo alles Fleisch zubereitet wird und wo die Familie wohnt. Doch je länger sie redeten, desto mehr habe er sich mit dem Gedanken angefreundet. Er übernahm den Laden, was natürlich auch den bisherigen Angestellten Steve und Alice der Metzgerei Alves zugutekommt, die ihren Job behalten.

Heute kann man die Metzgereien in Differdingen auf einer Hand aufzählen. Humberto Alves erinnert sich an andere Zeiten. „Vor 30 Jahren, als ich in Differdingen anfing, gab es 13. Wir waren aber nie Konkurrenten. Wir haben uns gut untereinander verstanden, wir haben uns regelmäßig auf einen ‚Patt‘ getroffen.“

Von Nachwuchsproblemen im Beruf kann Humberto Alves ein Lied singen. Er habe in seiner Metzgerkarriere – sie dauerte insgesamt 49 Jahre und 11 Monate – neun Lehrlinge ausgebildet. „Davon haben nur fünf die Ausbildung abgeschlossen. Das Problem war meistens folgendes: Wenn ein Luxemburger eine Anstellung bei einer Gemeinde bekommen kann, ist er fort. Dann gießt er lieber die Blumen, als dass er im Laden steht.“ Irgendwann habe er es aufgegeben, Lehrlinge auszubilden.

Abschrecken tun wohl auch die harten Arbeitsbedingungen: „Ich stehe normalerweise um vier Uhr morgens auf, und die Tage sind lang“, sagt Jeff Burg. Er beschäftigt einen Lehrling; auch er weiß, um den Nachwuchs ist es nicht gut bestellt: „In der Klasse meines Lehrlings sind insgesamt nur drei angehende Metzger. Es gehen mehr in Rente, als Neue nachkommen“.

Der Metzgerladen in der Avenue Charlotte
Der Metzgerladen in der Avenue Charlotte Foto: Editpress/Julien Garroy