EschZukunft der Bäckerei Trombini ungewiss: Gibt es demnächst nur noch industrielles Brot in Esch?

Esch / Zukunft der Bäckerei Trombini ungewiss: Gibt es demnächst nur noch industrielles Brot in Esch?
Cindy Krier und Gilles Trombini in der Bäckerei. Während sich die Verkäuferin beruflich neu orientiert, geht der Bäckermeister am 30. September dieses Jahres in Rente. Foto: Editpress/Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Bäckereien mit eigener Backstube gibt es kaum noch. In Esch droht nun eine der letzten ihre Türen für immer zu schließen. Ende September geht Gilles Trombini in Rente. Ob es anschließend in der Beleser Straße noch eine Bäckerei geben wird, steht momentan in den Sternen.  

Am Eingang und am Verkaufstresen der Boulangerie-Pâtisserie Trombini in der Beleser Straße in Esch hängen gleich mehrere Zettel. Auf dem untersten steht, dass entgegen aller Gerüchte die Bäckerei nach dem Sommer-Jahresurlaub am 23. August wieder öffnen wird. Was dort allerdings nicht steht: Am 30. September geht Chef Gilles Trombini in Rente und Stand jetzt ist nicht sicher, ob es in Zukunft an dieser Stelle noch Brot und Törtchen geben wird. Zwar hat Trombini einen ernsthaften Interessenten für die Geschäftsübernahme, doch der Besitzer des Hauses würde am liebsten die gesamte Immobilie verkaufen. Also auch die Wohnungen, die sich über der Bäckerei befinden.   

Bäckermeister Gilles Trombini
Bäckermeister Gilles Trombini Foto: Editpress/Alain Rischard

Dort lebt Gilles Trombini seit 21 Jahren. Der am 18. Oktober 1966 in Cutry bei Longwy geborene Franzose hatte im Alter von 18 Jahren in der Beleser Bäckerei Brockly begonnen und dort neun Jahre gelernt, unterbrochen von einem Jahr Militärdienst. Dann heuerte er im „Backstiffchen“, einer der beiden Bäckereien im unteren Teil der Beleser Straße, an. Die andere beherbergt heute noch die Bäckerei Bof-Pires, mit Trombini die einzige des gesamten Viertels, wenn nicht sogar von ganz Esch, die noch vor Ort produziert. 1998 machte sich Gilles Trombini selbstständig, zunächst in Rodange, um im Oktober 2003 an den jetzigen Standort zu ziehen. Dort, wo zuvor die Bäckerei Riva war. 

„Extrem schwer“

„Ich würde das genauso wieder machen“, blickt er zurück, „obwohl es zu Anfang extrem schwer war. Denn kurz nachdem wir in Esch eröffnet hatten, wurde ich geschieden. Ich musste fortan alles selbst erledigen.“ Backen, das Geschäft leiten und den Papierkram erledigen. Neben den langen Nächten und Tagen in der Bäckerei musste sich der Bäckermeister an den freien Sonntagen mit Bürokratie beschäftigen.

Die ist im Laufe der Jahre immer anspruchsvoller geworden, was Trombini zusammen mit den immer strengeren hygienischen Vorschriften als eine der Ursachen für das Verschwinden der kleinen Bäckereien in Privathand ansieht. Auch die Pandemie hat ihren Einfluss. Die Hoffnung, dass die Menschen sich verstärkt der lokalen Produktion zuwenden, hat sich nicht erfüllt. „Während Corona haben die Leute so gut wie alle Lebensmittel im Supermarkt eingekauft, sonst war ja nichts geöffnet. Ich habe das Gefühl, sie haben diese Angewohnheit behalten“. Nach der Pandemie machte es die Explosion der Energie- und Rohstoffkosten den „kleinen“ Bäckereien noch schwerer.

Nach dem Jahresurlaub geht es zwar weiter, aber einstweilen nur bis zum 30. September
Nach dem Jahresurlaub geht es zwar weiter, aber einstweilen nur bis zum 30. September Foto: Editpress/Alain Rischard

Dass es kaum Nachwuchsbäcker gibt, liegt aber auch an den Ansprüchen des Berufs. „Wir sind normalerweise zwei Bäcker und ein Konditor in der Backstube. Diese Woche war mein Bäcker krank, also musste ich die Arbeit alleine stemmen, das ist eben das Schicksal in kleinen Betrieben“, so Trombini, der an diesem Tag von 20.00 Uhr abends bis 8.00 Uhr morgens durcharbeitete. Er verkauft nicht nur in der Bäckerei, sondern beliefert auch die Escher Schulen und „maisons relais“.  Zur Belegschaft gehören außerdem zwei Verkäuferinnen. Wobei auch für Cindy Krier demnächst Schluss ist. Nach sieben Jahren in der Bäckerei orientiert diese sich neu, hat den Busführerschein gemacht und wechselt vom Platz hinter der Theke auf den Sitz hinter dem Steuer. Nach dem Jahresurlaub vom 1. bis zum 22. August wird deswegen Trombinis Schwester im Laden aushelfen. Am 30. September ist aber definitiv Schluss.          

Gilles Trombini hofft, dass es mit der Bäckerei auch nach diesem Datum weitergeht. Er selbst hat für seine Pensionierung noch keine Pläne. Erstmal geht es darum, sich von der Arbeit zu entwöhnen: „Ich bin ein Arbeitstier und habe die Seele eines Bäckers. Mein Job ist es, meine Kunden zufriedenzustellen. Und eben für diese Kunden würde es mir unheimlich leid tun, wenn es hier ab Oktober keine Bäckerei mehr geben würde. Wo sollen sie dann hingehen?“

Seit 21 Jahren in der Beleser Straße Nr. 85: die Bäckerei Trombini 
Seit 21 Jahren in der Beleser Straße Nr. 85: die Bäckerei Trombini  Foto: Editpress/Alain Rischard