SchengenZeitgeschichte reloaded: Schengen geht mit Hightech in die Zukunft

Schengen / Zeitgeschichte reloaded: Schengen geht mit Hightech in die Zukunft
Als „MS Regensburg“ fuhr die Marie-Astrid auf der Donau, bis der Luxemburger Staat sie 2021 zurückkaufte. Spätestens im Juni 2025 soll sie vor Schengen ankern. Foto: Generaldirektion für Tourismus Luxemburg

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Im Rahmen des 40. Jubiläums des Abkommens von Schengen setzt die gleichnamige Gemeinde an der Mosel auf Erneuerung, Geschichte und Emotionen. In dem Kontext stehen für 2025 größere Veränderungen im Dreiländereck an. Eine Reportage mit vielen Ankündigungen.

Schengen. Gegenwart. Mittwochmorgen. Entlang der rue Robert Goebbels ist Markt. Wie an jedem ersten Mittwoch im Monat. Ein Reisebus sucht einen Parkplatz. Die Touristengruppe aus Bulgarien hat auf ihrem Weg in die Hauptstadt spontan beschlossen, der Wiege des grenzenlosen Europas einen Besuch abzustatten. Sie gesellen sich zu den Menschen, die sich schon am Moselufer tummeln. Sie flanieren über den Markt, besuchen das Europamuseum und kaufen Souvenirs oder trinken Tee in der Museumsbar.

In naher Zukunft wird es im Dreiländereck etwas anders aussehen. Im Juni 2025, zum 40. Jubiläum der Unterzeichnung des ersten Abkommens von Schengen, soll nicht nur die „Marie-Astrid II“ zurück an der Mosel sein. Auch das Museum soll komplett umgestaltet werden. Das Schiff, auf dem am 14. Juni der Vertrag unterschrieben wurde, und das Museum sollen eine Einheit bilden und Besuchern ein immersives Erlebnis bieten.

Zeitgeschichte erleben

Mit der Umsetzung dieses ambitionierten Zeitgeschichte-Projektes sind am Ende eines öffentlichen Wettbewerbs Italiener beauftragt worden. Das Architektenbüro „Migliore e Servetto“ sowie „KarmaChina“. Letztere sind für den audiovisuellen Teil zuständig.

„Zukunftsorientiert, interaktiv, immersiv“, das sind einige Worte, mit denen Bürgermeister Michel Gloden und Gemeindeingenieur Marcel Bisenius das Vorhaben beschreiben. Zum Vergleich verweisen sie auf das Museum „M9“ in Mestre nahe Venedig oder das Chopin-Museum in Warschau. Eine kurze Recherche im Internet zeigt: Schengen macht auf nachhaltiges Hightech.

Anpassbares Hightech sei einer der Gründe, warum man sich für diese Partner entschieden habe, so Gloden: „Das Museum soll nicht nur ausstellen, sondern Jung wie Alt begeistern und stimulieren, es geht um Emotionen. Dieses Museum nimmt die Vergangenheit mit in die Gegenwart und zeigt die Zukunft.“ Herzstück des Ganzen wird ein multimedial nutzbarer Würfel, „The infinite cube“, sein. „Dank der vielen technischen Möglichkeiten können wir Besucher auf vielen Wissensebenen ansprechen und das Programm je nach Bedarf und Entwicklung anpassen“, fügt Bisenius hinzu.

Gleiches gilt für die „Marie-Astrid II“. Bevor das Schiff 2021 vom Luxemburger Staat zurückerworben wurde, fuhr es unter deutscher Flagge als „MS Regensburg“ mit Touristen über die Donau. Zurzeit wartet es in einer Werft nahe Bonn auf seine Heimkehr.

Neues Leben im Schloss

Als Botschafterin des grenzenlosen Europas oder als „Floating Theatre“, wie die „Marie-Astrid II“ im Projekt genannt wird, soll sie an der Mosel direkt gegenüber vom Museum vor Anker gehen. „Es wird eine Hommage an die Unterzeichnung der Abkommen von Schengen. Wechselnde Ausstellungen sind vorgesehen und das Schiff bleibt fahrtüchtig. Nicht als Konkurrenz zur bestehenden Moselflotte, sondern für besondere Anlässe und Einsätze im Zeichen europäischer Freundschaft“, betont Bürgermeister Gloden.

Die Pläne des Projektes kann man sich seit dieser Woche im Festsaal des Rathauses in Schengen ansehen. Was dort weniger sichtbar wird, ist das ganze Drumherum. Wenn ab Herbst 2024 die eigentlichen Arbeiten im bestehenden Museum beginnen, soll die Touristeninfo in die Bar des Museums umziehen. Jene soll, bevor sie im Kräutergarten hinter dem Museum eine dauerhafte Bleibe findet, „provisorisch“ in einem Teil des Schengener Schlosses untergebracht werden. Diesbezüglich sei man im Gespräch mit Unternehmer Guy Rollinger, dem Besitzer des Schlosses, sagt der Bürgermeister. Er deutet an, dass es weitere Pläne mit dem ehemaligen Anwesen der Industriellenfamilie Collart und dem späteren Kloster gebe. Ein Stichwort seien Hochzeitsfeiern oder sonstige Events. Zuletzt hat das stattliche Gebäude mitsamt dem berühmten, vom französischen Autor und Politiker Victor Hugo gemalten Turm als Hotel gedient. Seit 2014 steht das Schloss leer.

14. Juni 2025

Was wird noch anders sein? Spätestens, wenn die „Marie-Astrid II“ nach Schengen zurückkehrt, wird der auf der Mosel schwimmende, als „Ponton“ bezeichnete Souvenirladen des Museums weichen. „Er kann eine Zukunft an der Mosel haben, aber über diese Ideen muss erst noch diskutiert werden“, so Marcel Bisenius. Unseren Informationen nach gibt es bereits Interessenten.

Als langjähriger Beobachter des Lebens in Schengen kann man nun feststellen, dass vielen Worten endlich Taten folgen. Aus der Vision des heutigen Ehrenbürgermeisters Roger Weber, der übrigens auch in der Jury des neuen Projektes saß, wird mehr denn je ein dynamisches Zentrum für Geschichts- und Erlebnistourismus in Luxemburg.

Am Ende des Gesprächs mit Michel Gloden und Marcel Bisenius bleibt eine Frage: Kann am 14. Juni 2025 in neuem Ambiente gefeiert werden? Ja, sagt der Bürgermeister: „Das war mit das wichtigste Element bei der Ausschreibung.“  Unseren Informationen zufolge soll übrigens Jean Asselborn, langgedienter Außenminister und vor allem Freund des Schengener Abkommens, Mitglied einer neuen Gesellschaft werden. Deren Ziel soll die Förderung des „Geistes von Schengen“ sein. Wir bleiben dran!

Jengy
7. Dezember 2023 - 14.01

Dann verschwindet ja auch das beliebte Bistro am Museum,
es ist etwas schade dass keine Alternative zustande kommt,
wiederum ein Betrieb der seine Türen muss schliessen wegen
konzeptloses politisches Handeln.Wie gehabt,am Mittelstand
null Interresse seitens Gemeinde und erbärmliches EU-Getue.