RusslandVon Wladiwostok nach Kursk: Wie Putins Worte die Realität verschleiern

Russland / Von Wladiwostok nach Kursk: Wie Putins Worte die Realität verschleiern
Der russische Präsident Wladimir Putin applaudiert auf der Plenarsitzung des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok Foto: Vyacheslav Prokofyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok erklärt Russlands Präsident die Welt und verliert sich – wieder einmal – in antisemitischen Verschwörungstheorien.

Es ist seine übliche Aufzählung von Erfolgsmeldungen, das macht Russlands Präsident Wladimir Putin gern, egal, wo ihm der rote Teppich ausgerollt wird. Am Donnerstag eben auf dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok, in Russlands Fernem Osten. Die Inflation, ja, etwas hoch, sagt Putin, aber sie sinke nun. Arbeitskräftemangel, ja, gebe es, aber in Russland halte man sich ohnehin nicht an Faust und sein „Verweile doch, du bist so schön“. In Russland, sagt Putin, strebe man immer nach vorn, immer sein Ziel vor Augen. Und das Ziel sei ganz klar: Entwicklung, Entwicklung, Entwicklung. „Alles für die Menschen.“

Die Menschen, vor allem in der Region Kursk, laufen gerade mit dem, was sie anhaben, weg aus ihren Häusern, weil die ukrainische Armee Tausende Quadratmeter dieser Region kontrolliert. Sie stranden in Flüchtlingsunterkünften und wissen nicht, was der nächste Tag bringt. In anderen Teilen des Landes unterschreiben die Menschen Verträge mit dem Verteidigungsministerium, weil Millionen Rubel sie locken und weil die russische Propaganda ihnen erfolgreich eingeredet hat, sie seien Helden und verteidigten ihr Vaterland. Die Mütter dieser Neu-Soldaten weinen derweil, weil sie wissen, dass sie ihre Söhne verlieren werden, und doch sagen sie sich zur Beruhigung, es werde diesen schon nichts passieren. Eine beschönigende Vorstellung von der Welt, um überleben zu können und sich den Verbrechen der Söhne, den Verbrechen des eigenen Staates nicht stellen zu müssen.

Beschönigen und verdrehen, dazu zynisch lachen, das beherrscht auch Russlands Präsident bestens. Seine „Kunst“ zeigt er in Wladiwostok. Beim US-Wahlkampf unterstützte er natürlich Kamala Harris, sagt er und überrascht offensichtlich einige mit dieser Haltung. Seine Körpersprache, sein verächtliches Lächeln machen allerdings etwas anderes deutlich: Putin nutzt den Augenblick, um sich über die US-amerikanische Präsidentschaftskandidatin lustig zu machen. Sie habe ja so ein ansteckendes Lachen, sagt einer, der kein ansteckendes Lachen hat. „Es geht ihr also gut. Und wenn es Frau Harris gut geht, dann wird sie sich hoffentlich davor zurückhalten, gegen unser Land so viele Sanktionen einzuführen wie einst Präsident Trump.“ Dann lehnt er sich zurück, hüstelt und hört sich die nächste Frage der Moderatorin an.

Dass die Ukraine Teile der russischen Region Kursk besetzt hält, die erste Eroberung russischen Territoriums seit 1941, erwähnt er fast beiläufig. „Das Ziel des Feindes bestand darin, uns nervös zu machen, uns dazu zu bringen, Truppen von einem Territorium in ein anderes zu verlegen und unsere Offensive im Donbass zu stoppen. Doch das ist unsere wichtigste Richtung, die Befreiung des Donbass ist unser Hauptziel“, sagt Putin und driftet ab. „Ich habe den Eindruck, dass die, die die Ukraine regieren, entweder Außerirdische oder Ausländer sind“, sagt er und bedient sich damit antisemitischer Verschwörungstheorien. Der rechtsesoterische Brite David Icke, der Anhänger auf der ganzen Welt hinter sich versammelt, beschreibt in seinen Schriften reptilienähnliche Außerirdische, die sich in unterirdischen Bunkern verstecken und von dort aus politische Prozesse auf der Erde kontrollieren. In Russland verbreitete der Antizionist Waleri Jemeljanow bis zu seinem Tod 1999 die Theorie der Weltverschwörung durch reptilienartige Außerirdische und schwadronierte gern über die Überlegenheit der russischen Nation. Putin bedient sich nicht zum ersten Mal antisemitischer Sprüche. Den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bezeichnete er einst als „Schande des jüdischen Volkes“. Er habe „jüdische Freunde“, die ihm das gesagt hätten. Ein antisemitischer Klassiker. 

Luxmann
7. September 2024 - 10.49

Ein seltsamer antisemit unter dessen herrschaft viele oligarchen juedischen ursprungs riesenvermoegen anhaeuften und sie heute auch noch besitzen...und sogar vor gerichten klagen, weil etliche EU laender ein teil davon beschlagnahmt haben.
Siehe Fridman.

JJ
7. September 2024 - 9.35

Verschleierung,Lügen und Manipulation gehören zur Grundausbildung dieses KGB-Spezialisten. Auch Hitler war ein guter Redner der die Massen beherrschte.