Schengener AbkommenMoselgemeinde investiert fast 18 Millionen in EU-Jubiläum

Schengener Abkommen / Moselgemeinde investiert fast 18 Millionen in EU-Jubiläum
Die auf der Mosel schwimmende Tourist-Info, vorne im Bild, wird im August verschwinden und dem historischen Passagierschiff Marie-Astrid Platz machen. Das Museum, oben rechts, wird komplett erneuert. Foto: Editpress-Archiv/Claude Lenert

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Stichwort grenzenloses Europa: Im Juni 2025 feiert das Abkommen von Schengen 40 Jahre. In dem Hinblick wird das Europamuseum in der gleichnamigen Moselortschaft komplett erneuert. Zudem soll die Marie-Astrid, jenes Schiff, auf dem damals der Vertrag unterschrieben wurde, an die Mosel zurückkehren. Kostenpunkt: insgesamt rund 17,7 Millionen Euro. 

Mittwoch, 1. Mai 2024. Zahlreiche Menschen tummeln sich an der Esplanade in Schengen. Sie besuchen den monatlichen Frischmarkt, informieren sich im Europamuseum über das Abkommen von Schengen, werfen einen Blick auf den von Victor Hugo gezeichneten Schlossturm oder kaufen Souvenirs in der auf der Mosel schwimmenden Tourist-Info. Ein gewohntes Bild. In den kommenden Monaten wird es sich allerdings nach und nach verändern. Spätestens im Juni nächsten Jahres soll alles in neuem Glanz erstrahlen. Rund 17,7 Millionen Euro werden dafür von Gemeinde und Staat investiert.

Stichdatum ist der 14. Juni 2025. An diesem Tag soll in Schengen das 40. Jubiläum der Unterzeichnung des ersten Abkommens von Schengen in – sehr – großem Stil gefeiert werden. Bis zu dem historischen Tag soll das Europamuseum komplett umgebaut werden. Die schwimmende Tourist-Info wird verschwunden sein und dem Passagierschiff Marie-Astrid Platz gemacht haben. Nein, nicht der aktuellen Marie-Astrid, sondern jenem Schiff, auf dem am 14. Juni 1985 die Niederlande, Belgien, Frankreich, Deutschland und Luxemburg „Schengen I“ unterschrieben haben. Der Vertrag, der den Grundstein des grenzenlosen Europas legte, trägt die Unterschrift des damaligen Luxemburger Staatssekretärs Robert Goebbels. Nach ihm ist übrigens die Straße benannt, an der das Europamuseum liegt. 

Würdiger Gedenkplatz

Mit Freude dürfte der ehemalige Politiker und aktuelle Tageblatt-Kolumnenschreiber Robert Goebbels nächstes Jahr Ehrengast in Schengen sein. „Seine“ Straße wird dann spätestens auch endlich eine Tempo-30-Zone sein. Aber weitere Veränderungen stehen auf dem Programm. Wie Michel Gloden, Bürgermeister von Schengen, jüngst betonte, wird dadurch die Wirkung auf den Tourismus nicht ausbleiben: „Ein Museum, wie es nun geplant ist, gibt es bisher in Luxemburg nicht.“

Die Kirsche auf dem Kuchen dürfte die Rückkehr des Schiffes sein, auf dem damals, 1985, unterschrieben wurde. Im Jahr 2021 erwarb die Gemeinde Schengen in Zusammenarbeit mit dem luxemburgischen Staat das Boot. Jenes war 1992 nach Deutschland verkauft worden und fuhr zuletzt unter dem Namen MS Regensburg auf der Donau. Wenn die historische Marie-Astrid an ihren „Geburtsort“ zurückkehrt, wird sie Teil des neuen Museumskonzeptes sein. Verantwortlich dafür ist das italienische Büro „Migliore+Servetto“ in Zusammenarbeit mit „Karmachina“, das den 2023 von der Gemeinde Schengen organisierten Wettbewerb gewonnen hat. Ihre Idee verspricht ein immersives Erlebnis, bei dem Architektur und der Einsatz audiovisueller Medien eine große Rolle spielt.

Das Schiff Marie-Astrid benötigt allerdings nach mehr als 35 Jahren im Dienst aufgrund seines schlechten Allgemeinzustands nun eine Hauptrevision. Diese Überholung beinhaltet eine komplette Änderung der Antriebsmethode, bei der moderne Elektromotoren und Batterien die Dieselmotoren aus den 1980er Jahren ersetzen und so einen Übergang zu umweltfreundlichen Technologien ermöglichen. Das Schiff wird in Zukunft an einem noch zu schaffenden Quai gegenüber des Europamuseums anlegen, bleibt aber stets einsatzbereit. Als Botschafterin des grenzenlosen Europas soll es beispielsweise für Fahrten nach Metz oder Trier zur Verfügung stehen.

Interaktives Museum

Das Europamuseum wird komplett umgestaltet. Das ursprüngliche Gebäude, ein ehemaliges Schwimmbad, stammt aus den 1960er Jahren. 2004 wird es vom Architekturbüro Herman Valentiny & Partners in ein Museum umgewandelt. Ab Juni 2025 soll es Besuchern nun auf verschiedenen interaktiven und multimedialen Wegen die Geschichte der EU und des Schengener Abkommens näherbringen.

Im Hinblick auf die Eröffnung 2025 wird das Museum im Juni dieses Jahres geschlossen. Die Umbau- und Renovierungsarbeiten sollen dann sofort beginnen. Anfang 2025 soll mit der Einrichtung des Museums begonnen werden. Die Renovierung und Modernisierung des Schiffes soll jetzt im Mai 2024 beginnen und bis zum Frühjahr 2025 dauern. Eins ist klar, betont Bürgermeister Michel Gloden: „Die gesamten Arbeiten werden – müssen – bis zum 14. Juni 2025 abgeschlossen sein.“

Bis dahin wird die schwimmende Tourist-Info, wie gesagt, verschwunden sein. Leider kann sie nicht wie geplant an einen anderen Ort gebracht werden, da sie nach Loslösung ihrer Verankerung zu kippen droht. Deshalb wird sie zumindest teilweise zerlegt werden müssen. An ihren Platz kommt die neue Anlegestelle für die historische Marie-Astrid. 

Die bisherige Cafeteria „An der Aler Schwemm“ im Museumsgebäude wird verschwinden und zum neuen Empfangsbereich des neu gestalteten Museums werden. Ein neues Bistro ist im ehemaligen Kräutergarten von Schloss Schengen, hinter dem Museum, geplant.  

Eine gute Gelegenheit, das Dreiländereck, Schengen, das Museum und die Tourist-Info noch in der jetzigen Form zu besuchen, ist am Europatag, dem 9. Mai, zugleich Christi Himmelfahrt. An dem Tag ist übrigens auch ein großes, grenzüberschreitendes Fest geplant.

Hottua Robert
3. Mai 2024 - 8.11

In ein innovatives Museum gehören auch innovative Informationen und die dazugehörigen Dokumente. 1933 hat die luxemburgische Staatspresse das lebensvernichtende "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" jenseits von Schengen befürwortet. MfG, Robert Hottua