Aus für Ponton in SchengenRettung für schwimmende Tourist-Info ist zu teuer und zu umständlich

Aus für Ponton in Schengen / Rettung für schwimmende Tourist-Info ist zu teuer und zu umständlich
Nach zehn Jahren ist endgültig Schluss: Der von Architekt François Valentiny entworfene Ponton, die schwimmende Tourist-Info in Schengen an der Mosel, soll bis Ende August abgetragen werden. Fotos: Editpress/Marco Goetz

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Seit Sonntag gehört die schwimmende Tourist-Info in Schengen der Vergangenheit an. Im Rahmen der Neugestaltung der Esplanade im Dreiländereck wird der sogenannte Ponton abgebaut. Im Hinblick auf das 40. Jubiläum des Abkommens von Schengen macht er Platz für das historische Passagierschiff Marie-Astrid. Zusammen mit dem umgebauten Europamuseum soll so ein neues touristisches Aushängeschild an der Mosel entstehen.

Wer denkt schon gerne an das Ende? Genau das wird nun der auf der Mosel schwimmenden Tourist-Info in Schengen zum Verhängnis. Der sogenannte Ponton soll gegen Ende August komplett abgebaut werden. Eine Weiterverwertung, über die sich bei der Planung offensichtlich keine Gedanken gemacht wurden, wäre theoretisch wohl nicht unmöglich. Jedoch stünden der Aufwand, vor allem aber die Kosten in keinem vernünftigen Verhältnis zur Rettung. Die wäre obendrein von schwer einzuschätzenden Risiken begleitet, heißt es in einem Gutachten von „Schroeder&Associés“. Doch der Reihe nach.

Am Sonntag erfüllte der Ponton ein letztes Mal seinen Zweck, wie nun bereits seit zehn Jahren. Besucher informierten sich über das touristische Angebot im Dreiländereck und kauften Souvenirs. Seit Montag ist jetzt definitiv geschlossen. Die Tourist-Info zieht um – in das rund 100 Meter entfernt in der Hemmeberreg-Straße 2 gelegene Koch’Haus. Dorthin, wo seit Schließung des Museums bereits die Verwaltung des Europazentrums untergebracht ist. Am kommenden Montag, 19. August, ist Eröffnung im Koch’Haus, inklusive Fahrradverleih und des „Europe-Direct“-Büros.

Ponton muss weichen

Zurück zum Ponton und seinem Schicksal. Weichen muss er so oder so, das ist seit langem bekannt. Immerhin soll hier eine Anlegestelle für die alte MS Marie-Astrid hinkommen. Das Moselpassagierschiff, auf dem 1985 das erste Abkommen von Schengen unterschrieben wurde, kehrt ja wie angekündigt definitiv von seinem „Auslandseinsatz“ als Ausflugsschiff auf der Donau zurück. In Verbindung mit dem komplett umgebauten Europamuseum soll die Marie-Astrid zum Aushängeschild im Dreiländereck werden. Spätestens zu den Feierlichkeiten am 14. Juni 2025, dem 40. Jahrestags der Grundsteinlegung des grenzenlosen Europas, muss alles fertig sein. 

Im Hinblick auf das historische Datum und die Wiedereröffnung laufen die Arbeiten im Europamuseum bereits auf Hochtouren. Bald soll der neue Quai für die Marie-Astrid gebaut werden. Deshalb muss der Ponton weichen. Leichten Herzens hat wohl niemand diese Entscheidung getroffen. Deshalb wurde nach Möglichkeiten gesucht, das vom Architekten François Valentiny entworfene Bauwerk an einen neuen Standort zu verlegen. Von den vielen Ideen hat keine gefruchtet. Am guten Willen scheint es nicht gelegen zu haben. Eher an der praktischen Umsetzung und am Kostenpunkt sowie an schwer kalkulierbaren Risiken.

Kosten-Nutzen-Rechnung

Das Ingenieurbüro „Schroeder&Associés“, hat, so heißt es, auf Basis zahlreicher Unterlagen und nach gründlicher Inspektion vor Ort ein vollumfängliches Gutachten über den Zustand des Bauwerks und seine Transportfähigkeit verfasst. Dieses Gutachten liegt uns vor. Es lässt rein theoretisch wohl einige Pisten offen, kommt insgesamt aber zum Schluss, dass Aufwand und Kosten sowie Risiken die praktische Umsetzung eigentlich nicht rechtfertigen könnten.

So schreiben die Sachverständigen z.B. von äußerlich sichtbaren Alterserscheinungen wie Korrosion, Rissen und Feuchtigkeit. Die wirklichen Probleme glaubt das Büro „Schroeder&Associés“ aber zu erkennen, wenn es um die Verlegung und den Transport des Pontons geht. 
 

Im Gutachten heißt es: „Das Heben des kompletten 148 Tonnen schweren Pontons aus dem Wasser ist nicht unmöglich, wurde aber (bei der Planung des Baus) nicht vorgesehen und wäre sehr heikel. Durch das Dach und die Geländer ist das Boot doppelt so schwer wie beim Einsetzen ins Wasser.“ Neben den überdimensionalen Abmessungen würde auch das Gewicht des Transports die akzeptablen Grenzen überschreiten. Ein Anheben oder eine Veränderung der Lastverteilung könnte zu Schäden an der Betonverkleidung oder an der Verglasung führen. „Die Verlegung des Pontons auf dem Wasserweg an einen anderen Standort (der Mosel, entlang eines anderen Ufers), erscheint uns äußerst heikel.“ Dabei sei zu berücksichtigen, dass das „Boot“ nicht für die Schifffahrt konzipiert wurde. Es besitze keinen Kiel, der sein Gleichgewicht ermögliche. Der Ponton wäre beim Abtransport „sehr instabil“ und es bestünde die „echte Gefahr des Kenterns“. 

Experten raten ab

Zudem müsse die Durchfahrt von Ponton und Schlepper bei einer Schleuse untersucht werden: „Aufgrund all dieser Einschränkungen und des großen Risikos, Schiffbruch zu erleiden, raten wir dringend von einer Verlegung des Pontonboots auf der Mosel ab.“

Geprüft wurde vom Ingenieursbüro dann auch die Möglichkeit der Verlegung des Pontons in ein Bootsdock (Rampe), z.B. in Schwebsingen. Die Verlegung selbst stoße dabei auf die gleichen Schwierigkeiten wie die oben beschriebenen. „Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass das Verlassen des Wassers auch Belastungen für die Konstruktion mit sich bringt. Die Struktur wurde nicht für diese Belastungen ausgelegt. Es besteht die Gefahr, dass der Beton und die Tischlerei beschädigt werden. Nachdem das 148 Tonnen schwere Bauwerk aus dem Wasser gehoben wurde, muss es noch mit einem Sondertransporter bewegt werden. Von dieser Option wird dringend abgeraten.“

Nach reiflicher Überlegung scheint für „Schroeder&Associés“ schlussfolgernd die Zerlegung die realistischste Option zu sein: „Sie ist dadurch gerechtfertigt, dass das Bauwerk nicht dafür konzipiert wurde, in einem Stück aus dem Wasser gezogen zu werden, und sicherlich nicht dafür vorgesehen war, schiffbar zu sein. Diese Option bietet außerdem den Vorteil, dass einige Teile für die Herstellung eines möglichen neuen Bauwerks wiederverwendet werden können.“ 

Bistro im Schlossgarten

Jean-Baptiste Marx hat Wort gehalten. Der neue Leiter des Schloss-Hotels Schengen hat im Park vor dem Schloss, neben dem von Victor Hugo gezeichneten Rundturm, einen für jeden zugänglichen Bistro mit Terrasse eröffnet. 

Die Terrasse im Biergarten lädt zum Verweilen ein
Die Terrasse im Biergarten lädt zum Verweilen ein Fotos: Editpress/Marco Goetz

Geführte Touren

Auch während des Umzugs diese Woche werden die geführten Touren in Schengen beibehalten. „Schengen is alive“: Täglich um 15 Uhr, außer am Wochenende, am Donnerstag auch um 11 Uhr. „Follow the Guide“: Am Wochenende und ebenfalls am Feiertag am Donnerstag von 14 bis 16 Uhr. Alle Touren sind gratis.