Streit um die Weihnachtskrippe

Streit um die Weihnachtskrippe
(Felix K?stle/dpa)

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Darf eine Krippe in der Weihnachtszeit in einem Rathaus aufgestellt werden? In Frankreich muss sich der oberste Verwaltungsgerichtshof mit der Frage befassen und findet keine Einigung.

Frankreich ist seit 1905 ein laizistischer Staat mit strikter Trennung von Kirche und Staat. Der strenge Laizismus bringt das Land immer wieder in Schwierigkeiten. Darf ein Mädchen in der Schule ein Kreuz an einem Halskettchen tragen? Was überall anders als Schmuck betrachtet wird, kann von einem Schuldirektor als ostentativer Ausdruck von Glauben betrachtet werden. Das silberne oder goldene Kreuz verschwindet dann unter dem Pullover oder die Kette verschwindet in der Tasche des Mädchens. Zur Eröffnung des Kirchenjahres erscheinen Bürgermeister selbst dann nicht in der Kirche, wenn sie katholisch sind.

Frankreich stellt sich mit dem rigide gehandhabten Laizismus dauernd Fallen. In großen, repräsentativen Gebäuden war es bisher üblich, dass es in der Weihnachtszeit auch große Krippen gab, die prächtig ausgestattet waren. In Paris ist nun damit Schluss. Im Rathaus gibt es keine Krippe mehr. Bürgermeisterin Anne Hidalgo geriet allerdings im vergangenen Jahr unter Beschuss, weil sie zum Ende des Ramadan zum traditionellen Festmahl ins Rathaus einlud.

Ausdruck der Kultur

Jetzt hat sich die Frage, ob die Krippe ein religiöses Symbol ist oder ein Ausdruck der Kultur ist, in das höchste französische Verwaltungsgericht – den Staatsrat – eingeschlichen. Aurélie Bretonneau, Berichterstatterin des großen Senats, ist der Meinung, dass Weihnachtskrippen als Ausdruck der französischen und europäischen Kultur durchaus während der Advents- und Weihnachtszeit in öffentlichen Gebäuden aufgestellt werden dürfen.

Gegner der Krippen in Rathäusern verweisen darauf, dass nördlich der Loire Krippen erst seit einigen Jahren auftauchen. Außerdem argumentieren sie, dass Maria und Joseph, das Jesus Kind und Schafe und Ochsen in einer Krippe wohl kaum als „Folklore“ anzusehen seien.

Wie gelähmt

Ende Oktober berieten die 17 Mitglieder des Senates stundenlang. Weil am Abend der Vizepräsident ins Ausland reisen musste, wurde die Sitzung unterbrochen.
Der Staatsrat erscheint allerdings, wegen einer zu erwartenden politischen Debatte, wie gelähmt. Als im zu Ende gehenden Sommer an den Stränden des Mittelmeeres Bürgermeister Verordnungen erließen, dass Ganzkörperbekleidungen (Burkinis) muslimischer Frauen verboten seien und Polizisten an einem Strand eine Frau zwangen, sich auszuziehen, entschied der Staatsrat, dass Burkinis erlaubt seien und setzte die Verordnungen außer Kraft.

Sollte er nun die Krippen nicht erlauben, fürchten Mitglieder des Senates, wird ihm ein Messen mit zweierlei Maß vorgeworfen. Und es könnte durchaus sein, dass noch ein anderes Problem auf ihn zukommt. Im vergangenen Jahr hatten Bürgermeister das Aufstellen eines Weihnachtsbaumes in ihren Rathäusern und Verwaltungsgebäuden unter Berufung auf die Trennung von Kirche und Staat verboten.

Am kommenden Donnerstag will der große Senat des Staatsrates erneut zusammentreten und über Krippen in Rathäusern beraten.