EuropaZukunft in Aufwind: Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch

Europa / Zukunft in Aufwind: Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch
Wind- und Wasserkraft erwiesen sich als treibende Kräfte des Wandels Foto: AFP/Brandon Bell

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Im Jahr 2023 haben erneuerbare Energien einen bedeutenden Meilenstein erreicht. Das zeigen neue Zahlen von Eurostat. Sie haben die Führung in der Stromerzeugung in der EU übernommen.

Bereits 2022 zeichnete sich dieser Trend ab: Fast 40 Prozent der Stromproduktion stammten aus erneuerbaren Quellen. Im darauffolgenden Jahr übertraf die Produktion erneuerbarer Energien mit rund 1,2 Millionen GWh und einem beeindruckenden Anstieg um 12,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erneut die von Kernenergie und fossilen Brennstoffen, was erstmals 2020 der Fall war. Regenerative Energien erreichten einen Anteil von 41,2 Prozent und überholten damit nachhaltig die fossilen Brennstoffe, die 38,6 Prozent ausmachten. Die Kernenergie trug nur noch etwas mehr als 20 Prozent bei.

Besonders Wind- und Wasserkraft erwiesen sich als treibende Kräfte dieser Entwicklung, sie stellten zusammen mehr als zwei Drittel des Stroms aus erneuerbaren Quellen bereit und untermauerten damit die zunehmende Bedeutung nachhaltiger Energieformen im europäischen Energiemix.

Nicht-erneuerbare gehen zurück 

Demgegenüber verzeichnete die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Rückgang von 19,7 Prozent und erreichte 0,88 Millionen GWh. Dies entspricht einem Anteil von 32,5 Prozent an der gesamten Stromproduktion.

Vorläufige Eurostat Daten für 2023 zeigen, dass die Erdgasversorgung in der EU auf den niedrigsten Wert (12,8 Millionen Terajoule) seit 1995 zurückging, was einem Rückgang von 7,4 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Die Erdgasimporte fielen um 14,6 Prozent, von 13,4 Millionen auf 11,4 Millionen. Zudem sank die heimische Erdgasproduktion von 1,6 Millionen im Jahr 2022 auf geschätzte 1,3 Millionen im Jahr 2023, was einem Minus von 15,8 Prozent entspricht.

Die Stromerzeugung aus Kernenergie derweil hat letztes Jahr bei 22,8 Prozent der gesamten Stromerzeugung in der EU stagniert. Mit einer Steigerung von nur 1,2 Prozent im Jahr 2023 bedeutete das eine Änderung von minus 15,9 Prozent gegenüber den Jahren 2018-2020. Im Jahr 2022 wurden in der EU rund 17 Prozent weniger Atomstrom erzeugt als im Vorjahr. Besonders deutlich war der Rückgang in Deutschland mit 50 Prozent, während Frankreich 22 Prozent und Belgien 13 Prozent weniger Atomstrom erzeugten.

Bei Kohle zeigte sich 2023 ein starker Rückgang. Das Angebot an Braunkohle sank um 24,2 Prozent auf 223 Millionen Tonnen und das Angebot an Steinkohle verringerte sich um 20,4 Prozent auf 130 Millionen Tonnen – beides die niedrigsten Werte seit Beginn der Datenaufzeichnungen. Die Produktion von Kohle insgesamt sank von 2022 auf 2023 um 16,3 Prozent, während die Importe um 29,3 Prozent zurückgingen.

Im Bereich Erdöl und Erdölerzeugnisse belief sich das Angebot auf 527.000 Tonnen, was einem Rückgang von 1,5 Prozent der allgemeinen Raffinerieproduktion gegenüber 2022 entspricht. Während die Erdölproduktion leicht um 1,2 Prozent anstieg, sanken die Importe um 2 Prozent. Auch die Importe von Biokraftstoffen gingen um 4,8 Prozent zurück.

Dieser Rückgang bei den fossilen Brennstoffen und der Atomenergie ist zum Teil auch auf die gesunkene Energieproduktion zurückzuführen. Laut den Eurostat-Daten fielen diese 2023 um 2,6 Prozent auf geschätzte 2,7 Millionen GWh. Auch die Energieimporte verzeichneten einen Rückgang von 4,1 Prozent, was mit einer abnehmenden Energienachfrage in der EU zusammenhängt. Die Nachfrage sank nämlich um 3 Prozent im Jahr 2022 auf 2,5 Millionen GWh im Jahr 2023.

Osteuropa-Konflikt als Beschleuniger 

Der russische Versuch, die Ukraine zu erobern, hat eindeutig als einer der Katalysatoren gewirkt. Seit Beginn des Krieges produziert die EU Rekordmengen an erneuerbarem Strom. Insgesamt kamen 345 Terawattstunden aus erneuerbaren Quellen – ein Plus von 39 Terawattstunden im Vergleich zu 2021.

Zudem hat sich der Erdgasimport der EU signifikant verändert. Im Jahr 2021 bezog die EU 83 Prozent ihres Erdgasbedarfs durch Importe. Vor dem Krieg war Russland mit fast 50 Prozent der wichtigste Lieferant der EU für Erdgasimporte. Im Jahr 2022 sank dieser Anteil jedoch erheblich und betrug im Oktober nur noch 12 Prozent.

Diese Tendenz erstreckte sich nicht nur auf Erdgas, sondern auf alle Energiearten. Im Jahr 2022 verzeichneten die Energieimporte der EU aus Russland einen kontinuierlichen Rückgang, der sich von Quartal zu Quartal fortsetzte, laut Eurostat. Während 2021 insgesamt noch 275,6 Millionen Tonnen Energieträger aus Russland importiert wurden, sank diese Menge in den ersten drei Quartalen 2022 auf lediglich 156,2 Millionen Tonnen.

Verbesserung der Situation in Luxemburg

In Luxemburg wurden ähnliche Trends gemessen: Obwohl der Importanteil mit 77 Prozent Verbesserung der Situation hierzulande trotz Energieabhängigkeit nach wie vor erheblich ist, liegt er deutlich unter den 80,7 Prozent im Jahr 2022 und den 84,1 Prozent im Vorjahr. Luxemburg deckt somit 22,3 Prozent seines Landesverbrauchs selbst, wobei 20,3 Prozent auf erneuerbare Energien entfallen. Darüber hinaus ist das gesamte Stromverbrauchsvolumen im letzten Jahr erneut zurückgegangen und liegt nun bei 6,2 im Vergleich zu 6,3 GWh im Jahr zuvor – der dritte Rückgang in Folge. Im Jahr 2019 betrug der Verbrauch noch 6,5 GWh.

Mittelfristig, bis zum Jahr 2030, plant Luxemburg, 40 Prozent seines Strombedarfs aus eigenen erneuerbaren Energiequellen zu decken. Auf europäischer Ebene soll der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch von derzeit 30 Prozent auf 42,5 Prozent erhöht werden.

Jemp
19. Juli 2024 - 9.48

Ich hab ja sicher nichts gegen Solarstrom und Windenergie, aber wenn man keine Speicherkapazitaeten aufbaut, sind die erneuerbaren Energien kaum von Nutzen. Davon zeugen abgeschaltete Windräder und negative Strompreise an sonnigen Tagen zur Genüge. Nur scheint das niemanden zu stören, schon gar nicht unsere Ökoparteien und auch einen Grossteil der Medien, die aber sonst nicht müde werden, vom Klimawandel zu berichten.