Tornado in Bissen?Verbogene Sitzbank, umgeworfene Zwei-Tonnen-Lüftung: Experten finden neue Hinweise

Tornado in Bissen? / Verbogene Sitzbank, umgeworfene Zwei-Tonnen-Lüftung: Experten finden neue Hinweise
Der Sturm – aber kein Tornado – hat auch im Merscher Park Schaden angerichtet.  Archivfoto: Vincent Lescaut/L'essentiel

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Haben beim Unwetter am Samstag auch Tornados in Luxemburg gewütet? Tageblatt-Wetterexperte Philippe Ernzer und sein Team von Météo Boulaide untersuchen den Fall. Vor Ort in Bissen haben sie neue Erkenntnisse gewonnen. 

Während des Durchzugs der Unwetterfront, die am vergangenen Samstag über uns hinweggezogen ist, könnte es zu zwei Tornados gekommen sein. Der Fall Biwer kann nicht vollständig bestätigt werden, aber dennoch vermeldete der Deutsche Wetterdienst (DWD), dass ein Tornado plausibel ist. Diese Aussage basiert auf Wetterradardaten sowie Beobachtungen und Fotos vor Ort, die mit Berichten von Augenzeugen ergänzt wurden. Der DWD kann allerdings keine Untersuchungen auf luxemburgischem Boden durchführen – die Untersuchung endet also hier.

In den vergangenen Stunden erreichten Tageblatt-Wetterexperten Philippe Ernzer von Météo Boulaide aber weitere Details zum Fall in Bissen. Derzeit steht er im aktiven Austausch mit der Hundeschule „Agility Tornadoes Bissen a.s.b.l.“ – hier könnte der Name tatsächlich Programm gewesen sein. Die Analysearbeiten sind im vollen Gange: Basierend auf den vom Verein erhaltenen Informationen konnten Ernzer und seine Kollegen die ursprünglichen Aufbauten der einzelnen Parcours-Hindernisse ausfindig machen. Der Vergleich mit dem jetzigen Zustand per Drohne macht klar, in welche Richtungen die Hindernisse und sonstige Gegenstände und Trümmer verweht wurden.

Wind aus verschiedenen Richtungen

Nach jetzigem Stand ergibt sich tatsächlich ein konvergentes Muster, bedeutet: Der Wind hat auf sehr engem Raum aus verschiedenen Richtungen gefegt, was weiterhin auf einen Tornado hindeutet. Verbindet man den Bereich, in dem Schäden aufgetreten sind auf der Landkarte, ergibt sich daraus ganz klar eine Schneise, die sich ungefähr vom Firmengebäude der IEE bis ungefähr 100 bis 200 Meter hinter das Gelände der Hundeschule zieht. Auf dem Dach der besagten Firma wurde ein Lüftungssystem mit mehr als zwei Tonnen Gewicht umgeworfen. Auf dem Hundeplatz wurde eine einbetonierte Sitzbank verbogen. Die Schneise zieht sich weiter zu einer Baumgruppe, von der ein Baum einen verdrehten Ast aufweist. Von dort aus weiter nach Nordwest zeichnen sich weiterhin Schäden in der Vegetation sowie auch Rotationsspuren ab.

Diese Erkenntnisse passen sehr gut mit den Radardaten überein. Sollte es ein Tornado gewesen sein, dann war er nur sehr kurz auf dem Boden und bewegte sich sehr schnell von Süd-Südost nach Nord-Nordwest bis Nordwest. Diese zeitlichen Eingrenzungen konnten ebenfalls durch Schäden am Boden und parallel abgestimmte Radardaten ermittelt werden. Die Arbeiten halten weiter an.