Von politischen Puppen, Zaren und Paaren

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Direktor Frank Hoffmann, Regisseurin Anne Simon, Dramaturg Andreas Wagner und Schauspieler Steve Karier sitzen auf dem Podium und futtern. Sie stopfen sich Hamburger hinein und schlürfen Coca Cola.

Ihre Darbietung soll Lust machen. Nicht auf Fast Food, sondern auf Theater. Und so geben sie Einblick in Albert Ostermeiers Stück „Aufstand“, das am 14. Oktober im TNL Premiere hat und das dem roten Faden, der sich über die kommenden Theatermonate im TNL ziehen soll, einen feurigen Anfang gibt: Mit den Worten „Politisches Theater mit Humor“ lässt sich das Leitmotto der kommenden Saison zusammenfassen. Ostermeiers Gegenwartsanalyse unter der Regie von Frank Hoffmann kann mit einer wahren Starbesetzung auftrumpfen: Wolfram Koch, Ulrich Kuhlmann, Luc Feit oder Steve Karier, um nur einige zu nennen, verstricken sich auf der Bühne in eine Katz-und-Maus-Jagd um Vertrauen und Verrat.

Politisches Theater

Wenn es um politisches Theater geht, darf auch George Tabori nicht fehlen, von dem Frank Hoffmann im letzten Jahr bereits „Die Demonstration“ inszeniert hat. Auch wenn es sich in diesem Jahr zumindest auf den ersten Blick nicht um ein politisches Stück handelt, kann man sich bei diesem Theaterautor jetzt schon sicher sein, dass weder Schmerz und Tragik, noch Komik und Humor zu kurz kommen werden. Denn in der „Abendschau“ geht es um eine Familie, die ständig mit dem Tod konfrontiert wird. Und was soll man mit dem Tod Besseres machen als ihn auszulachen?

Auch mit Brecht geht es in die Tiefen der Familienstrukturen. In seiner „Kleinbürgerhochzeit“ raubt Brecht dem Zuschauer jegliche Illusionen über die Ehe. In Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater Saarbrücken bringt die Regisseurin Dagmar Schlingmann die Geschichte um ein frustriertes Brautpaar und seine verlogenen Freunde auf die Bühne, um allen heiratswilligen Theaterbesuchern „die Orgie der Hohlheit“, wie Brecht so schön sagt, vor Augen zu führen.

Betörend-poetisch

Ein betörend-poetisches Spektakel verspricht das Programmheft auch im Februar: „Demetrius“, ein von Schiller hinterlassenes Fragment, aus dem Frank Feitler und Frank Hoffmann eine eigene Fassung geschrieben haben, erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines falschen Zaren. Allerdings nicht in erster Linie mit Schauspielern, sondern mit Marionetten. Die russische Künstlertruppe Mini-Dlin versteckt ihre Seele in einem Stück Holz, glaubt man der Recklinghäuser Zeitung, und verzaubert das Publikum mit Puppen und Puppenspielern.

Anlässlich des 200. Todestages von Heinrich von Kleist am 21. November 1811 möchte das TNL gemeinsam mit dem Schauspieler Mathieu Carrière und dem Schauspielensemble Trier den Kosmos Kleists zwischen Tradition, Konvention, Patriotismus und Moderne erkunden. In Zusammenarbeit mit der Uni Luxemburg wird zudem unter der Leitung von Dieter Heimböckel ein Symposion zu Heinrich von Kleist veranstaltet.

All jene, die gerne ins Theater gehen, sei an dieser Stelle geraten, sich das Programmheft zu besorgen oder die Internetseite des TNL zu konsultieren, denn an dieser Stelle konnte nur ein kleiner Einblick in die kommende Saison gegeben werden. Es wird nämlich auch um Sylvia Camarda, Marja-Leena Junker, Manderscheid, Shakespeare, Sartre, … gehen.