Mehr als KrachZehntausende feiern bei „Rave The Planet“ in Berlin

Mehr als Krach / Zehntausende feiern bei „Rave The Planet“ in Berlin
Teilnehmer tanzen während der Technoparade „Rave The Planet“ auf der Straße des 17. Juni Foto: dpa/Sebastian Christoph Gollnow

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Ein Zeichen für Liebe und Frieden: Unter dem Motto „Love is Stronger“ steigt in Berlin die Technoparade „Rave The Planet“ mit Loveparade-Gründer Dr. Motte.

Laute Beats, Neonfarben, Pailletten, Federboas, Glitzer im Gesicht, viel nackte Haut – und ausgelassene Laune. Zehntausende Menschen haben in Berlin bei der dritten Ausgabe der Technoparade „Rave The Planet“ mit Loveparade-Gründer Dr. Motte gefeiert. Rund 300 Künstler und 30 Wagen waren laut Veranstalter bei der riesigen Party-Demo zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor dabei.

Zum Auftakt sprach unter anderem Dr. Motte, der mit bürgerlichem Namen Matthias Roeingh heißt. Liebe sei stärker als Hass und Gewalt, sagte er zum diesjährigen Motto „Love is Stronger“. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) schickte eine Audio-Grußbotschaft. „Techno ist mehr als Krach“ und sei ein elementarer Bestandteil der Berliner Kulturszene, sagte sie. „Rave kennt keine Herkunft, kein Geschlecht und keinen sozialen Status.“

Mehr Einsätze des Sanitätsdienstes als im Vorjahr

Bei sommerlichen Temperaturen tanzten die Menschen auf den Straßen rings um die Siegessäule. Die Wagen schoben sich nur langsam durch die Massen hindurch. Die Organisatoren hatten 300.000 Menschen erwartet und sprachen von „Hunderttausenden“, die feierten. Laut Polizei war die Veranstaltungsfläche nicht komplett ausgelastet. Über den Tag verteilt seien dort aber mehrere Hunderttausend Menschen gewesen, sagte eine Sprecherin.

Nicht alle vertrugen das stundenlange Feiern: Nach Angaben des zuständigen Sanitätsdienstes gab es rund 600 Rettungseinsätze. Dabei ging es meist um alkohol- oder drogenbedingte Probleme, wie ein Sprecher schilderte. Die Menschen klagten demnach über Kreislaufprobleme oder Krampfanfälle. Einige Patienten seien zur Überwachung in Krankenhäuser gebracht worden. Nach Angaben des Sprechers zählten aber auch leichte Fälle dazu, etwa die Frage nach einem Pflaster. Im vergangenen Jahr gab es laut Sanitätsdienst etwa 500 Einsätze.

Die Polizei begleitete die Veranstaltung nach eigenen Angaben mit gut 1.000 Beamten und Beamtinnen. Der Verlauf sei „weitestgehend friedlich“ gewesen, so die Polizeisprecherin. Vereinzelt sei es zu Straftaten gekommen, darunter Körperverletzungen und Sexualdelikte. 122 Menschen wurden demnach kurzzeitig festgenommen, um Personalien festzustellen. Laut Polizei wurden 56 Strafanzeigen verfasst und 29 Ordnungswidrigkeiten festgestellt. 21 Polizeibeamte seien verletzt worden, hätten aber den Dienst fortgesetzt. 

Technokultur mittlerweile immaterielles Kulturerbe

Die Party-Demo will für Frieden, Liebe und für den Schutz der elektronischen Tanzmusikkultur einstehen. Zudem fordert sie den Schutz von Clubs und Veranstaltungsorten und „Abrüstung auf allen Ebenen“. Wie die legendären Berliner Technoparaden in den 1990er Jahren war der Umzug als Demonstration angemeldet. Das hat für die Veranstalter große Vorteile gegenüber einer reinen Party-Parade.

Die Berliner Technokultur zählt mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Die Kulturministerinnen und -minister von Bund und Ländern erweiterten das bundesweite Verzeichnis entsprechend. „Rave The Planet“ hatte den Antrag gestellt.