Luxemburg Notstand mit Ankündigung: Verband warnt schon lange vor fehlenden Bademeistern

Luxemburg  / Notstand mit Ankündigung: Verband warnt schon lange vor fehlenden Bademeistern
Manon Sagramola ist die Sekretärin der Interessensvertretung der Bademeister in Luxemburg (ALIN) und sagt: „Der Beruf ist nicht mehr attraktiv“  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Der Notstand ist einer, der angekündigt war. Viele Gemeinden beklagen einen Mangel an Bademeistern. Seit die Pädagogen per Gesetz zum „Sicherheitspersonal“ in den Schwimmbädern degradiert wurden, ist der Beruf nicht mehr attraktiv, sagt die „Association luxembourgeoise des instructeurs de natation“. Sie vertritt die Interessen des Berufsstandes. Jetzt scheint neuer Schwung in die Sache zu kommen.

Wenn Manon Sagramola (34) über ihren Beruf spricht, sie ist Bademeisterin mit Meisterbrief, geht das Herz auf. Noch heute erinnert sie sich genau an die erste 25-Meter-Bahn, die sie alleine bis zum Beckenrand schafft. Den Stolz und das Selbstvertrauen danach hat sie bis heute nicht vergessen. Da ist sie acht Jahre alt. Später macht sie bei genau dem Bademeister, der ihr das Schwimmen beigebracht hat, ihre Ausbildung zur Bademeisterin.

„An die erste geschwommene Bahn und denjenigen, der ihnen Schwimmen beibringt, erinnern sich viele Kinder ein Leben lang“, sagt sie. Nichtschwimmern im Wasser Sicherheit zu geben und Menschen in Seenot helfen zu können, ist das, was sie bis heute an ihrem Beruf fasziniert. Es ist eine sinnvolle Tätigkeit. „Schwimmen stärkt die Motorik von Kindern“, sagt Sagramola.

In Zeiten verführerischer Bewegungslosigkeit vor Handy oder Playstation ist das ein schlagkräftiges Argument. Sagramola arbeitet bei der „Erliefnis Baggerweier Asbl“, die die Freizeitanlage rund um die Seen in Remerschen betreibt, und ist Sekretärin der „Association luxembourgeoise des instructeurs de natation“ (ALIN) mit 120 Mitgliedern. Die Interessensvertretung engagiert sich für die Belange der Bademeister im Land und warnt schon lange vor einem Mangel.

Geänderte Öffnungszeiten, erfolgloses Suchen

Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit gibt es. Geänderte Öffnungszeiten im Freibad von Grevenmacher und der „Piscine intercommunale de l’Alzette“ (PIDAL) oder eine drohende Schließung wie im Schwimmbad des „Lycée technique d’Ettelbruck“, die gerade noch abgewendet werden konnte, wie das Wort berichtet: Jedes Mal, wenn der Bademeister ausfällt, kommen die Schwimmbäder im wahrsten Sinne des Wortes selbst ins Schwimmen. Grevenmacher beispielsweise hat drei Bademeister fest angestellt. Hinzu kommen nach Angaben der Gemeinde zwei bis drei Rettungsschwimmer. Vor Monaten fiel eine Bademeisterin für länger krankheitsbedingt aus. „Wir haben alles versucht, um Ersatz zu finden“, sagt Bürgermeisterin Monique Hermes (CSV). Ohne Erfolg. Hermes bestätigt auf Anfrage, dass es der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht, einen Bademeister zu finden – zumal es sich um einen Zeitvertrag gehandelt hätte.

Im Ergebnis steht, dass das beliebte Freibad direkt neben der Mosel in dieser Saison erst ab 12.00 Uhr öffnet. Der Ausbildungsweg, den Sagramola zurückgelegt hat, ist lang. Drei Jahre dauert es bis zum „Brevet“, noch einmal zwei Jahre kamen damals für den Meisterbrief hinzu. 2015 schließt sie mit dem Meister ab. Heute sieht es in den Augen der ALIN anders aus. „Der Beruf ist nicht mehr attraktiv“, sagt Sagramola und begründet das mit der Schulreform von 2010.

Bademeister wurden degradiert

Damals wurde den Schwimmlehrern der Titel „titulaire de classe“ aberkannt – mit weitreichenden Folgen. Seitdem sollen die ausgebildeten Schwimm- bzw. Bademeister nur noch den sicheren Ablauf des Schwimmunterrichts gewährleisten. Das Lehrpersonal übernimmt die Rolle des Schwimmlehrers und damit den direkten Kontakt mit den Kindern. Die ALIN protestiert schon damals, will eine Nachbesserung des Gesetzes und schaltet sich immer wieder ein.

Eine Petition zum Thema erreicht die „Chambre“ – ohne Folgen. Die „Fédération luxembourgeoise de natation et de sauvetage“ (FNLS) oder die „Ligue des associations sportives de l’enseignement primaire“ (Lasep) hören der Interessensvertretung zu und nehmen die Befürchtungen zur Kenntnis. Ändern tut sich nichts. „Die Gemeinden können seitdem entscheiden, ob bei den Nichtschwimmern ein Bademeister assistiert“, sagt ALIN-Sekretärin Sagramola. Die Betonung liegt auf „können“. Die Gemeinde Monnerich hat sich so entschieden.

Dort sitzen die Bademeister nicht am Beckenrand und passen auf, sie unterrichten. Fünf Bademeister beschäftigt die Gemeinde, vier in Vollzeit, eine Bademeisterin in Teilzeit. „Wir wollen die Qualität des Schwimmunterrichts garantieren“, sagt Michel Martins (48). Der Monnricher CSV-Gemeinderat ist Präsident des Syndikats Pimodi. Es betreibt das Schwimmbad, in dem Babys und Kinder aus Monnerich, Dippach und Reckingen/Mess ab der „Spillschoul“ schwimmen lernen. Zusätzlich bilden die Bademeister dort Lehrer aus, die die Fortbildung brauchen, sowie einen Lehrling.

Monnerich will Qualität gewährleisten

„Es wird immer schwieriger, Lehrlinge zu finden“, sagt Gemeinderat Martins zur allgemeinen Entwicklung des Berufs und bestätigt die Aussagen der ALIN. Den Sparkurs anderer Gemeinden, weil es immer zwei sein müssen während des Unterrichts, hat die Gemeinde nicht eingeschlagen. „Wenn der Bademeister nur noch die Aufsicht macht, werden weniger gebraucht“, sagt ALIN-Sekretärin Sagramola.

Dennoch ist jetzt Bewegung in die Sache gekommen. Nach dem Debakel in der „Piscine intercommunale de l’Alzette“ hat sich kürzlich Sportminister Georges Mischo (CSV) eingeschaltet. „Das ist das erste Mal, dass ein Ministerium auf uns zugekommen ist“, sagt Sagramola. „Wir hoffen, dass unser Anliegen jetzt ankommt und eine Lösung gefunden wird“. Mischo hat gegenüber der Interessenvertretung zugesagt, das Thema in einem Gespräch mit dem Bildungsminister anzusprechen.

Ausbildung zum Bademeister

Nach Angaben der „Chambre des métiers“ befinden sich aktuell 41 Menschen in Ausbildung zum Bademeister. Zwischen 2021 und 2024 haben 13 Menschen den Meistertitel in dem Beruf erworben, für den ab 1. September ein überarbeiteter Lehrplan gilt, wie die Berufskammer auf Anfrage vom Tageblatt mitteilt. Der Lehrplan wurde um Themen wie die fachspezifischen arbeitsrechtlichen Bestimmungen, Inklusion von Personen mit speziellen Bedürfnissen in Schwimmkurse, das Verständnis von Arbeitsabläufen und Maschinenbedienung sowie Konfliktmanagement im Schwimmbereich erweitert. 14 Ausbildungsverträge werden ziemlich konstant pro Jahr abgeschlossen, heißt es aus der „Chambre des métiers“. Derzeit absolvieren 43 Menschen die dreijährige Grundausbildung. Die meisten Schwimmbäder werden von Gemeinden betrieben oder vom Staat. Lediglich zwei privat geführte Schwimmbäder gibt es. Das Mondorfer „Domaine thermal“ ist eines davon.