Schloss-Hotel SchengenNach zehn Jahren des Stillstands ist endlich wieder Leben eingekehrt

Schloss-Hotel Schengen / Nach zehn Jahren des Stillstands ist endlich wieder Leben eingekehrt
Im Schatten des großen Rundturms soll noch im Juli eine Bistro-Terrasse mit Blick auf die Mosel eröffnen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Zehn Jahre lang stand Schloss Schengen leer. Seit Februar 2024 regt sich wieder Leben in den alten Mauern. Als Hotel soll es ein Vorzeigeprojekt im Dreiländereck an der Mosel werden. Bereits jetzt stehen Zimmer für Übernachtungen zur Verfügung, noch im Juli soll eine Bistro-Terrasse im Garten öffnen und weitere Ideen, wie zum Beispiel ein Tee-Salon und eine Weinstube, warten auf ihre baldige Umsetzung. 

Schloss Schengen strahlt. Das liegt nicht nur am gleißenden Sonnenlicht, sondern auch daran, dass Teile der Fassade gekärchert und die Fensterscheiben gereinigt wurden. Rund zehn Jahre, seit 2014, stand das stattliche Anwesen im Dreiländereck an der Mosel leer. Nun ist zumindest im Hauptgebäude endlich wieder Leben eingekehrt. Auch der Park vor dem Schloss und die dahinter gelegenen Wege, Gärten und die kleine Kapelle sind herausgeputzt, Hecken wurden gestutzt und Wiesen gemäht. Von der Terrasse im Hinterhof aus fällt der Blick auf den Fluss und das dahinter liegende Apach (F) und Perl (D).

Ein Schloss im Dornröschenschlaf wurde das herrschaftliche Areal in den Jahren des Stillstands genannt. Wenn man bei dem Bild bleiben möchte, kann man sagen, dass die Prinzessin nun wachgeküsst wurde. Von Jean-Baptiste Marx. Der junge Eventmanager, Anfang 30, schwärmt von seinem Hotelprojekt und hat den Kopf voller Ideen. 

Seit Februar 2024 mietet er das Schloss sowie die Nebengebäude. Was er Guy Rollinger, dem Unternehmer und seit 2020 Besitzer des Schlosses an Miete zahlt, sagt er nicht. Seinem Gesichtsausdruck zufolge scheint es aber nicht wenig zu sein. Deshalb drängt sich dann die Frage auf, ob Jean-Baptiste Marx alles gut überlegt hat und einen ordentlichen Business-Plan hat?

„Ein Langzeitprojekt“

Man solle sich keine Sorgen machen, sagt er. „Es ist ein Langzeitprojekt, alles ist durchdacht. Wir haben einen langen Atem. Deshalb überstürzen wir auch nichts. Nach ihrem Besuch vor Ort konnten wir die Banken vom Wert des Schlosses und von den Möglichkeiten, die sich hier bieten, überzeugen. Außerdem haben wir langsam begonnen und erst 17 von rund 60 Zimmern renoviert.“ Ab kommendem Oktober sollen 13 weitere Zimmer und Suiten das Angebot bereichern, so steht es zumindest auf der Webseite des Hotels zu lesen.
Man sei in einer Übergangszeit, so Marx. „Zwischen provisorischer Inbetriebnahme und offizieller Eröffnung, voraussichtlich im September dieses Jahres.“ In anderen Worten: eine Testphase, um auszuloten, was man alles benötige, an Material und natürlich an Personal.

Jean-Baptiste Marx stammt aus Sierck-les-Bains (F), quasi um die Ecke also. Schloss Schengen begeistere ihn seit jeher. Als sich die Gelegenheit bot, es zu mieten, habe er zugegriffen. „Ich bin von den enormen Möglichkeiten der Anlage mehr als überzeugt.“ Und wie er überzeugt ist! Von seinen Ideen wirkt eine besser als die andere. Und wenn man ihm zuhört, denkt man, hoffentlich sind das keine leeren Versprechungen und er kann und wird das alles umsetzen.

Seit geraumer Zeit werden bereits Zimmer angeboten. Im Moment allerdings nur Übernachtung und Frühstück. Am besten im Hotel selber den Preis anfragen, statt auf einer Reservierungsplattform. Im Prinzip in spätestens zwei Wochen soll dann ein Bistro mit Terrasse im Park eröffnen – zwischen dem historischen Rundturm und dem Hauptgebäude des Schlosses. Die Genehmigung habe er bereits, die richtige Kaffeemaschine fehle noch. Selbstverständlich stünde das Bistro mit Moselblick nicht nur Hotelgästen zur Verfügung, sondern jedem Besucher, so Marx. Seit dem Beginn der Umbauarbeiten im Europamuseum fehlt das Bistro, was Einheimische wie auch die zahlreichen Touristen an der Esplanade im Dreiländereck sehr bedauern. Jean-Baptiste Marx gibt sich überzeugt: „Ja, die Terrasse wird bald öffnen!“ Wir nehmen ihn beim Wort!

Der junge Unternehmer scheint ruhig, aber zielorientiert zur Sache zu gehen. Ein Datum habe er sich rot im Kalender angemalt. Nämlich den 14. Juni 2025. Am Tag des 40. Jubiläums des Abkommens von Schengen werden im gleichnamigen Ort nicht nur die historische Marie-Astrid erwartet, sondern auch nationale, regionale und europäische Politiker in Hülle und Fülle. An dem Tag wird er zeigen müssen, was er kann. „Wir werden“, sagt er selbstsicher.

Sein großes Ziel sei es, Teil der Geschichte des Schlosses zu werden. „Der Charme der Historie soll erhalten bleiben, nicht nur als Fassade, sondern auch im Innern, insgesamt aber mit allem Komfort versehen, es geht darum zu erneuern, um zu bewahren.“

Noch ein Wort zu den angedachten Plänen. Im ehemaligen Haus des Pfarrers, gegenüber vom Hauptgebäude, sollen Appartements für Touristen entstehen. In einem Eckgebäude soll eine „Boulangerie-Pâtisserie“ hinkommen, selbstverständlich mit Tee-Stube. Aus dem alten Weinkeller will er eine Wein-Verkostung mit Verkauf machen. „Nur Weine aus Luxemburg, keine Franzosen.“ Volksfeste und Ausstellungen möchte er im weitläufigen Park organisieren. Und, und, und.

Klinge alles wunderbar, sagen Bewohner und Besucher der Gemeinde Schengen. „Fast zu schön, um wahr zu sein.“ Zweifeln ist erlaubt. Aber wo, wenn nicht in einem Schloss, können Märchen wahr werden?

Geschichte des Schlosses

Der Ursprung von Schloss Schengen reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Eine Wasserburg soll es damals gewesen sein. Genaueres weiß man nicht. Es fehlen Aufzeichnungen und vor allem Pläne oder Illustrationen. Einziges Überbleibsel der alten Anlage ist der gewaltige Rundturm, welcher schon den französischen Schriftsteller Victor Hugo in seinen Bann zog.
Was von der alten Burg noch stand, wurde 1812 von der Industriellenfamilie Collart dem Erdboden gleichgemacht. Aus den alten Steinen bauten sie das heutige Schloss. Es blieb in Familienbesitz, bis es 1939 vom Orden der Schwestern der Hl. Elisabeth gekauft und zum Kloster umfunktioniert wurde. Später war es auch ein Ferien- und Bildungshaus für Schwestern des Ordens und zeitweise waren auch Waisenkinder dort untergebracht. Die hatten sogar ein Schwimmbad, dort, wo später das Europamuseum und das Bistro errichtet wurden. „An der aler Schwemm“ nennen Einwohner den Platz heute noch.
2009 wurde das Kloster aufgelöst. Die Gebäude wurden an die Goeres-Gruppe vermietet, die daraus das Hotel und Restaurant „Am Schlass“ machte. Im September 2014 war Schluss. Die Schwestern wollten unbedingt verkaufen, der Hotelier aber offenbar nicht kaufen. Erworben wurde das Anwesen schließlich 2016 von der Regus-Gruppe. Das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg wollte ein Business-Center im und ums Schloss einrichten sowie ein Ausbildungszentrum für seine Angestellten. Aus den Plänen ist nie etwas geworden.
2020 hat Unternehmer Guy Rollinger das Gebäude erworben, für 14 Millionen Euro, wie es heißt. Seit Anfang 2023 hat er es nun an den Eventmanager Jean-Baptiste Marx vermietet. Anders als frühere Pläne es vorgesehen haben, will dieser alle Gebäude erhalten und neuen Zwecken zuführen.