SommerserieUnsere Lieblingsorte (7): Das Naturschutzgebiet „Prënzebierg“ bietet Ruhe und Abwechslung zugleich

Sommerserie / Unsere Lieblingsorte (7): Das Naturschutzgebiet „Prënzebierg“ bietet Ruhe und Abwechslung zugleich
Es ist dort so, wie es aussieht: sehr ruhig Foto: Claude Molinaro

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Früher rollten hier die Bagger: Man fand Eisenerz, aber keine Ruhe. Heute indessen kann man im Naturschutzgebiet „Prënzebierg“ zwischen Petingen und Differdingen bei ruhigen Spaziergängen die Seele baumeln lassen.

„Können Sie mir sagen, wo sich hier die rote Erde befindet?“, fragt mich in der Nähe des Petinger Bahnhofs eine junge Wanderin auf Englisch, dem Akzent nach offenbar amerikanisch. Verblüfft erkläre ich ihr den Weg zum „Giele Botter“. Sie erklärt, dass sie von der roten Erde gelesen habe, und sie habe speziell deswegen einen Abstecher nach Petingen gemacht.

Nun gut, Touristen aus den USA sind eher die Ausnahme am „Prënzebierg“, doch jeder, der mal durch das Naturschutzgebiet gewandert ist, kann die Frau verstehen. Dort, wo zwischen 1960 bis 1977 Tagebau das Bild bestimmte, hat die Natur verlorenes Terrain wieder zurückerobert. Vor allem die durch die Bagger geschaffenen unnatürlichen Aushebungen und die durch den Abraum entstandenen Kuppen verleihen dem Gebiet etwas Wildes; seit 1991 steht das 255 Hektar große Gebiet unter Naturschutz.

Urteilt man von der Anzahl der Besucher, die mir jede Woche dort begegnen, so kann man davon ausgehen, dass bisher nur eine Minderheit das Naturschutzgebiet zwischen Petingen und Differdingen kennt.

Rote Felsen, grüne Wiesen (wenn nicht gerade eine Hitzewelle übers Land zieht) und auch schattige Plätze unter Bäumen: Der „Prënzebierg“ bietet Abwechslung. Neben einigen Wanderwegen durch das Naturschutzgebiet – dem CFL-Wanderweg von Rodange nach Petingen, dem nationalen Wanderweg „Bergarbeiter-Pfad“ und seit diesem Jahr auch einer Etappe des Minett-Trails – gibt es auch noch zwei Lehrpfade: den Entdeckungpfad „Prënzebierg – Giele Botter“ über den Erzabbau sowie den geologischen Lehrpfad „Giele Botter“.

Doch auch einem ausschließlich an Ruhe interessierten Wanderer wird nicht langweilig. Besonders spektakulär – für luxemburgische Verhältnisse – ist ein „Canyon“ inmitten der Landschaft, allerdings nicht von einem Fluss geschaffen, sondern wohl eher infolge des Erzabbaus entstanden. Normalerweise bildet sich dort ein kleiner Weiher; momentan ist die Senke jedoch ausgetrocknet. An der Flora interessierte Wanderer entdecken wilde Blumen, zarte Pflänzchen, all das hier und da auch neben arglos weggeworfenen Taschentüchern und Bierflaschen. Bei dem Anblick fällt mir stets ein Zitat Einsteins ein: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

Abgesehen von den offiziellen, eingezeichneten Wanderwegen durchlaufen zahlreiche Pfade das ehemalige Tagebaugebiet. Man kann seine Route also immer wieder ändern. Sich verlaufen ist schwierig, irgendwann gelangt man immer zu einem Ausgang.

Sommer, Ferien, Erholung: Diese drei Begriffe gehören für mich zusammen wie für andere Journalisten Kaffee und Zigaretten. Nun ja, jeder hat da seine eigenen Vorlieben. Erholung bietet das Naturschutzgebiet allemal.