Erster WeltkriegNeuerscheinung: Die Geschichte der Legionäre aus Luxemburg

Erster Weltkrieg / Neuerscheinung: Die Geschichte der Legionäre aus Luxemburg
11. Januar 1916: Die Luxemburger Legionäre Jean Ettinger aus Niederkorn, Nic. Kess aus Grevenmacher und Fr. Weber aus Heinerscheid in Montgobert (Aisne) Quelle: ANLux, ET-DH-008

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„Légionnaires“ ist das Resultat einer fünfjährigen Forschung an der Uni.lu, die die Lebensläufe zahlreicher Legionäre aus Luxemburg im Ersten Weltkrieg nachzeichnet. Im Sommer wird dazu eine Ausstellung stattfinden, das Begleitbuch erscheint aber schon jetzt.  

„Légionnaires – Parcours de guerre et de migrations entre le Luxembourg et la France“ markiert das Ende des Projekts zum Ersten Weltkrieg, das 100 Jahre nach Kriegsbeginn in Luxemburg zu einem Politikum wurde. 2014 war die neue Regierung um Premier Xavier Bettel nicht bereit, die Kosten (256.000 Euro) für die geplante Ausstellung der Universität zum Ersten Weltkrieg zu tragen. Das Projekt fiel dem Rotstift zum Opfer. 

Das 248 Seiten starke Buch in französischer Sprache ist für 35 Euro in den Buchhandlungen erhältlich
Das 248 Seiten starke Buch in französischer Sprache ist für 35 Euro in den Buchhandlungen erhältlich

Nach heftiger Kritik ruderte die Regierung jedoch zurück und so wurde das „Center for Contemporary and Digital History” (C2DH) der Universität beauftragt, unter der Federführung von Denis Scuto und Sandra Camarda eine virtuelle Ausstellung auf die Beine zu stellen, die im Übrigen wesentlich teurer wurde als die ursprünglich geplante Expo. Camarda und Scuto sitzen auch bei „Légionnaires“ mit im Boot, wobei es sich dabei in erster Linie um die Forschungsarbeit des Doktoranden Arnaud Sauer handelt. Vierter im Bunde der Herausgeber ist François Reinert vom „Musée Dräi Eechelen“, wo die multimediale Ausstellung vom 30. Juni bis zum 28. November stattfinden soll. „’Légionnaires’ ist der Schlusspunkt unter dem Projekt von C2DH mit der Regierung“, sagt Denis Scuto. Da die Ausstellung in den „Dräi Eechelen“ wegen der Pandemie dreimal verschoben werden musste, ist das Begleitbuch nun bereits einige Monate vorher erschienen. Es ist für 35 Euro im Buchhandel zu haben. 

Im Fokus stehen Einzelschicksale. Dabei war es nicht so, dass es sich bei den Luxemburger Legionären in Frankreichs Armee allesamt um Freiheitskämpfer mit hehren Zielen handelte. Das ist ein Mythos, der hierzulande lange zementiert wurde, um Luxemburg auf die Seite der Sieger zu stellen. Die Freiwilligen hatten ganz unterschiedliche Beweggründe, sich für Frankreich zu engagieren. Finanzieller Notstand spielte eine Rolle, oftmals war auch ein Elternteil französisch und der Soldat aus dem Großherzogtum demnach frankophil eingestellt. Geschätzt wird, dass rund 900 Luxemburger während des Ersten Weltkriegs als Legionäre Frankreich dienten. Der bekannteste ist Tour-de-France-Sieger François Faber, der im Mai 1915 fiel. 

Die Gründung der Fremdenlegion geht derweil auf 1831 zurück. Da Frankreich bei der Mobilisierung 1914 seine Armee per Dekret für Ausländer öffnete, kämpften viele Luxemburger als normale Soldaten an der Seite ihrer französischen Kameraden.

Die Spuren vieler Legionäre aus dem Großherzogtum verlaufen sich nach dem Krieg. Sie ließen sich naturalisieren und blieben in Frankreich. Aber es kehrten auch viele nach Luxemburg zurück. Ihr Ruf war nicht der allerbeste. Vor allem das Luxemburger Wort hatte schon lange vor dem Krieg Propaganda gegen die Legionäre gemacht. „Wer weiß, wie viel Raubmörder, Brandstifter, Diebe, Falschmünzer und Verbrecher jeder Art sich unter falschen Namen in der Fremdenlegion aufhalten, ohne von der Polizei entdeckt zu werden“, fragte die Zeitung zum Beispiel in ihrer Ausgabe vom 1. Oktober 1907. Einige wenige Legionäre kamen nach Kriegsende beim Staat, meist als Grenzbeamte, unter. Viele heuerten auf Vermittlung der Regierung bei der Arbed an. Ein Neffe von Emile Mayrisch war im Ersten Weltkrieg als Ehrenlegionär gefallen, sodass der Arbed-Direktor den Rückkehrern Arbeit in seinen Stahlwerken anbot. 


Die Brüder Lecharlier aus Esch

Die Familie Lecharlier hat ihre Wurzeln in Esch. Der Vater kam aus Gasperich und war ein einfacher Arbeiter, den es dorthin zog, wo es gerade Arbeit gab. Während die Söhne Jean (1885) und Léon (1892) in Esch geboren werden, kommt Mathias (1890) im belgischen Fléron bei Lüttich zur Welt. Die weiteren drei Kinder werden in Longwy (F) geboren. Jean, Léon und Mathias kämpfen im Ersten Weltkrieg in der französischen Armee. Dass sich gleich drei Brüder engagieren, ist gar nicht so ungewöhnlich, wie das Beispiel der Brüder Emmel aus Düdelingen zeigt.

Mathias und Jean engagieren sich am 23. respektive 24. August 1914, allerdings an unterschiedlichen Orten in Frankreich. Léons Eintritt in die Armee kann nicht genau nachvollzogen werden, da seine Militärakte fehlt. Allerdings ist klar, dass er so etwas wie das schwarze Schaf der Familie ist. Früh kommt er mit dem Gesetz in Konflikt. Nach einer Verurteilung wegen Körperverletzung wird er, damals mit der Familie in Longwy wohnend, aus Frankreich ausgewiesen. Vielleicht ist sein Engagement in der Fremdenlegion darauf zurückzuführen.

Mathias ist Sanitäter im ersten Regiment der Fremdenlegion. Er wird mehrmals wegen seines Muts als Krankenträger auf dem Schlachtfeld ausgezeichnet. Am 26. April 1918 fällt er durch einen Bauchschuss in Hangard-en-Santerre an der Somme. Jean ist zunächst Verbindungsoffizier und später Korporal. Am Tag, als sein Bruder stirbt, wird er schwer an der Schulter verwundet. Für ihn ist der Krieg zu Ende. Später wird er zahlreiche Kriegsauszeichnungen erhalten. Er heiratet noch vor dem Waffenstillstand in Paris eine junge Luxemburgerin aus Winseler bei Wiltz. Die arbeitet in Frankreichs Hauptstadt als Haushaltshilfe. Das Paar hat seit 1912 ein gemeinsames Kind.

Die Familie kehrt zunächst nach Longwy zurück, zieht dann aber weiter nach Esch, wo Jean als Hüttenpolizist Arbeit findet. Sie wohnen in der Alzettestraße. Dort lässt sich auch Léon nieder. Er überlebt den Krieg, obwohl er in Verdun kämpft und insgesamt zweimal verwundet wird. Im Sommer 1917 desertiert er, wird aber nach einem Monat aufgegriffen und zurück in den Kampf geschickt. Für seinen Mut in der Schlacht um Verdun wird er ausgezeichnet. In Esch arbeitet Léon nach Kriegsende zunächst als Gießer für die Arbed. Nach einem Einbruch muss er ins Gefängnis. Er heiratet 1922 in Differdingen, arbeitet und lebt im Grenzgebiet. Seinen Antrag auf Naturalisierung lehnen die französischen Behörden mit Blick auf sein prall gefülltes Strafregister ab. Léon stirbt 1968 in Esch. Jean zieht es nach Jarville bei Nancy, er erhält 1933 die französische Staatsbürgerschaft.          

Die Brüder Lecharlier, zusammen mit einem nicht identifizierten Kameraden. Léon steht links, Mathias sitzt und Jean steht rechts. 
Die Brüder Lecharlier, zusammen mit einem nicht identifizierten Kameraden. Léon steht links, Mathias sitzt und Jean steht rechts.  Quelle: Collection Amis de l’Histoire et du Musée de la Ville d’Esch (AHME)

   

     

Gaston Boudin
3. April 2021 - 18.37

Für wann die Geschichte der vielen FREMDENLEGIONÄRE aus Luxemburg ?
Denn von Napoleons GROGNARDS aus Luxemburg werden wir wohl niemals etwas erfahren !