Fußball-EuropameisterschaftWie der Vater, so der Sohn: Thuram, Hagi und die EM-Gene

Fußball-Europameisterschaft / Wie der Vater, so der Sohn: Thuram, Hagi und die EM-Gene
Ianis, der Sohn des rumänischen Fußballgotts Gheorghe Hagi, erzielte 2018 im Stade Josy Barthel das 2:0 für Viitorul Constanta gegen den Racing Luxemburg Foto: AFP

(Familien-)Geschichte wiederholt sich: Bei der EM in Deutschland treten einige auffällige Akteure in die großen Fußstapfen ihrer Väter. Wir stellen ihnen fünf Spielersöhne und einen Trainerspross vor.

FRANCISCO CONCEIÇÃO (PORTUGAL)

Mit gewisser Berechtigung lässt sich sagen, dass die Familie Conceição mitverantwortlich für den fußballerischen Wandel in Deutschland nach der Jahrtausendwende war. Sergio Conceição erzielte nämlich während der 3:0-Demütigung gegen die DFB-Elf bei der EM 2000 alle Tore für die Portugiesen und beendete damit die rumpelige Ribbeck-Ära. Conceição selbst prägte eine große Portugal-Ära mit legendären Technikern (Figo) und legendären Tretern (Couto). Francisco Conceição hat den Torriecher vom Vater geerbt, schoss die Portugiesen bei der laufenden EM zum Sieg gegen Tschechien. Eine Bundestrainer-Ära wird der 21-Jährige, der zur neuen Saison zum FC Porto zurückkehrt, 24 Jahre nach dem Desaster von Rotterdam aber eher nicht beenden: Deutschland und Portugal treffen, wenn überhaupt, wohl erst spät aufeinander.

MARCUS THURAM (FRANKREICH)

Nur zwei Europameisterschaften lang dauerte die Thuram-Vakanz: Vater Lilian Thuram war letztmals 2008 mit Frankreich dabei, Sohn Marcus erstmals 2021. Noch ist der Senior freilich der erfolgreichere: Lilian, ein Gebirge von Abwehrspieler, dessen nachhaltigste Marotte war, sich zur Irritation von Gegnern vor dem Spiel mit Knoblauchöl einzureiben, war Welt- (1998) und Europameister, ist mit 142 Einsätzen Frankreichs Rekord-Feldspieler. Der Ex-Gladbacher Marcus (nun Inter Mailand) musste die dramatische Final-Pleite bei der WM 2022 verkraften, hat sich als Stürmer in der „Equipe tricolore“ aber etabliert. Vor dem Spanien-Match am Donnerstag stand der Junior jedoch erst bei zwei Länderspiel-Treffern. Genau wie der Vater – dieser, skurril genug, erzielte beide im WM-Halbfinale 1998 gegen Kroatien.

FEDERICO CHIESA (ITALIEN)

Enrico Chiesa hatte viele Probleme. Sie hießen Vialli, Ravanelli, Mancini, Vieri oder Signori. Weil Italien in den Neunzigern ein ganzes Füllhorn an Weltklasse-Stürmern besaß, kam der UEFA-Cup-Sieger und -Torschützenkönig (1999 mit Parma) erst mit 25 zu seinem Länderspiel-Debüt, lediglich 17 Länderspielen und zwei EM-Einsätzen beim Vorrunden-Aus 1996. Sohn Federico (48 Länderspiele) ist da schon weiter, er spielt seine zweite EM nach dem Titelgewinn 2021. Der nach Christian Vieri zweitteuerste italienische Stürmer der Geschichte (Juve zahlte 44,6 Millionen) ist bei Italiens Trainer Luciano Spalletti gesetzt.

KASPER SCHMEICHEL (DÄNEMARK)

Der Vater ein Torwart-Denkmal, der Sohn ein Torwart-Denkmal: Peter Schmeichel (121 Länderspiele) wurde 1992 mit den dänischen Nachrückern Sensations-Europameister und gewann 1999 mit ManUnited das denkwürdige Champions-League-Finale gegen die Bayern. Kasper (102 Länderspiele) ist mittlerweile auch schon 37 Jahre alt, war 2016 mit Leicester der absolute englische Underdog-Meister und ist bei seiner dritten EM immer noch Dänemarks Nummer eins. Allerdings: Der Vater war viermal EM-Teilnehmer – das wird knapp für den Sohn.

IANIS HAGI (RUMÄNIEN)

Wie fürchterlich schwer es ist, sich als Sohn einer Fußball-Lichtgestalt aus deren Schatten zu spielen und sich als Profi zu emanzipieren, mussten Diego Maradona jr., Stephan Beckenbauer oder Enzo Zidane erfahren. Gheorghe Hagi war eine solche Lichtgestalt, der beste rumänische Fußballer der Geschichte, einer der besten Zehner jemals. Ianis Hagi (25), Spielmacher wie der Vater, hat sich mit dem Erbe-Rucksack arrangiert und eine respektable Profi-Karriere hingelegt. Nach dem starken EM-Start beim 3:0 gegen die Ukraine will der zuletzt von den Glasgow Rangers an Alaves ausgeliehene Ianis das schaffen, was Gheorghe 2000 gelang – die EM-K.o.-Runde erreichen.

EDUARD IORDANESCU (RUMÄNIEN)

Ianis Hagi hat Talent geerbt, sein Trainer ebenfalls: Eduard Iordanescus Vater Anghel war von 1993 bis 1998 Coach von Rumäniens Goldgeneration um Gheorghe Hagi, die 1994 erst im Elfmeterschießen des WM-Viertelfinals an Schweden scheiterte. Wo Eduard (46) jetzt aber schon besser als der Daddy ist: Bei der einzigen EM unter seinem Vater schied Rumänien 1996 nach drei Niederlagen als Gruppenletzter aus.