Produktionskosten „explodieren“Höhere Preise machen den Brauereien das Leben schwer

Produktionskosten „explodieren“ / Höhere Preise machen den Brauereien das Leben schwer
 Symbolfoto: dpa/Angelika Warmuth

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Viele Branchen kämpfen momentan mit höheren Energie- und Materialkosten. Auch für die Luxemburger Brauereien stellen die höheren Preise ein Problem dar. Das Tageblatt hat mit dem Braumeister der „Brasserie nationale“, Maurice Treinen, und „Fox Drinks“-Gründer Pierre Beck gesprochen.

Hopfen, Malz, Wasser, Hefe: Das ist üblicherweise die Zutatenliste, die auf einer Bierflasche steht. Doch die Produzenten des Luxemburger Traditionsproduktes kämpfen momentan mit einem Preisanstieg dieser Zutaten. „Die Preise sind seit der zweiten Hälfte dieses Jahres absolut explodiert“, sagt Maurice Treinen, Produktionsleiter der Brasserie nationale, gegenüber dem Tageblatt. „Fast alle Rohmaterialien, die wir brauchen, werden teurer.“ Das Luxemburger Unternehmen braut die Biermarken Bofferding, Battin und Funck-Bricher. Der Malz sei zum Beispiel wesentlich teurer geworden. „Wir sind jetzt bei über 500 Euro die Tonne – normalerweise liegt der Preis bei ungefähr 380 Euro“, sagt der Braumeister.

Maurice Treinen, Braumeister und Produktionsleiter der Brasserie nationale
Maurice Treinen, Braumeister und Produktionsleiter der Brasserie nationale Foto: Editpress-Archiv/Didier Sylvestre

Doch nicht nur die Bierzutaten werden teurer. Genau wie die Bau- und Autoindustrie ist auch das Brauwesen vom Anstieg der Rohstoffpreise betroffen. Für die Flaschen braucht man Glas, die Etiketten werden aus Papier gemacht und die Kronkorken bestehen aus Blech. Die Bierkästen bestehen bei der Brasserie nationale zum Teil aus recyceltem Plastik – und auch hier steigen die Preise. „Unser Lieferant hat uns gesagt, dass wir heute bestellen müssen und er uns den Preis dann trotzdem nicht garantieren kann“, sagt Treinen. Am Tag darauf sei der Preis dann um zehn Prozent gestiegen.

Die Luxemburger Brauerei habe momentan allerdings auch mit den erhöhten Energiepreisen zu kämpfen. „Die Energiekosten sind enorm gestiegen – wir rechnen für 2022 mit 50 Prozent“, sagt Treinen. Sorgen um eine Bierknappheit müsse man sich bei der Brasserie nationale allerdings nicht machen. „Wir sind mit Kontrakten bis 2023 abgesichert.“

Trotz allem eine kleine Brauerei

Um wie viel Prozent werden die Kosten nächstes Jahr ansteigen? Die Brasserie nationale rechnet mit folgenden Preiserhöhungen:

• Etiketten: 5 bis 20 Prozent
• Flaschen: 5 bis 10 Prozent
• Kronkorken: 50 Prozent
• Malz: 30 bis 50 Prozent
• Leim: 8 bis 15 Prozent
• Kohlensäure: 5 Prozent
• Reinigungs- und Desinfektionsmittel: 5 bis 15 Prozent
• Filterschichten: 5 Prozent
• Bierglasuntersetzer: 15 bis 20 Prozent
• Kühlschränke: 5 Prozent
• Hopfen: 2 bis 5 Prozent
• Energie: bis zu 50 Prozent

Die Gründe für die generell höheren Preise seien vielschichtig. Ein Problem sei zum Beispiel, dass die Braugerste immer weniger angebaut werde. England ist laut Treinen traditionell ein großes Exportland für Braugerste – „das hat der Brexit natürlich komplizierter gemacht“. Der Preis der Braugerste sei an den des Weizens gekoppelt. Wenn zum Beispiel China sehr viel Weizen brauche, dann gehe der Preis der Gerste auch nach oben. Auch das Wetter spiele eine Rolle. „Die Braugerste ist qualitativ relativ kompliziert. Sie muss strenge Kriterien erfüllen, ansonsten wird sie als Futtergerste eingestuft“, sagt Treinen.

Die Brasserie nationale ist Teil des Werteverbundes „Die Freien Brauer“, in dem 46 unabhängige Familienbrauereien aus Luxemburg, Deutschland und Österreich organisiert sind. Der Vorteil: Die teilnehmenden Brauereien können größere Quantitäten kaufen, was wiederum tiefere Preise bedeutet. „Wir sind auch noch immer eine kleine Brauerei, das darf man nicht vergessen. Im Vergleich mit anderen Braukonzernen sind wir ein kleiner Fleck in der Landschaft“, sagt Treinen. Die Verträge mit den jeweiligen Produzenten würden jedes Jahr neu verhandelt.

Der Effekt des Lockdowns

Die Branche habe bereits eine sehr schwierige Zeit hinter sich. „Vor allem in Luxemburg ist die Lage sehr kompliziert, weil wir traditionell einen großen Anteil an Fassbier haben“, sagt Treinen. Die Brasserie nationale fülle ungefähr die Hälfte ihres Bieres in Fässer. „Wenn wir die also nicht verkaufen können, so wie das auch noch dieses Jahr zum Teil der Fall war, dann können Sie sich vorstellen, wie die Lage aussieht.“

Während des Lockdowns verursachte auch das Verfallsdatum der Fässer Probleme. Alleine die mit Bofferding belieferten Cafés mussten im Februar wegen der langen Schließungen in der Gastronomie und bei den Gaststätten rund 20.000 Bierfässer ersetzen, wie Frédéric de Radiguès von der Brasserie nationale dem Tageblatt damals erklärte. In ganz Luxemburg, schätzte De Radiguès, würden rund 50.000 Fässer von den Brauereien ersetzt werden – also 2,5 Millionen Liter Bier.

Der Braumeister gehe davon aus, dass sich nächstes Jahr wieder alles mehr oder weniger normalisiere. Der September und Oktober seien im Vergleich zu 2019 gute Monate gewesen. „2020 nehmen wir nicht mehr als Referenz, weil das dramatisch war“, sagt Treinen. Die Brasserie nationale habe ungefähr 20 bis 25 Prozent weniger Bierverkäufe verkraften müssen. „Glücklicherweise haben wir vergangenes Jahr mit dem Verkauf unseres Wassers angefangen – das hat den Verlust etwas abgefedert“, ergänzt Treinen. „Wir sind glücklicherweise ein Betrieb, der gut dasteht, deswegen ist das noch in Ordnung.“

Fox Beer

Pierre Beck, Gründer von Fox Drinks, und Catherine Hoffmann
Pierre Beck, Gründer von Fox Drinks, und Catherine Hoffmann Foto: Editpress-Archiv/Didier Sylvestre

Noch kleinere Brauereien müssen sich allerdings auch mit den Preiserhöhungen herumschlagen. Pierre Beck, Gründer von Fox Drinks Luxembourg, sagt dazu im Tageblatt-Gespräch: „Das hat meiner Meinung nach verschiedene Gründe: Knappheit wegen Corona, Lieferketten, die noch immer nicht zu 100 Prozent laufen, Überschwemmungen, das Wetter im Allgemeinen und die Inflation.“ Seine Firma müsse für Malz ungefähr 10 Prozent und für Hopfen 20 Prozent mehr als vor der Krise bezahlen – „verschiedene Hopfensorten bekommt man momentan überhaupt nicht mehr“. Auch bei den Kartonverpackungen habe Beck einen Anstieg von 25 bis 30 Prozent beobachtet.

Wie genau sich die Situation in den nächsten Monaten entwickeln wird, sei schwer zu sagen. „Es bleibt uns leider keine andere Wahl: Auch wir müssen unsere Preise erhöhen und einen Teil an den Konsumenten weitergeben“, sagt Beck. „Grausame Zeiten für einen kleinen Betrieb.“

ruthenau
25. Oktober 2021 - 21.22

@Paul Moutschen

"Gudden Mëtten,

dann ass et jo gutt dass elo den Cannabis könnt."

Domadder kënnt näischt an d'Keess, dat ass jo just en Hobby wéi Tomaten ziichten.

JJ
25. Oktober 2021 - 15.37

Ich halte es wie beim Tanken.Nehme immer nur für 20 Euro.Dann gewöhnt man sich das Trinken und Umherfahren ab und man merkt nichts von Preiserhöhungen.

Paul Moutschen
25. Oktober 2021 - 14.05

Gudden Mëtten,

dann ass et jo gutt dass elo den Cannabis könnt.

Mat frëndlechen Gréiss

Paul Moutschen

Erasmus
23. Oktober 2021 - 15.43

Déi Zäite wou d'Land vum Humpen an der Drëpp ofhoung, sinn eriwwer.