PolindexVier Sitze fest vergeben: So könnten die Wahlen laut Umfrageergebnissen ausgehen

Polindex / Vier Sitze fest vergeben: So könnten die Wahlen laut Umfrageergebnissen ausgehen
Dass mehr als zwei Sitze am Wahlabend die Farbe wechseln, erscheint den Forschern eher unwahrscheinlich. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Während sich die Luxemburger Wähler nach dem Urnengang wieder entspannt ihren sonntäglichen Aktivitäten zuwenden, müssen Politiker und Parteien bis heute Abend 23 Uhr bangen. Das Tageblatt wagt mithilfe des Polindex eine erste Wahlprognose.

Die Wahlbüros sind geschlossen, die Wahlzettel abgegeben und unzählige freiwillige Helfer machen sich gerade daran, kleine Kreuzchen zu zählen. Während in anderen Ländern noch bis heute Abend 23 Uhr gewählt werden kann, sind die Würfel in Luxemburg gefallen. Zeit also, einen Blick auf die Umfrageergebnisse des Polindex zu werfen, der sich im Vorfeld der Wahlen detailliert mit den Wählerpräferenzen befasst hat.

Die Umfrageergebnisse des Polindex liegen der Redaktion seit Dienstag vor. Aufgrund des Wahlgesetzes war es bisher jedoch untersagt, über die Umfrageergebnisse zu berichten. „Während der fünf Tage vor dem Tag der Europa-, Parlaments- oder Kommunalwahlen oder dem Tag des Referendums oder der Volksbefragung sowie während des Ablaufs von Wahl- oder Beratungsvorgängen […] ist es untersagt, Meinungsumfragen […] zu veröffentlichen, zu verbreiten oder zu kommentieren“, heißt es im Gesetz. Mit dem Schließen der Wahlbüros ist der Wahlvorgang abgeschlossen und die öffentliche Meinung kann nicht mehr durch das Publizieren der Resultate des Polindex beeinflusst werden.

Die wichtigste Erkenntnis der Umfrage gleich vorab: Dass mehr als zwei Sitze am Wahlabend die Farbe wechseln, erscheint den Forschern eher unwahrscheinlich. Demnach würden die CSV zwei, die LSAP und die DP jeweils einen Sitz sicher haben. Laut Umfrageergebnissen könnte die ADR bei den Listenstimmen satte vier Prozentpunkte im Vergleich zu 2019 zulegen, die LSAP immerhin zwei. Die DP (minus drei Prozentpunkte) und die Grünen (minus zwei Prozentpunkte) wären im Vergleich zu 2019 hingegen die großen Verlierer. Bedeutet das, dass die Grünen und die DP ihren Sitz verlieren werden?

Knaff-Affäre entscheidend?

Nicht unbedingt, stehen doch die Grünen und DP ganz oben in der Gunst der Wähler, die ihre Stimmen zwischen den Parteien und Kandidaten aufteilen. 33 Prozent der Wähler, die am Wahltag „panaschieren“ wollen, würden ihre Stimme der DP geben. 26 Prozent geben LSAP-Kandidaten als Panaschier-Präferenz an, 22 Prozent die CSV und 21 Prozent die Grünen. Die ADR könnte bei den persönlichen Stimmen hingegen auf neun Prozent fallen. Aufgrund der persönlichen Stimmen könnte die DP ihren zweiten Sitz demnach behalten, während sowohl die Grünen als auch die ADR und die LSAP sich um den letzten Sitz streiten würden. Dazu sei angemerkt, dass die DP 2019 mit den Kandidaten Charel Goerens und Monica Semedo zwei Kandidaten aufstellte, die überdurchschnittlich viele persönliche Stimmen einheimsten. Dass die DP ihren zweiten Sitz ohne ihren ehemaligen Promi-Kandidaten Monica Semedo verliert, erscheint immer noch möglich.

Mögliches Zünglein an der Waage bei den Liberalen und den Grünen: die Steuerhinterziehungs-Affäre vom DP-Gemeinderat und Ex-Abgeordneten Pim Knaff. Nicht nur haben 45 Prozent der Befragten angegeben, erst in der Woche vor der Wahl oder am Wahltag zu entscheiden, wem sie ihr Vertrauen schenken. Für die Luxemburger Wähler steht an oberster Stelle im Kanon eines „guten Bürgers“, seine Steuern immer zu zahlen und die Gesetze zu beachten. Bei den ausländischen Wählern steht das, in umgekehrter Reihenfolge, ebenfalls auf Platz eins und zwei. Dass Pim Knaff trotz alledem an seinem Posten festhält, überraschte nicht – könnte der DP aber im Endspurt um die sechs Abgeordnetensitze schaden. Möglich, dass die Rationalisierungen der Escher „déi gréng“-Sektion den einen oder anderen Wähler noch in letzter Sekunde abgeschreckt haben – und somit auch entscheidende Prozentpunkte im Kampf um ihren Sitz kosten werden. Völlig unverständlich ist die Entscheidung dann, wenn man bedenkt, dass „déi gréng“ bereits seit Montag von den Ergebnissen des Polindex wussten.

Macht die Steuerhinterziehungsaffäre von Pim Knaff der DP noch einen Strich durch den zweiten Sitz?
Macht die Steuerhinterziehungsaffäre von Pim Knaff der DP noch einen Strich durch den zweiten Sitz? Grafik: Screenshot Polindex

Dass die CSV der LSAP, der ADR oder „déi gréng“ diesen streitig machen könnte, erscheint aufgrund der Umfrageergebnisse eher fraglich. Auch die Piraten können ihre Erfolgsserie aus dem vergangenen Jahr nicht fortsetzen und gehen demnach leer aus – es sei denn, sie kratzen genügend Einzelstimmen zusammen. Die Umfrage zeigt nämlich: Viele Wähler jeglicher Couleur würden, wenn sie denn panaschieren sollten, einiges an Sympathien für die Piraten hegen.

Wichtigste Themen

Nach welchen Prioritäten haben die Luxemburger ihre Kreuze verteilt? Laut Polindex werden es die gleichen Themen wie schon bei den Chamberwahlen sein, die den Wahlausgang entscheidend beeinflussen: Logement, Umwelt, Gesundheit und soziale Sicherheit wie auch die Kaufkraft. Wie schon bei den Chamberwahlen entscheiden demnach vor allem materialistische Themen die Europawahl 2024. Auffällig ist, dass von den befragten Luxemburgern keiner angegeben hat, dass das Zusammenleben zwischen Luxemburgern und Ausländern ein wichtiges Thema sei – bei den in Luxemburg lebenden Ausländern kommt das Thema immerhin auf Platz zehn der Prioritätenliste vor.

Die Partei, der am meisten Vertrauen geschenkt wird, bleibt wie auch schon bei den Chamberwahlen die CSV. Auf Platz zwei folgt die LSAP, dann die DP, gefolgt von Grünen und ADR. Beeindruckend ist dennoch, dass 29 Prozent der Befragten angeben, keiner Partei vertrauen zu können.

Koalitionsraison beim Wähler

CSV-Wähler würden beim Panaschieren am ehesten DP-Kandidaten wählen und umgekehrt. Interessant ist, dass CSV-Wähler auch Sympathien für die Piraten und die ADR haben, während sich die DP-Wähler eher zur LSAP und den Piraten hingezogen fühlen. LSAP-Wähler würden beim Panaschieren am ehesten Stimmen an Grünen-Kandidaten verteilen, gefolgt von DP, Piraten und CSV. Die Grünen-Wähler tendieren beim Verteilen von persönlichen Stimmen mehrheitlich zur LSAP und „déi Lénk“. Die Stammwählerschaft der Piraten hegt ihrerseits am stärksten Sympathien für die ADR, gefolgt von CSV und DP, während Wähler von „déi Lénk“ eigentlich nur die Grünen und Piraten als Alternative ansehen.