Die Stunde der Spin-Doctors

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(AFP)

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Dies sei zu Beginn angemerkt: Die pseudowissenschaftliche These, dass bei TV-Duellen Inhalt und Form die gleiche Bedeutung zugemessen wird, ist Schwachsinn.

Die meisten intelligenten und durchaus aufgeklärten Wahlberechtigten kennen das Programm ihrer Wahlkandidaten, oder glauben zumindest, es zu kennen. Wenn diesen also beim Herunterbeten ihres Wahlprogramms kein grober Schnitzer unterläuft, zählt nur noch eins: die Form. Souveräne Rhetorik und Mimik begeistern die Zuschauer.

Das Duell zwischen US-Präsident Barack Obama und Mitt Romney ist ein Paradebeispiel hierfür. Während kritische Stimmen darauf hinwiesen, dass es seit der Ära Reagan kein derart polarisierendes TV-Duell gegeben habe, war es sogenannten „Experten“ wichtiger, jede Zuckung zu analysieren. Aus Obama wurde der unbelehrbare „Wirtschaftsprofessor“. Der augenzwinkernde Romney wurde zum motivierten Kandidaten hochstilisiert. Eine Frage der Interpretation? Durchaus. Dies wird allerdings zum Problem, wenn die Interpretation aus der Feder von Spin-Doctors stammt. Sie beeinflussen die öffentliche Meinungsbildung mit Trivialem und lenken von Inhalten ab. Wer die Debatte bis in die frühen Morgenstunden verfolgte, konnte genüsslich beobachten, wie Mainstream-Medien den PR-Künstlern im Verlauf des Tages auf den Leim gingen.