Lassen Sie sich verführen!

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(Tageblatt)

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Es hat sich schnell herumgesprochen: Auf der "Schueberfouer" werden schlüpfrige Filme gezeigt! Ein Kino auf der Schobermesse? Ja, und zwar nicht zum ersten Mal.

Seit 2007 ist das einzigartige Projekt der hauptstädtischen Cinémathèque „Crazy Cinématographe“ fester Bestandteil des 671 Jahre alten Volksfestes.

Auf dem unteren Teil des Glacisfeldes, zwischen Riesenrad und Rollercoaster, gegenüber der „Route 66“, stoßen die abenteuerlustigen Besucher auf die im Jugendstil gehaltene Zeltkonstruktion des kleinen Kinos.

Die Begegnung mit dem verrückten Filmprogramm beginnt bereits vor dem eigentlichen Einlass. In der Marktschreiertradition, auf einer kleinen Bühne vor dem Zelt, preist das Schauspieler-Team des Straßentheaters „La Compagnie des Bonimenteurs“ aus Namur die Stummfilme aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts an.

Die Theatergruppe aus Namur wird Jahr für Jahr engagiert, um die Aufmerksamkeit der Volksfestbesucher auf den „Crazy Cinématographe“ zu lenken. Denn auf dem Jahrmarkt herrscht eine gnadenlose Konkurrenz um die Gunst der Besucher. Während einer 15-minütigen Show sammeln die Schauspieler, die als liebevoller Dinosaurier oder als schamlose Nonne verkleidet sind, ihr Zielpublikum ein und führen es ins verdunkelte Innere des Kinozeltes. Damit endet aber ihre Aufgabe nicht: Die Filmfiguren werden von diesen talentierten Kinoerzählern musikalisch begleitet, kommentiert und wenn nötig sogar ausgepeitscht.

Vier spannende Themenmodule

Auf dem Programm stehen vier spannende Themenmodule zur Auswahl. Jeder Zuschauer findet dabei etwas für seinen Geschmack. „Crazy Cartoon Circus“ ist eine Reise in die Kindheit des Cartoons. „Gertie der Dinosaurier“, der erste Zeichentrickfilm überhaupt, „Felix the Cat“, „Das lustige Skelett“ und der auf den Mars reisende Clown Koko amüsieren nicht nur Kinder. Eine „Reise durch das Unmögliche“, inspiriert von Jules Verne und im Rahmen des „Crazy Science Fiction“ auf die Leinwand projiziert, ist der erste Blockbuster der Kinogeschichte und folglich ein Muss für jeden Science-Fiction-Fan.

Für die Spätbesucher der „Schueberfouer“ zeigt „Crazy Erotique 1900“ erotische Kurzfilme. Ein Stiefelputzer poliert eifrig Damenstiefel und späht dabei „ganz zufällig“ unter die Damenröcke; eine junge Dame betrachtet sich halbnackt im Spiegel; Eugen Sandow, der stärkste Mann 1894, präsentiert seinen Waschbrettbauch; ein eitles Stubenmädchen vergleicht seinen Körper mit dem einer Marmorskulptur; in einem Harem tanzen die „orientalischen“ Mädchen in Erwartung ihres Sultans; der erste „French Kiss“ wird filmisch dokumentiert und nicht zuletzt bricht Schwester Vaseline ihr Keuschheitsgelübde mit dem Klostergärtner und einem der Mönche. „Schwester Vaseline“ ist der Knüller des erotischen Programmteils – pure Pornografie, die einen Einblick in die erotische Fantasie unserer Großmütter und Großväter gewährt.

Abgesehen vom regulären Programm bietet der „Crazy Cinématographe“ die sogenannten „special events“ an. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die Show „Crazy Luxembourg 1900“. Der luxemburgische Fernsehmoderator Max Kuborn schlüpft in die Rolle des Kinoerzählers und entführt das Publikum auf eine Reise durch die frühesten erhaltenen Dokumentarbilder über Luxemburg in der Belle Epoque.

Mit „Die Rückkehr des Dr. Doyen“, präsentiert im Rahmen von „Ciné-Fanfare Crazy Chirurgie 1900“, bereitet die Projektkoordinatorin Nicole Dahlen für die Fans des Nervenkitzels eine Mutprobe vor: Die Zuschauer können die skalpellscharfe Präzision von Dr. Doyen bei einer chirurgischen Operation bewundern. Begleitet wird der Operationsfilm von der Blaskapelle „Fanfare du Commando Fête“.

Für jeden Geschmack

Am 2. September lädt der „Crazy Discographe“ auf eine Disko ein: Kuston Beater legt live auf. Vorgeführt wird dabei ein „Best of“ des „Crazy Cinématographe“ aus dem Jahr 2010. Die Projektion aller Filme erfolgt natürlich mit einem Originalprojektor, so wie es damals üblich war.

Meine Damen und Herren, wenn Sie denken, dass Sie nichts mehr überraschen kann, besuchen Sie das Kinozelt auf der „Schueberfouer“. „Crazy Cinématographe“ vergnügt, provoziert und schockiert. Es bietet eine Unterhaltung an, die Sie seit Ewigkeiten nicht erlebt haben.