DeutschlandMöglicher Anschlag auf Konsulat Israels in München vereitelt

Deutschland / Möglicher Anschlag auf Konsulat Israels in München vereitelt
Die Polizei hat in der Münchner Innenstadt bei einem größeren Einsatz in der Nähe des israelischen Generalkonsulats eine verdächtige Person niedergeschossen Foto: dpa/Peter Kneffel

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In München ist am Donnerstag womöglich ein Anschlag auf das israelische Generalkonsulat verhindert worden. Ein in der Nähe des Gebäudes bei einem Schusswechsel von Polizisten getöteter 18-Jähriger habe „möglicherweise“ einen Angriff auf die Niederlassung geplant, sagte der bayerische Landesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) in der Landeshauptstadt. Der Verdächtige aus Österreich feuerte demnach mit einem Gewehr, die Tat ereignete sich genau am 52. Jahrestag des Münchner Olympiaattentats vom 5. September 1972.

Nach Angaben der Polizei schoss der Verdächtige mit einem Repetiergewehr älteren Typs auf Polizisten, die ihn gesichtet hatten und sich näherten. Es entwickelte sich daraufhin ein Schusswechsel, bei dem der 18-Jährige tödlich getroffen wurde. Weitere Menschen wurden demnach nicht verletzt, auch die Beamten blieben unversehrt. Die Polizei löste Großalarm aus und riegelte die Gegend ab. Hinweise auf weitere Täter gab es jedoch nicht.

Es sei davon auszugehen, dass der Täter „möglicherweise“ einen Anschlag auf das israelische Generalkonsulat geplant habe, sagte Herrmann. Ähnlich äußerte sich auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er sprach bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Herrmann und Vertretern der Münchner Polizei von einem „schlimmen Verdacht“ mit Blick auf den Ort sowie den Tatzeitpunkt am Jahrestag des Olympiaattentats. Motive und Hintergründe müssten aber noch weiter aufgeklärt werden, betonten beide. Israelische Vertreter reagierten entsetzt. 

Bei dem Olympiaattentat am 5. September 1972 war ein palästinensisches Kommando in das Münchner Olympiagelände eingedrungen und hatte Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen. Bei der Geiselnahme und einer fehlgeschlagenen Befreiungsaktion wurden elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist getötet. Das Vorgehen der deutschen Behörden wurde danach scharf kritisiert und löste in Israel große Empörung aus.

Stärkere Polizeipräsenz

Bei dem am Donnerstag erschossenen Verdächtigen handelte es sich nach Polizeiangaben um einen österreichischen Staatsbürger, der auch in dem Nachbarland wohnte. Weitere Angaben zu ihm wurden zunächst nicht gemacht. Er hatte laut Polizei einen Karabiner mit angebautem Bajonett bei sich, in der Nähe fanden die Einsatzkräfte auch ein von dem Mann genutztes Auto. Die Ermittlungen übernahm eine für Terrorismus- und Extremismusbekämpfung zuständige Spezialabteilung bei der Münchner Generalstaatsanwaltschaft.

Ohnehin in dem Bereich um das Konsulat eingesetzte Objektschützer der Polizei hatten laut Behörden einen Hinweis auf den Verdächtigen erhalten und waren eingeschritten. Söder sagte, es sei dem guten Zusammenspiel von Polizei und Bevölkerung sowie dem beherzten Vorgehen der Sicherheitskräfte zu verdanken, dass der Tag „glimpflich“ ausgegangen sei. Er erneuerte ein „Schutzversprechen“ gegenüber jüdischen und israelischen Einrichtungen.

Die Polizei war nach Angaben eines Sprechers wegen des Jahrestags des Olympiaattentats besonders sensibilisiert und bereits in dem fraglichen Bereich präsent. Dort befindet sich neben dem israelischen Konsulat unter anderem auch das Münchner NS-Dokumentationszentrum. Die Sicherheitslage gilt derzeit als äußerst angespannt. Erst vor zwei Wochen wurden drei Menschen bei einem laut Behörden mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag auf ein Stadtfest im nordrhein-westfälischen Solingen erstochen.

Nach Angaben Herrmanns mobilisierte die Polizei nach dem Schusswechsel in kurzer Zeit etwa 500 Einsatzkräfte. Beamte sperrten den Bereich um den Tatort weiträumig ab und durchsuchten ihn. Über den Onlinedienst X wurden Menschen gebeten, das Gebiet zu meiden und online keine „Kommentare mit Spekulationen und Falschinformationen“ zu teilen. Laut Polizei wurde vorsorglich auch die Polizeipräsenz an anderen Orten der Stadt erhöht. Unter anderem wurden Schutzvorkehrungen anderer jüdischer Einrichtungen verstärkt.