Vëlosummer„VëloViaNorden“: Das fordernde Highlight durch den Norden 

Vëlosummer / „VëloViaNorden“: Das fordernde Highlight durch den Norden 
Ländlich und hügelig: Der VëloViaNorden durch den Norden Luxemburgs Foto: Philip Michel/Editpress

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Keine Gnade für die Wade: Die „Königsetappe“ des Vëlosummer 2024 führte am Wochenende in den Norden des Landes, wo die anspruchsvollste und vielleicht auch schönste Strecke auf dem Programm der Hobby-Radfahrer stand.    

Unsere Serie zum Vëlosummer

Das Tageblatt fährt in insgesamt fünf wöchentlichen Serienteilen je eine Vëlosummer-Fahrradstrecke – und probiert sich dabei durch die fünf verschiedenen Schwierigkeitsgrade der Touren. Der Autor oder die Autorin schildert nach der Fahrt seine/ihre Eindrücke von der Strecke, damit unsere Leser sich ein Bild von den Schwierigkeitsstufen und der Art der jeweiligen Routen machen können. Nach Teil eins („Family Tour am Süden“) und zwei („Wëlle Westen meets Beachdref“) folgt mit dem „VëloViaNorden“ die anspruchsvollste Strecke auf dem Programm. Leider ist sie in diesem Jahr nicht mehr zu befahren, da der „VëloViaNorden“ lediglich an den beiden ersten August-Wochenenden stattfand. Alle Routen des Vëlosummer 2024 sind unter www.visitluxembourg.com/de/velosummer abrufbar.

Nach 3:51 Stunden, 93,4 Kilometern und 1.150 Höhenmetern war der Norden bezwungen: Abwechslungsreich und wellig präsentierte sich der „VëloViaNorden“, das wohl unbestrittene Highlight des Vëlosummers. Seit der Erstauflage 2020 wird die Tour angeboten, am Streckenverlauf hat sich seitdem nicht allzu viel geändert. An zwei Wochenenden im August ist die Landstraße zwischen Wilwerdingen und Wilwerwiltz Radfahrern vorbehalten, der Rest der Strecke führt entlang der nationalen Radwege PC20 und PC21sowie über pittoreske Feldwege zwischen Niederwampach und Ulflingen. 

„Es war eine superschöne Tour. Weniger anstrengend als erwartet, weil die Höhenmeter gut verteilt waren. Es hat richtig Spaß gemacht“, zog Tessy aus Flaxweiler nach 93,4 Kilometern im Sattel Bilanz. Zusammen mit Christophe hat sie mich in den Norden begleitet. Während die beiden der Kategorie Leichtgewicht angehören, habe ich mich im dreiwöchigen Urlaub vor der Radtour weiter vom Mittel- in Richtung Halbschwergewicht bewegt. Zwar stand jede Menge Sport auf dem Urlaubs-Programm, jedoch fast ausschließlich aus der Zuschauerperspektive. Und die drei etwas längeren Radfahrten rund um Köln taugten ob des flachen Streckenprofils am Rhein kaum als ernsthafte Vorbereitung auf die Strecke durch das Ösling. Denn hier geht es rauf und runter.

Die Achterbahnfahrt beginnt kurz nach der bei Wiltz gelegenen „Tutschemillen“, die wir uns als Treff- und Startpunkt ausgeguckt hatten. Durch Wiltz geht es zunächst ein Stück durch den Straßenverkehr, doch kurz nach der „Hauptstadt des Öslings“ wird der Radfahrer dafür entschädigt, wenn es auf dem PC20 auf der früheren Bahnstrecke durch so manchen Tunnel geht. Auch hier geht es bergauf, doch die Steigungen sind konstant und gehen nie über 5 Prozent hinaus. Allerdings muss man auf den Gegenverkehr achten, denn an diesem Samstag sind viele Radfahrergruppen unterwegs. Meist auf E-Bikes oder Rennrädern.

An der Kapelle von Biwisch in Richtung Ulflingen
An der Kapelle von Biwisch in Richtung Ulflingen Foto: Editpress/Philip Michel

Anschließend geht es auf durchgehend asphaltierten Feldwegen in Richtung Hoffelt und Antoniushaff auf über 500 m ü.M. Noch ist es recht früh am Tag und trotz der prallen Sonne nicht zu heiß. Der Ausblick ist grandios. An der Kapelle von Biwisch vorbei geht es nach Ulflingen. Am Bahnhof wartet der erste richtig giftige Anstieg. Auf der Vennbahn geht es Richtung des nördlichen Punktes der Tour. Der ist kurz vor Huldingen erreicht. Eine Ortschaft, die im „Minette“ durchaus Bekanntheitsgrad hat, wurde sie doch von Tëschegas featuring Freshdax im Song „Huldang gesinn a stierwen“ verewigt.

Zum „Sterben“ auf dem Rad ist es zu früh, erst die Hälfte der Strecke ist geschafft. Der Tempodurchschnitt ist aufgrund der vielen Hügel auf 22,5 km/h gesunken. Doch die nächsten fast 30 Kilometer geht es auf den für den motorisierten Verkehr gesperrten CR336, 335 und 325 leicht begab, sodass in Wilwerwiltz nach drei Stunden Fahrzeit wieder 24,5 km/h im Schnitt erreicht sind. Auf Höhe der Maulusmühle kann der Radler sich zwischen Straße und dem neuen Radweg entlang der Schienen nach Clerf entscheiden. Ebenso neu ist die „Transversale de Clervaux“, über deren Brücke es nach Clerf hineingeht. Clerf ist der ideale Ort für eine Pause. Die vielen Terrassen und der Ausblick auf Schloss, Pfarrkirche und Abtei laden zum Verweilen ein. 

Gefährlicher Bahnübergang

Für viel mehr als eine Foto-Pause reicht es nicht, denn es liegen noch einige Kilometer vor uns. Und ein echter Nervenkitzel mit dem Bahnübergang in Enscheringen vor Wilwerwiltz. Der ist mit schmalen Fahrradreifen richtig schwer zu überfahren. Ein Warnschild für Radfahrer könnte auf die Sturzgefahr hinweisen, es fehlt aber. Auf der „Piste Cyclable du Nord“ (PC 21) geht es größtenteils im Schatten an der Klierf entlang in Richtung Kautenbach. 79 Kilometer und 780 Höhenmeter zeigt der Radcomputer an. Es ist nicht mehr weit, doch die bergige Waldlandschaft lässt nichts Gutes erahnen. Und tatsächlich, bis zur rund 15 Kilometer entfernten „Tutschemillen“ ist eine regelrechte Achterbahnfahrt zu absolvieren, mit kurzen, und zum Teil recht steilen Kletterpassagen.   

Da bleibt wenig Zeit, die wunderbare Landschaft entlang des Baches zu genießen, zumal es nach Kautenbach entlang der Wolz genauso hügelig ist. Ich erinnere mich an den Vëlosummer-Artikel der vergangenen Woche und fühle mich wie ein zwar leidenschaftlicher, aber „halbfitter Rennradfahrer, der darüber jammert, zu wenige Kilometer in und zu viele Kilos über den Beinen zu haben“. Tessy und Christophe sehe ich ab hier nur noch von hinten. Nach 2:51 Stunden Fahrzeit ist die „Tutschemillen“ erreicht. „Meine Beine waren überraschend gut in Anbetracht dessen, dass ich meine Saison erst Ende April starten konnte“, gießt Christophe nach der Tour Salz in die „Wunden“ meiner Radfahrerseele, bevor er zum Gesamtfazit ansetzt: „Die Tour war richtig schön, es waren sehr viele Radfahrer unterwegs, alles hat gepasst. Auch wenn an zwei bis drei Stellen die Signalisation vor scharfen Kurven etwas besser hätte sein können. Wir mussten schon richtig stark bremsen, um die Kurve zu kriegen.“ 

              
              

Er wird wiederkommen, wenn der „VëloViaNorden“ im kommenden Jahr wieder im Programm des Vëlosummer ist. Ich auch, und zwar mit mehr Kilometern in und weniger Kilos über den Beinen.  

Jemp
13. August 2024 - 21.29

Es ist einfach das größte Glück der Welt, radfahren zu dürfen. Aber so richtig schön scheint es am vergangenen Sonntag auf der Strecke Wilwerwiltz-Clerf-Weiswampach dann doch nicht gewesen zu sein, da es den ganzen Tag regnete. Schätzungsweise haben 10 Radfahrer diese abgesperrte Strecke benutzt, während hunderte von Autofahrern große Umwege fahren mussten, obschon parallel zu dieser Strecke ja ein neuer Radweg von Clerf bis Maulusmühle existiert. Aber Hobbyschlecks mögen keine Radwege. Es ist Balsam für ihre Seele, wenn Autos behindert werden, außer sie fahren selbst Auto. Dann hindern die Radfahrer, die völlig unnötigerweise zu zweit, zu dritt oder pulkweise den Verkehr behindern. Sie werden dann sogar von ihren eigenen Kollegen zusammengehupt, vielleicht zu recht.