Hilfsdienst„Yua“ bietet Alleinerziehenden einen sicheren Platz und Unterstützung

Hilfsdienst / „Yua“ bietet Alleinerziehenden einen sicheren Platz und Unterstützung
Koordinatorin Maggy Weinandt und Gruppenleiterin Mélanie Moreira: Die beiden sind Sozialpädagoginnen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Mutter- oder Vatersein ist für viele problematisch: Manchmal sind sie selbst nicht in der Lage, eine liebevolle Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen, da sie in ihrer Kindheit andere, schlechte Erfahrungen gemacht haben. Bei „Yua“ können sie das lernen. In der betreuten Einrichtung in Gonderingen leben vier junge Mütter zusammen in einem Haus des Roten Kreuzes und werden behutsam an ein autonomes Leben zusammen mit ihrem Kind gewöhnt.

Viele Mütter freuen sich auf ihr erstes Kind; es gibt allerdings auch solche, denen bereits der Gedanke an die kommenden Mutterpflichten Sorgen bereitet. Oft wissen sie schon vorher, dass sie beim Muttersein Hilfe benötigen werden. Manche hatten ein problematisches Verhältnis zu ihren Eltern oder ihrem Partner, das diese neue Lebensphase negativ beeinflussen könnte. Andere stehen beispielsweise gesundheitlichen oder finanziellen Problemen gegenüber, haben keine Ausbildung, keinen Job oder keine Wohnung. Einige machen selbst eine entsprechende Anfrage beim „Office national de l’enfance“ (ONE), andere suchen sich Hilfe bei einer Sozialdienststelle. Es kommt auch vor, dass sie auf der Entbindungsstation auf mögliche Hilfe hingewiesen werden.

Hier kommt das „Centre d’accueil Norbert Ensch“ (CANE) ins Spiel, ein Dienst des Roten Kreuz, dessen Sinn und Zweck es ist, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Notsituationen zu unterstützen. Es wird ihnen geholfen, die Beziehung zur Familie zu stärken und die persönliche Entwicklung zu fördern. Kinder und Jugendliche können auf freiwilliger Basis oder auf gerichtlichen Beschluss hin in Pflege genommen werden; doch auch jungen Eltern wird beim CANE geholfen.

Seit 2018 kümmert sich die betreute Einrichtung Yua um junge schwangere Frauen und alleinerziehende Mütter und Väter. In einem Einfamilienhaus in Gonderingen sind drei junge Mütter mit insgesamt fünf Kindern untergebracht, wo ihnen ein sicherer Lebensrahmen in einer Gemeinschaft geboten wird

Väter sind nicht ausgeschlossen: Man habe auch schon einen Vater mit Kind in der Gruppe gehabt. Doch häufiger handele es sich bei Alleinerziehenden eben um junge Mütter. „In der Regel kann jeder einen Antrag auf unsere Hilfe beim ONE stellen“, sagt Maggy Weinandt, Sozialpädagogin und Koordinatorin des Hilfsdienstes. Die Hauptbedingungen sind, dass die Mütter oder Väter freiwillig kommen und erziehungsberechtigt für ihr Kind sind, welches nicht älter als drei Jahre sein darf, und sie selber müssen zwischen 18 und 27 sein.

Beziehungen stärken

Als „Trainingslager“ für den Alltag beschreibt das Rote Kreuz auf seiner Webseite den Dienst. Yua ist ein japanischer Vorname und bedeutet unter anderem. „Bindung, Verbindung, Liebe, Zuneigung“. Der Name ist Programm, denn es sind in erster Linie diese Eigenschaften, die Mütter sich hier aneignen sollen. Ziel ist es, die Eltern-Kind-Beziehungen zu stärken und den Familien eine stabile Umgebung zu bieten.

Maggy Weinandt unterstreicht jedoch: „Auch wenn die von uns betreuten Mütter in unserer Einrichtung wohnen, sind wir nicht dafür da, um Wohnungsprobleme zu lösen, sondern um Bindungsproblematiken zu bewältigen.“

In einer ersten Phase der Betreuung geht es darum, Vertrauen aufzubauen. In einer zweiten Phase werden den Müttern Aktivitäten wie Kochen oder Babymassage angeboten und sie lernen beispielsweise, wann sie Windeln wechseln müssen – eben ganz alltägliche Dinge, die helfen, die Mutter-Kind-Bindung zu festigen. Betreut werden sie dabei von 13 pädagogischen Fachkräften. Diese setzt sich aus mehreren Erziehern, Sozialpädagogen, sozialpädagogischen Helfern, einer Kinderkrankenschwester und einer Psychologin zusammen, ergänzt die zuständige Gruppenleiterin und Sozialpädagogin Mélanie Moreira.

Um sich ganz ihrem Kind widmen zu können, sollen die Mütter im ersten Jahr keiner Aktivität wie einer Weiterbildung oder Arbeit nachgehen. In der dritten Phase geht es konkreter um das Lebensprojekt der Mutter: Es wird ihnen die Gelegenheit gegeben, Aktivitäten ohne das Kind nachzugehen. Sie können sie zwischen sechs und 18 Monaten eine Ausbildung machen oder wieder die Schule besuchen. Während dieser Zeit geht das Kind in eine „Crèche“, da es nicht in der Gruppe betreut werden kann.

Schritt für Schritt werden sie auf ein autonomes Leben vorbereitet. In der Regel bleiben die jungen Frauen (oder Männer) drei Jahre bei Yua. Danach sind sie ganz auf sich gestellt. Falls sie weitere Hilfe benötigen, können sie diese beantragen.