Leserforum„Wie die britische Justiz Nazi-Täter davonkommen ließ“

Leserforum / „Wie die britische Justiz Nazi-Täter davonkommen ließ“

In seinem Artikel „Wie die britische Justiz Nazi-Täter davonkommen ließ“ (LW Nr. 127 vom 5./6. Juni 2024) wirft Sascha Zastiral die Frage auf, warum die Täter der Gräueltaten, die von SS und deutscher Wehrmacht auf der Kanalinsel Alderney verübt wurden, nicht von der britischen Justiz verfolgt wurden. Nun, bei den Briten ist dies mit größter Wahrscheinlichkeit ein Einzelfall, aber während der Nachkriegszeit in Deutschland war das eigentlich die Regel. Mit dem Titel „Wie die deutsche Justiz Nazi-Täter davonkommen ließ“ könnte man Tausende Artikel und Bücher schreiben. Nazi-Verbrecher wurden laufen gelassen, ja, sie konnten oft wieder Geld, Ehre und sogar Macht erlangen. Viele Fälle sind unglaublich skandalös, wie z.B. der des SS-Sturmbannführers Joachim Peiper, der vor allem für das Massaker von Malmedy, verantwortlich war, bei dem SS-Soldaten am 17. Dezember 1944 über 80 unbewaffnete amerikanische Kriegsgefangene kaltblütig ermordeten. Die Amerikaner verurteilten Peiper mit 42 seiner Männer zum Tode am Galgen. Doch niemand wurde gehängt. Peipers Strafe wurde in lebenslänglich umgewandelt, 1954 auf 35 Jahre und 1956 auf die im Gefängnis verbrachte Zeit reduziert. Er wurde entlassen und wie viele andere Nazi-Verbrecher von Porsche eingestellt.

Wie konnte es auch anders sein, in einem Land, in welchem ein prominenter Nazi wie Hans Globke es schaffte, 1953 Amtschef und engster Mitarbeiter des Bundeskanzlers Konrad Adenauer zu werden. Hier sei daran erinnert, dass Dr. Hans Globke 1934/35 maßgebend an der Ausarbeitung der Nürnberger Rassengesetze beteiligt war, welche die legale Grundlage für die spätere Vernichtung der Juden bildeten. Noch skandalöser ist, dass Luxemburg es 1957 tatsächlich fertigbrachte, diesem Alt-Nazi das Großkreuz zum Orden der Eichenkrone zu verleihen! In einem Land, in dem ein Theodor Oberländer, Ex-Hauptsturmführer der SS, es zum Minister brachte! In einem Land, in dem Bundespräsident Walter Scheel und Bundeskanzler Georg Kiesinger alte Nazis waren! Fast hätte ich Kurt Waldheim vergessen, der UN-Generalsekretär und österreichischer Bundespräsident war. In einem Land, in welchem der gesamte Justizapparat mit Alt-Nazis verseucht war!

Man kann natürlich argumentieren, dass im Nachkriegsdeutschland qualifizierte Menschen, die eine reine Weste hatten, extrem selten waren, und man deshalb nicht auf Ex-Nazis verzichten konnte. Das mag zum Teil auch wahr sein, aber dieser offensichtliche Verzicht, solche Massenmörder zur Verantwortung zu ziehen, ist nicht nur auf den von Alt-Nazis durchseuchten Justizapparat zurückzuführen, man muss dies auch vor dem Hintergrund der NATO-Gründung 1949 sehen und, im selben Jahr, der Bundesrepublik Deutschland sowie des Aufbaus der deutschen Bundeswehr, deren Gründung schließlich 1955 stattfand. Damals war der Feind die Sowjetunion, und es gab schon lange Stimmen, die sich ein bewaffnetes Deutschland herbeiwünschten, um die NATO zu stärken und so einer möglichen Aggression der Sowjetunion besser entgegentreten zu können.

Dazu brauchte man Männer mit Erfahrung, und die fand man eben in den früheren Kohorten und Rängen der Nazis! So kam es, dass der Ex-Generalmajor der Wehrmacht Reinhard Gehlen der erste Präsident des neu gegründeten Bundesnachrichtendienstes (BND) wurde (1956 bis 1968) und dass Hans Speidel, nach seiner ruhmvollen Karriere als Hitler-General, der Oberkommandierende der NATO-Landstreitkräfte in Mitteleuropa wurde (1957 bis 1963). Speidel war mein oberster Kommandeur, als ich meinen Militärdienst in Luxemburg leistete, etwas, was mich besonders empörte, da seine Sippschaft mich und meine Familie von 1942 bis 1945 in die Umsiedlung nach Schlesien verbannt hatte.

Diese Aufzählung könnte man beliebig verlängern, z.B. mit Ex-Generalleutnant Adolf Heusinger, der 1955 auch Generalleutnant der neu gegründeten Bundeswehr wurde, es bis nach Washington D.C. als Vorsitzender des Military Committee der NATO schaffte und 1963 das „Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband“ der Bundesrepublik erhielt.

Im besetzten Europa fanden nicht nur in den KZs unzählige Gräueltaten der deutschen Wehrmacht und der SS statt, ohne dass die daran Beteiligten dafür büßen mussten. Die Namen der Mörder waren und sind bekannt, doch entweder ließen sich die im Ausland gesprochenen Urteile nicht in Deutschland vollstrecken oder die Ermittlungen in Deutschland wurden eingestellt, oder Deutschland verweigerte die Auslieferung der Mörder. Wie bereits gesagt: skandalös, doch leider bei weitem kein Einzelfall, wie der in Großbritannien. Wäre es nicht höchste Zeit, dass Luxemburg dem Herrn Globke den ihm verliehenen Orden posthum aberkennen würde, so wie Österreich es im Mai dieses Jahres bereits machte?

Luxmann
12. September 2024 - 8.00

Der hauptgrund fuer diese tatsache wird ja hier ernimmt...wer in der nachkriegs BRD gegen die roten sowjetrussen war, der war ein guter und die leute mit NS vergangenheit gehoerten in diese kategorie..