KunsteckeFokus auf Expos und Kunst im öffentlichen Raum

Kunstecke / Fokus auf Expos und Kunst im öffentlichen Raum
In Le Havre zu bewundern: „La lune s’est posée au Havre“ von Arthur Gosse Foto: Anne-Bettina Brunet

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Sommerzeit ist Urlaubzeit. Wer nicht in weiten Fernen auf kulturelle Entdeckungstour geht, kann bildende Kunst auch in unseren Gefilden erleben. Im Mai dieses Jahres verstarb der renommierte Künstler Frank Stella. Im Domaine de Panéry in Pouzilhac präsentiert Ceysson & Bénétière nun eine monumentale Schau mit rezenten Stella-Werken, Erinnerung an einen großen Künstler. Nicht weit von diesem Ort entfernt liegt die Stadt Uzès mit ihrem Musée George Borias. Hier läuft noch bis Oktober eine Expo zum 200. Jubiläum von Monticelli, einem Wegbereiter des Impressionismus, eine Kunstbewegung, die bekanntlich 2024 gebührend in Frankreich und anderswo gefeiert wird. Reisen Sie in den Süden oder die Normandie in Frankreich, haben wir noch andere Tipps in Sachen Kunstausstellungen bereit.

Zu einem Moment, wo die Galerie Nosbaum Reding (Luxemburg-Stadt) ein Dutzend amerikanische Künstler zu Gast hat (wir werden darauf zurückkommen), lädt Ceysson & Bénétière ins südliche Frankreich ein, um den 1936 in Malden geborenen und am 4. Mai 2024 in New York verstorbenen Frank Stella zu ehren. Julie Chaizemartin erinnert in ihrer Präsentation an die Ankündigung des Stella-Todes durch die New York Times mit dem Titel, der „master of reinvention“, auch Vorreiter des Minimalismus genannt, sei verstorben. Der Zufall wollte es, dass sie gerade dabei war, ihre Einleitung zur lange vorher begonnenen Schau „Recent Works“ zu schreiben, kurzum, besagte Ausstellung ist nun ungewollt zur „Hommage“ geraten.

„Recent Works“ von Stella

Die in Luxemburg angesiedelte Galerie ist in mehreren Städten Frankreichs sowie in New York und Genf vernetzt, den international anerkannten Frank Stella ins Programm aufzunehmen passt demnach ins Galerie-Konzept. Stellas Werke waren 2022 auf Wandhaff in Luxemburg zu sehen, auch gibt es in seiner Vorgehensweise Berührungspunkte mit anderen Bewegungen, die von dieser Galerie vertreten werden. Die Kuratorin der Expo in Panéry unterstreicht im Katalog-Text: „Là où Stella a fait oeuvre, c’est lorsqu’il a manié la forme avec une telle audace qu’il est probablement le seul à avoir réussi à tirer le fil de ses lignes et de son grillage minimaliste pour arriver à ce qu’il appelle, in fine, le ‚maximalisme’.“ Die nun gezeigten Arbeiten würden diesem Anspruch gerecht, sagt sie und hebt besonders eine monumentale „Stern-Skulptur“ hervor, um zu schlussfolgern: „Minimaliste, constructiviste, baroque, expressionniste, illusionniste, maximaliste … Stella, sans frontière artistique, si ce n’est sa fidélité à la peinture.“ Wer nun im Südosten Frankreichs Urlaub macht, kann sich diese Expo noch bis zum 27. September im Domaine in Panéry ansehen.

„Frank’s Wooden Star“ 
„Frank’s Wooden Star“  Foto: Courtesy Ceysson & Bénétière

Hans Hartung & Maeght-Stiftung

Wer sich noch etwas näher an die Mittelmeerküste wagt, dem sei ein Besuch der Fondation Hartung-Bergman in Antibes empfohlen. In dieser Stiftung ist bis zum 27. September die Schau „Le partage du sensible – Hans Hartung, Anna-Eva Bergmann, Terry Haass“ zu sehen. Bei der Anreise in den Süden sei ein Abstecher nach Brioude (Haute-Loire) in das Zentrum für moderne und zeitgenössische Kunst empfohlen. Mit rund 60 Bildern und mehreren Objekten kommt Hartungs Werk unter dem Titel „Hans Hartung – une liberté salutaire“ zu Ehren. Der in Leipzig geborene Maler sticht durch seine starken Gesten und gezielten Linien hervor. Im Gegensatz zu Frank Stella, der sich von der lyrischen Abstraktion losgesagt hatte, ist Hartung für diese Art Malerei bekannt. Die oben erwähnte Expo in Antibes findet übrigens in den früheren Ateliers des Ehepaars Hartung-Bergman statt.

Nice ist bekanntlich eine Stadt, in der zahlreiche Künstler gelebt und gar wichtige Akzente in der Kunstgeschichte gesetzt haben. Nicht weit von dieser Großstadt liegt Saint-Paul-de-Vence, ein Ort, der insgesamt eine künstlerische Aura ausstrahlt, vor allem durch die Fondation Maeght, die heuer 60 Jahre feiert, wie die Zeitschrift Beaux-Arts in einer reich bebilderten Reportage hervorhebt. Die auf die Sammlerleidenschaft des Ehepaars Aimé und Marguerite Maeght zurückzuführende Stiftung bildet nicht nur einen Anziehungspunkt wegen der gewagten Architektur des Katalanen Josep Lluis Sert, vielmehr birgt sie eine Vielzahl an Kunstwerken von Braque über Chagall bis Giacometti und Mirò. Im Jubiläumsjahr ist zudem in diesem Sommer die Schau „Amitiés, Bonnard-Matisse“ hier zu sehen. Dem Maler Pierre Bonnard (1867-1947) ist zudem eine Expo mit dem Titel „Bonnard, passion Japon“ im Caumont-Kunstzentrum in Aix-en-Provence gewidmet, derweil Matisse bekanntlich im September in der Fondation Beyeler (Riehen/Basel) mit einer breit angelegten Ausstellung in den Fokus gerückt wird.

Es gibt wie in jedem Jahr in der Periode Juli-August eine Unzahl an mehr oder weniger prominenten Ausstellungen in Städten und kleineren Ortschaften in Frankreich, die allgemein als Anlaufstellen für Touristen (auch Kulturreisende) bekannt sind. Alle aufzulisten wäre müßig, doch wollen wir all jenen, die von Luxemburg aus weniger Kilometer in französische Gefilden zurücklegen wollen, eine Stadt empfehlen, die seit vielen Jahren auch immer wieder im Sommer einen Besuch wert ist.

Verwandlung einer Stadt

In Le Havre (Normandie) ist nicht nur eine architektonische Besonderheit mit dem eigenartigen weißen Kulturhaus „Volcan“, 1982 von Architekt Oscar Niemeyer in der Stadtmitte fertiggestellt, sowie den urban mustergültig errichteten Wohnungseinheiten des Auguste Perret zu bestaunen, zudem befindet sich dort auch das MUMA (Musée d’art moderne André Malraux), in dem zurzeit eine interessante Foto-Expo von Gustave Le Gray aus den Jahren 1840-1890 unter dem spannenden Titel „Un dialogue pionnier entre les arts“ gezeigt wird.

Das Kulturhaus „Volcan“ in Le Havre
Das Kulturhaus „Volcan“ in Le Havre Foto: Pietro Izzo, CC BY-NC-SA 2.0

Das Sahnehäubchen auf der sommerlichen Kunsttorte aber ist die achte Auflage der Veranstaltung „Un été au Havre“ mit Skulpturen, Kunst am Bau und Installationen quer durch Hafen und Stadt, wobei auch öffentliche Gebäude und Traditions-Einrichtungen mit künstlerischen Interventionen zeitlich begrenzt ein anderes Gesicht erhalten. Elf anerkannte Künstler diverser Kunstrichtungen nehmen in diesem Jahr teil. Wer mal eines dieser Events erlebt hat, weiß, dass die Verantwortlichen der Stadt und der das Projekt verwaltende GIP („Groupement d’intérêt public“) den eingreifenden Künstlern viel Freiheit in der Gestaltung ihrer Arbeiten lassen, ob in Form von Mega-Skulpturen, lyrischen Sprechblasen oder eines eingetauchten „Mond-Gebildes“. Le Havre ist also auch in diesem Sommer eine Reise wert.

Nationalmuseum, Vauban-Museum oder Mudam halten neben einigen Galerien auch nach Anfang der Ferien, die Mitte Juli viele Menschen bewegen werden, interessante Kunstangebote bereit, doch wollten wir den Frankreich-Reisenden ein paar Expo-Tipps für ihre Mußezeit in ihren Urlaubsresidenzen anbieten.

Infos

„Frank Stella – Recent Works“ in Panéry, bis zum 27. September; weiterführende Informationen unter: ceyssonbenetiere.com

„Hans Hartung – une liberté salutaire“, Le Doyenné in Brioude, bis zum 13. Oktober; weiterführende Informationen unter: ledoyenne-brioude.fr

„Un été au Havre“ bis zum 22. September; weiterführende Informationen unter: uneteauhavre.fr