LuxemburgUnterstützung für Menschen in Not: Winteraktion startet am Mittwoch

Luxemburg / Unterstützung für Menschen in Not: Winteraktion startet am Mittwoch
Rund 250 Betten stehen in Findel auf engem Raum bereit, damit bei niedrigen Temperaturen niemand draußen übernachten muss  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Menschen ohne feste Unterkunft durch den Winter bringen – das ist das Ziel der „Wanteraktioun“, die seit 2001 während der kälteren Monate in Luxemburg organisiert wird. Ab Mittwoch können sich Personen in Not in Findel wieder eine warme Mahlzeit abholen und dort auch die Nacht verbringen.

Für die kommenden Tage kündigt der staatliche Wetterdienst „Meteolux“ zum Teil Temperaturen im unteren Bereich des Thermometers an. Allzu gerne kuschelt man sich dann zu Hause unter einer warmen Decke ein. Das können aber nicht alle. Um Menschen ohne feste Unterkunft im Winter ein Dach über dem Kopf zu bieten, wird in Luxemburg jedes Jahr die sogenannte „Wanteraktioun“ (WAK) organisiert. Und die startet am Mittwoch – wie die gemeinnützige Vereinigung „Dräieck“ auf Nachfrage mitteilte.

Der Verein – der sich aus Caritas Luxembourg, Inter-Actions und dem Luxemburger Roten Kreuz zusammensetzt – wird sich in den kommenden Monaten darum kümmern, Wohnsitzlose durch die kalte Jahreszeit zu bringen. Sie können bei der WAK (12A, Beim Haff) in Findel die Nacht verbringen und dort zwischen 19.15 und 8.45 Uhr bleiben. Insgesamt 250 Betten stehen in Schlafräumen für Frauen und Männer bereit. Durchschnittlich 180 Menschen übernachteten bei der letzten Winteraktion pro Nacht dort, mit einer Höchstanzahl von 219 Personen. Dieses Angebot wurde von 1.559 Menschen genutzt. 

Im sogenannten „Foyer de nuit“ gibt es auch Abendessen und Frühstück: Insgesamt 54.028 Mahlzeiten wurden letzte Saison während rund fünf Monaten an 1.310 Begünstigte verteilt. Außerdem können die Nutzerinnen und Nutzer dort duschen oder Hygieneartikel abholen. Wie viele Menschen in Luxemburg obdachlos sind, ist übrigens unklar. Eine Erhebung vom Ministerium für Familie, Integration und die Großregion in Zusammenarbeit mit Inter-Actions zeigte lediglich, dass am Mittwochabend vom 26. Oktober 2022 alleine in der Hauptstadt 197 Menschen ohne feste Unterkunft unterwegs waren.

Klare Regeln

Unter anderem sie können in der Tagesstätte der WAK zwischen 12.00 und 14.30 Uhr kostenlos zu Mittag essen. Insgesamt 15.249 Mahlzeiten wurden im vergangenen Jahr an 1.128 Empfängerinnen und Empfänger ausgegeben. Bis 16.00 Uhr werden im „Foyer de jour“ aber auch Aktivitäten oder Hilfe bei der Suche nach Arbeit oder einer Wohnung angeboten. Bedürftige können sich dort auch einfach von den Strapazen des Alltags erholen. Und Kleidung abholen. In der vergangenen Saison wurden fast 700 Kleidungsstücke an 214 Menschen verteilt.  

Die Regeln sind klar: kein Alkohol, keine Drogen, keine Waffen oder andere gefährliche Gegenstände. Gewalt gegenüber den 21 Angestellten, den zahlreichen Freiwilligen – bei der letzten Ausgabe waren es 96 – oder anderen Nutzerinnen und Nutzern ist Tabu. Ebendiese Regeln halten manche vom Kommen ab. Ob in der aktuellen Krisenzeit mehr Menschen das Angebot nutzen werden, ist laut der Direktorin von „Dräieck“ schwer zu sagen. Allerdings weist Cyrielle Chibaeff darauf hin, dass der Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten in der kalten Jahreszeit und bei schlechten Wetterbedingungen stets steigt.

Mit besserem Wetter und höheren Temperaturen wird die WAK dann enden. Immer wieder gibt es Kritik an der zeitlichen Begrenzung der Aktion. Vom Familienministerium – das die Aktion in Zusammenarbeit mit „Dräieck“ organisiert – heißt es dazu: „Das Ziel der Regierung ist, Menschen in prekären Lebenslagen die Möglichkeit zu geben, ihre Lebenssituation zu verbessern und die Obdachlosigkeit zu überwinden.“ Dauerhafte Unterkünfte, in denen Menschen zugleich sozial betreut werden, sollen das ermöglichen. Beim Ministerium setzt man also auf die Förderung langfristiger Wohnprojekte mit individuellen Betreuungsmöglichkeiten. Die diesjährige WAK wird am 15. April dann zu Ende gehen.

Das Angebot nutzen

Wer sich im sogenannten „Foyer de jour“ kostenlos eine warme Mahlzeit abholen will, kann das zwischen 12.00 und 14.30 Uhr im Gebäude A in Findel tun: Unter der Adresse 12A, Beim Haff. Anmelden kann man sich dafür zwischen 11.30 und 16.00 Uhr im Gebäude B der Winteraktion in Findel unter der gleichen Adresse. Dort registriert man sich auch, wenn man im „Foyer de nuit“ (ebenfalls im Gebäude A) die Nacht verbringen will. Der Zugang erfolgt zwischen 19.15 und 23.00 Uhr. Mit einem Shuttle-Service oder dem öffentlichen Transport kommt man vom hauptstädtischen Bahnhof zu den rund sieben Kilometer entfernten Räumlichkeiten in Findel. Die „Navette WAK“ startet täglich um 18.55 Uhr von der Haltestelle „Gare-Routière“, Steig 105. Auch der Bus mit der Nummer 29 fährt vom Steig 1 beim Hauptbahnhof nach Findel: Aussteigen muss man dann an der Haltestelle „Findel, Business Center“. Mehr Informationen gibt es per Mail an wanteraktioun@draieck.lu oder unter der Telefonnummer 00352 621 148 508.


Mehr zu diesem Thema:
Unterstützung in der kalten Jahreszeit: Winteraktion für Obdachlose beginnt früher
– Luxemburg /„Wanteraktion“ bietet Obdachlosen Zuflucht bei eisigen Temperaturen
Erstmals konkrete Zahlen: Sozialarbeiter zählen 197 Obdachlose im Laufe eines Abends in der Hauptstadt
– „Nackte Zahlen sagen nichts aus“: Reaktionen auf die Angaben der Familienministerin
Luxemburg-Stadt und das geplante Bettel-Verbot: „Wir werden dadurch nicht verschwinden“